Reisebericht Indonesien
Einreise & Motorradimport:
Detaillierte Infos zu Einreisebestimmungen sowie zum temporären Fahrzeugimport findest du in unseren Länderinfos & Reisetipps Südostasien
Route:
Kayangan - Labuhan Tano - Utan - Sumbawa Besar - Empang - Dompu - Bima - Sape
Die Route auf der Google Karte dient der Übersicht und zeigt im Großen und Ganzen unsere gefahrene Strecke, im Detail kann es aber zu Abweichungen kommen.
Gefahrene Kilometer von Burghausen:
31.477 Km
Spritpreis:
0,37 - 0,46 € (88 - 91 Oktan)
Währung:
Rupiah
Probleme mit den Motorrädern: -
Stürze/ Umfaller: -
Gesundheit/ Verletzungen: -
Obwohl uns Sumbawa gleich wieder mit Regen begrüßt, sind wir doch sehr positiv überrascht. Entgegen dem sehr landwirtschaftlich geprägten Lombok hat Sumbawa wesentlich mehr hügeliges, saftig grünes Buschland zu bieten und die Straße nach Sumbawa Besar führt direkt an der Nordküste der Insel entlang und so bieten sich uns einige fantastische Aussichten auf die Flores See. Als uns mal wieder ein heftiger Regenschauer erwischt, suchen wir unter dem Vordach einer kleinen Markthalle Schutz und wie es der Zufall so will, werden wir Zeuge von „LKW-Reifen flicken auf Indonesisch!“
Ehe wir uns versehen ist der Lkw aufgebockt, die Felge von einem zierlichen Bengel, augenscheinlich nicht älter als 13 oder 14 Jahre, abmontiert und er beginnt, den Reifen mit einem Montiereisen ins Felgenbett zu drücken. Dann schnappt er sich einen Vorschlaghammer, welcher seinem eigenen Körpergewicht entsprechen dürfte und drischt mit einem Keil den Felgenring von der Felge, was doch einige Minuten dauert und ihm sichtlich den Schweiss auf die Stirn treibt. Danach wird der Reifen, welcher dem deutschen TÜV Beamten wegen seines Zustands wohl einen Herzinfarkt bescheren würde, abgezogen und der Schlauch, der nicht zum ersten Mal geflickt wurde, kommt zum Vorschein. Dieser wird aufgeblasen, in einem Wasserbad die defekte Stelle lokalisiert und dann per Winkelschleifer! rund um das Loch aufgerauht. Nun kommen wir zum spannenden Teil. Da hier Reifen flicken an der Tagesordnung liegt, werden hier keine TipTop-Flicken verwendet, nein, hier läuft die Sache noch nach ganz alter Schule. Eine Gerät, Marke Eigenbau und welches wir in Asien schon des öfteren gesehen hatten und nie wussten wofür , kommt nun zum Einsatz. Einfach ausgedrückt handelt es sich hierbei um eine Art beheizte Spindelpresse, was bedeutet, dass wahlweise die untere Platte oder der Stempel (welcher oftmals aus einem Kolben eines Motors besteht) erhitzt wird und zwar mit Hilfe von Benzin. Auf den Schlauch wird dann um die undichte Stelle etwas Vulkanisiermittel aus einem Eimer aufgetragen und ein händisch ausgeschnittener Gummiflicken aufgebracht. Danach kommt die ganze Geschichte in die Spindelpresse und der Flicken verschmilzt nun durch Druck und Hitze mit dem Schlauch. Das war´s, sieht wesentlich standfester aus als unsere Radlflicken und dicht scheint es auch zu sein. Danach kommt der Schlauch wieder in den Reifen, das Ganze auf die Felge und schwupps ist alles wieder montiert, in weniger als 20 Minuten… wir sind beeindruckt, vor allem aber von dem Bengel, der hier echt auf Zack ist.
Da es noch immer nicht aufgehört hat zu regnen, müssen wir wohl in den sauren Apfel beißen und fahren die letzten Kilometer bis zur Inselhauptstadt Sumbawa Besar bei strömendem Regen. Wenigstens finden wir für den Abend ein kleines Motel mit recht geräumigen, günstigen Zimmern und so verwandeln wir unsere Unterkunft kurzerhand in einen Trocknungsraum für all unsere durchgeweichten, dreckigen und klitschnassen Sachen.
