Reisebericht Laos
Einreise & Motorradimport:
Detaillierte Infos zu Einreisebestimmungen sowie zum temporären Fahrzeugimport findest du in unseren Länderinfos & Reisetipps Südostasien
Route:
Kratie - Khong - Pakse - Attapeu - Pakxong - Pakse
Die Route auf der Google Karte dient der Übersicht und zeigt im Großen und Ganzen unsere gefahrene Strecke, im Detail kann es aber zu Abweichungen kommen.
Gefahrene Kilometer von Burghausen:
19.174 Km
Spritpreis:
1,04 € (92 Oktan)
Währung:
Laotische Kip
Probleme mit den Motorrädern: -
Stürze/ Umfaller:
- Bea 1x
- Helle 1x
Gesundheit/ Verletzungen:
- nach Umfaller stark geschwollenes Knie (Bea)
Auf Koh Kong angekommen wechseln wir erst mal unsere restlichen USD in laotische Kip. Zu unserem Glück haben wir noch einiges an USD übrig, denn wie sich herausstellt, gibt es weder auf dem Festland im südlichen Laos noch auf Koh Kong eine Bank oder einen ATM. Die nächste größere Stadt, in der man Geld abheben kann, ist Pakse, 150 km nördlich von Koh Kong und da wollten wir eigentlich in ein paar Tagen erst hin.
Weiter geht es dann zum „Mekong Inn“ dem Guesthouse der Familie, die wir bereits an den Wasserfällen getroffen hatten und man hat uns nicht zu viel versprochen, das Guesthouse liegt direkt am
Ufer des Mekong und vom Restaurant aus hat man einen phantastischen Blick auf den Fluss, der hier im Bereich von „4.000 Islands“ eine breite von über 14 km hat. Leider haben die günstigen Zimmer
natürlich keinen Ausblick auf den Mekong, aber für umgerechnet nur 4 Euro für ein Doppelzimmer mit „shared bathroom“ nehmen wir das gerne in Kauf!
Als wir am Abend alle zusammen in eines der netten Lokale direkt am Ufer des Mekong gehen sehen wir plötzlich eine KTM in einem der Guesthouses stehen. Hey, die Maschine kennen wir doch! Und tatsächlich, es sind Aurel & Marion (www.the-great-adventure.fr), die wir bereits in Siem Reap getroffen hatten. Was für ein Zufall! Die beiden schließen sich uns an und so verbringen wir einen lustigen und interessanten Abend zusammen, essen lecker laotisches Essen, trinken das eine oder andere Bier zusammen und tauschen mal wieder unsere aktuellen Reiseerlebnisse der letzten Wochen aus!
Leider wollen die beiden am nächsten Tag gleich weiter und so verabschieden wir uns ein zweites Mal von ihnen, aber wer weiß, vielleicht sieht man sich ja noch ein weiteres Mal „On the Road“, wir würden uns auf jeden Fall freuen! Da wir seit Siem Reap doch schon wieder einiges an Strecke zurück gelegt haben nutzt Helle die Pause, um die Bikes mal wieder durchzuchecken und einige Kleinigkeiten zu reparieren.
Außerdem fällt ihm auf, dass in der Batterie des „Alperer“ so gut wie keine Batterieflüssigkeit mehr ist. Da aber auf der kompletten Insel kein destilliertes Wasser aufzutreiben ist, versucht er mit einer sehr gewagten Konstruktion Marke „Eigenbau“ selbst ein Destillat herzustellen. Zuerst dient eine aufgeschnittene Plastikflasche als Auffangfläche für den Wasserdampf, dann ein Metalldeckel doch irgendwie funktioniert weder die eine noch die andere Konstruktion so wirklich und so beschließt er irgendwann, einfach normales Trinkwasser (gefiltert mit unserem Wasserfilter) in die Batterie zu füllen. Viel schlimmer als eine komplett leere Batterie, kann es ja kaum mehr werden!