Der Morgen begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und am Himmel ist keine einzige Regenwolke mehr zu sehen. Bei solch herrlichem Wetter macht das Motorradfahren doch gleich wieder viel mehr Spaß und die tollen Landschaft Sumbawas tut dem ein Übriges. Wir fahren vorbei an saftig grünen Feldern, im Hintergrund sieht man das bergige Hinterland aufragen, immer wieder führt die Strecke am Ufer der Flores See vorbei und auch so manche andere Kuriosität bietet sich uns am Wegesrand.
Trotz traumhafter Kulisse müssen wir uns immer wieder darauf besinnen, uns mehr auf die Straßen zu konzentrieren, denn der Zustand von Sumbawas Straßen ist genauso wechselhaft wie die Landschaft der Insel. Mal haben wir feinsten Asphalt, mal von Sand und Schlamm zugespülte Piste, mal Baustelle oder Schlaglöcher so groß, dass man fast unsere Motorräder darin verstecken könnte! Dass diese chaotischen Straßenverhältnisse immer wieder ihren Tribut fordern, ist klar. Bedenkt man allerdings, wie todesmutig die asiatischen Fahrer oftmals in Rennfahrer-Manier über die Straßen und Pisten brettern, so wundert es uns eigentlich, dass nicht noch viel mehr Unfälle passieren. Hier gibt es defintiv noch ein Leben nach dem Tod, oder sollte es zumindest.
Also eines ist klar, langweilig wird uns auf dieser Strecke sicherlich nicht. Gegen Mittag haben wir uns definitiv eine Pause und eine Kleinigkeit zu essen verdient. Dass es in der Essensbude unserer Wahl mal wieder nur Nudelsuppe gibt macht auch nichts, werden wir doch durch eine fantastische Aussicht und „Picknick-Bänkchen“ der ganz besonderen Art entschädigt. Und da Helle mal wieder zu jedem Gast „Hallo“ sagen muss, hat er gleich eine ganze Großfamilie neuer Freunde gefunden!
Als wir am Abend in dem Ort Bima in ein Hotel einchecken, das wir uns aufgrund des eingezäunten Vorplatzes, auf dem wir unsere Motorräder abstellen können, ausgesucht haben, werden wir mal wieder von der Freundlichkeit der Indonesier überrascht. Der Inhaber des Hotels ist nämlich aufgrund unserer drei „Big Bikes“ so aus dem Häuschen, dass er es sich nicht nehmen lässt unsere Babies in seiner Hotellobby anstatt auf dem Vorplatz zu parken. Sicher ist sicher. Na wenn er meint, dann fahren unsere dreckigen und staubigen Motorräder eben über seinen frisch gewienerten Hotelboden und parken in seiner Lobby! War sowieso noch auf Helle´s "Must-do" Liste.
Die Fähre, die uns am nächsten Tag vom Hafenort Sape ganz im Osten Sumbawas auf die Nachbarinsel Flores bringen soll, wirkt auf den ersten Blick nicht wirklich vertrauenserweckend auf uns, doch wir sind froh, dass überhaupt eine Fähre fährt. Wie schon so oft hat das vermeintliche Personal der Fährgesellschaft keine Ahnung über den Fahrplan und augenscheinlich war auch hier der Fährverkehr komplett eingestellt worden, wie wir an den Massen von LKW´s sehen. So sind wir uns zu Anfang nicht sicher, ob auch für uns und unsere Bikes ein Plätzchen auf dem Kutter übrig ist. Im schlimmsten Fall hiesse das wieder warten, wer weiss wie lang. Aber wir haben Glück und dürfen sogar als erstes nach Bezahlung direkt beim Kapitän auf das Boot fahren. (Wir haben den regulären Preis bezahlt, allerdings nicht beim Fährschalter sondern ohne Quittung direkt beim Kapitän, jeder kann sich somit seinen Teil denken, aber was soll´s, Hauptsache nicht warten) Dass auch noch alle Türen der Fähre unverschlossen sind und Helle sich in aller Ruhe im Maschinenraum der Fähre umschauen kann, ohne dass uns überhaupt einer der Angestellten fragt, was wir hier zu suchen haben, auch das ist nur in Indonesien möglich.
Na egal, versuchen wir uns lieber mit dem Blick auf den herrlichen Sonnenuntergang abzulenken, während die Fähre ihre Fahrt in Richtung Labuanbajo fortsetzt.
Obwohl der äussere (und leider auch innere) Zustand der Fähre etwas marode erscheint, so bietet die Fähre doch einiges an Komfort, für indonesische Verhältnisse ja sogar Luxus. Wir haben einen eigenen Stuhl und es gibt einen Film auf einem kleinen Flachbildschirm zu sehen. Nicht schlecht! So vergehen die acht Stunden Überfahrt nach Flores doch schneller als gedacht!
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