Zu Gast bei einer buddhistischen Mönchs-Zeremonie
Zu unserer Freude werden wir von der Inhaberfamilie unseres Guesthouses dazu eingeladen, am nächsten Tag bei einer buddhistischen Mönchs-Zeremonie teilzunehmen. Die Familie erklärt uns, dass es in Laos Tradition ist, dass jeder junge Mann bevor er heiratet mindestens für 7 Tage ins Kloster gehen muss um als Mönch zu leben und dass einer der beiden Brüder am nächsten Tag seine Einweihungszeremonie hat, um dann die 7 Tage im Kloster anzutreten. Wir sind begeistert von der Einladung und schon sehr gespannt, was uns erwartet!
Am Mittag machen wir uns auf ins nur gut 3 km entfernte Kloster, um bei der laotisch-buddhistischen Mönchs-Zeremonie dabei zu sein. Als wir am Kloster eintreffen, haben sich schon die ganze
Familie des Initianten sowie alle Verwandten versammelt um gemeinsam zu beten und das Familienoberhaupt singt verschiedene „Chants“ aus einem buddhistischen Buch. Der junge Mann, der nun für die
nächsten 7 Tage zum Mönch wird, ist bereits in ein weißes Gewand gehüllt und man hat ihm nicht nur die Kopfhaare, sondern auch die Augenbrauen geschoren. Der Duft von Räucherstäbchen liegt in der
Luft und die Gebete, die für uns wie ein melodischer Sing-Sang in einer völlig fremdartigen Sprache klingen, erfüllen den ganzen Raum mit einer sehr spirituellen Stimmung.
Nach dem gemeinsamen Gebet wandern der „Jungmönch“ sowie alle Angehörigen sieben Mal um den kleinen Tempel auf dem Gelände des Klosters. Ihre Wanderung wird begleitet vom Gesang und den Trommelschlägen der Mönche. Vor allem die riesige Trommel, die langsam und gleichmäßig geschlagen wird, erfüllt den ganzen Platz mit einem dumpfen, monotonen Ton, in dessen Takt die ganze Gruppe summt und betet.
Danach lässt sich die Festgemeinde vor dem Tempel nieder während zwei der älteren Mönche die Einweihungszeremonie, die unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit im Tempelinneren stattfindet, vollziehen. Auch wir setzten uns in einiger Entfernung vom Tempel auf den Boden und freundlicherweise werden auch wir mit Wasser und kleinen Snacks versorgt, als gehörten wir zur Familie. Einfach klasse! Es folgt ein weiteres Gebet, bevor die Einweihungszeremonie beendet wird und die Familie zurück nach Hause fährt. Dem Jungmönch stehen nun allerdings sieben harte Tage bevor, die geprägt sind von Fasten, wenig Schlaf, vielen Gebeten und Meditation und dem Versuch, in der zur Verfügung stehenden Zeit mehr über sich selbst und seine religiösen und spirituellen Wurzeln und Ansichten heraus zu finden.
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Auch wir machen uns auf den Weg zurück zu unserem Guesthouse. Das heißt, zumindest einige von uns… denn Helle hatte Bea, mit zum Kloster genommen, doch leider scheint er das irgendwie vergessen zu haben, denn während sich Bea gerade ihren Motorradhelm aufsetzt, düst Helle schon davon. Zuerst denkt sie sich, dass er sie nur etwas ärgern will, doch als er außer Sichtweite ist, kommt ihr das Ganze dann doch irgendwie komisch vor… und tatsächlich, es dauert einige Minuten, bis Helle wieder da ist um sie dann doch noch aufzuklauben. Eigentlich sollte man meinen, dass nach so einer Aktion eine Entschuldigung fällig ist, doch das einzige, was Helle zu dem Schlamassel einfällt ist „kann doch mal passieren…“ *ahaha* typisch Mann…
Auf dem Rückweg vom Kloster beschließen wir, noch eine kleine Inselrunde zu drehen damit Bea, die auch heute wieder notgedrungen Sozia auf Helles Bike sein muss, wenigstens etwas von der Insel zu sehen bekommt. Wie es der Zufall so will kommt uns plötzlich ein weißes Gespann entgegen und sofort merken wir, das Ding kennen wir doch! Es ist Heiko aus Hamburg, den wir bereits in Bangkok und Siem Reap getroffen hatten. Mittlerweile ist auch sein Bike aus Vladivostok eingetroffen und wie es der Zufall so will, ist auch er gerade erst von Kambodscha aus nach Laos eingereist. Das ist ganz eindeutig mal wieder ein klarer Fall von „die Welt der Motorradweltreisenden ist soooo klein“! Da Heiko ebenfalls eine Runde durch Laos drehen will beschließt er spontan, sich uns anzuschließen!
Als wir an diesem unserem letzten Abend auf Koh Kong an der Uferpromenade entlang schlendern, um uns ein Abendessen zu kaufen, sehen wir plötzlich vor einem der Guesthouses drei Motocross-Bikes mit thailändischen Nummernschildern stehen und direkt daneben sitzen drei total verstaubte und verdreckte Typen und trinken Bier. Es stellt sich heraus, dass die drei - Don, Phil und Steve – gerade eine kleine Offroad-Tour durch Laos machen. Und was noch viel besser ist, Phil ist der Besitzer des legendären „Riders Corner“ in Chiang Mai und Don, der ebenfalls in Thailand lebt, produziert Motorrad-Landkarten und GPS-Updates für Nordthailand und Laos.
Die drei erzählen uns allerdings, dass sie Probleme mit einem der Bikes haben, es will mit dem E-Starter einfach nicht mehr anspringen und da sie so gut wie kein Werkzeug dabei haben, können sie das Ding auch nicht zerlegen. Obwohl wir Koh Kong Morgen früh verlassen wollen, bieten wir ihnen an, am Morgen vorbei zu schauen, vielleicht können wir das Problem ja finden! Gesagt, getan, und so starten die Jungs, ausgerüstet mit jeder Menge Werkzeug, am frühen Morgen zum Guesthouse von Don, Phil und Steve.
Und tatsächlich, das Problem ist schnell erkannt, der Kupplungsschalter ist gebrochen! Doch mit ein wenig Improvisation ist der Schalter schnell überbrückt und der E-Starter der Maschine funktioniert wieder! Die Jungs sind wirklich dankbar für die Hilfe und Phil lädt uns ein, ihn auf jeden Fall im „Riders Corner“ zu besuchen, wenn wir nach Chiang Mai kommen. Na da sagen wir doch nicht nein!
In Pakse angekommen gönnen wir uns erst mal ein leckeres indisches Abendessen
Nun ist es aber Zeit und nach genau einer Woche Pause auf Koh Kong brechen wir endlich auf in Richtung Pakse. Mit einer kleinen „Fähre“, oder eigentlich mehr mit zwei Langbooten, die nur mit Holzplanken aneinander fest gemachten sind, geht es mit der „Dicken Rosi“ wieder zurück ans Festland, da die eigentliche Autofähre am anderen Ufer liegt und dort so lange wartet, bis genügend Autos drauf gefahren sind, so dass sich eine Überfahrt rentiert und wer weiß, wie lange das noch dauern kann. Dann wählen wir doch lieber die etwas abenteuerliche Variante!
Danach geht es mit derselben Nussschale noch einmal zurück um auch den "Alperer" zu holen. Ganz wohl ist uns bei dem kleinen, stark schaukelnden Gefährt nicht, zumal das Ding auch bis zu den Planken ins Wasser eintaucht, als Helle mit unseren schweren Bikes darauf fährt. Da dem geschäftstüchtige Fährmann aber ein Bike pro Überfahrt zu wenig ist, quetscht er auch noch einen Roller neben Helles Motorrad und so schippern wir total überladen wieder zurück über den Mekong und hoffen, dass unsere Nussschale nicht untergeht, bevor wir das sichere Ufer erreichen!
Als wir am frühen Abend in Pakse ankommen, sind leider alle Guesthouses, die wir abklappern, ausgebucht. Als wir an einem der Hotels in der Hauptstraße nach einem Zimmer und einer sicheren Parkmöglichkeit für unsere Bikes fragen, bietet man uns an, dass wir die Bikes am Abend in die Lobby des Hotels stellen können und so beziehen wir dort unsere Zimmer und gönnen uns erst mal ein leckeres indisches Abendessen, dass eine tolle Abwechslung zum asiatischen Essen, dass wir nun doch schon seit geraumer Zeit fast täglich essen, bietet.
Doch die Freude währt leider nur kurz, denn als wir später am Abend unsere Bikes in den Eingangsbereich des Hotels fahren wollen heißt es plötzlich, dass das nun doch nicht ginge, da sie zu groß wären und dass wir direkt vor dem Eingang des Hotels parken sollen. Sie hätten einen Sicherheitsmann und unsere Motorräder wären auch vor dem Hotel sicher. Na super! Da wir nicht gerade begeistert sind, dass unsere Motorräder direkt an der Hauptstraße stehen, wo sie jeder sehen kann, entschließen wir uns zumindest unsere Koffer abzumontieren und zusammen mit dem Inhalt unserer kleinen Fronttaschen in unser Zimmer zu bringen. Wir wohnen natürlich im Obergeschoss und so dürfen wir 4 volle Alukoffer die Treppen rauf schleppen! Dass vor allem Helles Stimmung nach dieser „tollen“ Aktion ziemlich bescheiden ist, ist ihm nicht zu verdenken. Na wollen wir mal hoffen, dass wenigstens der Sicherheitsmann seinen Job gescheit macht!
Da die Jungs schon lange von einem richtigen Offroad-Ausflug reden beschließen wir, dass Helle, Jannick und Heiko die Gelegenheit nutzen sollten, um ein wenig Offroad fahren zu gehen, während Bea im Hotel bleibt und etwas relaxt. Gesagt, getan und so bekommt die „Dicke Rosi“ am nächsten Morgen einen Seitenwagen verpasst ;-) denn Offroaden mit einem Gespann macht nicht sooo viel Spaß und so bleibt Heikos Ural-Boot - aus Sicherheitsgründen angekettet an Beas Rosi - ebenfalls in Pakse zurück. Und so starten die Jungs mit nur leichtem Gepäck zu ihrem kleinen Offroad-Trip.
Bea:
Fast drei Tage ohne eine Horde halb wilder Männer zu verbringen, das ist echt ein Traum! Leider hat mich Helle unserer Kamera beraubt, so kann ich die nächsten 3 Tage keine Bilder machen, aber
sooo viel interessantes gibt es auf dem Weg von unserem Hotelzimmer runter ins Restaurant und wieder rauf ins Zimmer wohl auch nicht zu berichten. Ich verbringe die Tage damit, einiges an
Reiseberichten nachzuholen, etliche Emails von Freunden, Bekannten und Interessierten, die uns geschrieben haben, zu beantworten und ich bestelle im indischen Restaurant, dass zu unserem Hotel
gehört, (ganz zum Leidwesen meiner Linie…) eine Leckerei nach der anderen. Nach drei Tag „Internetten“ und Reiseberichte schreiben ist mir aber dann doch schon ganz schön fad… und da es schon
fast dunkel ist mache ich mir – ganz mädchen-mäßig – dann doch schon ein bisschen Sorgen um „meine Jungs“. Nicht dass sich einer der Drei doch noch verletzt hat bei ihrem Offroad-Trip… auch mein
Versuch, die Drei auf dem Handy zu erreichen, ist erfolglos.
Doch irgendwann hörte ich das vertraute Motorengeräusch des "Alperers" und beim Anblick der Jungs muss ich erst mal richtig lachen, denn alle drei sowie die Bikes sind von Kopf bis Fuß voll mit roter Erde, Schlamm, Matsch und Dreck! Aber trotz dem einen oder anderen Umfaller ist keinem der Drei etwas passiert und die kleinen „Schäden“ an den Bikes, die der Tribut nach drei Tagen Offroad fahren sind, können auch schnell wieder behoben werden.Und so gibt es zur Feier des Tages im Restaurant des Hotels erst mal eine Runde Bier für alle, bevor die Jungs ziemlich k.o. in ihre Betten fallen!
Helle:
Das Wetter ist ideal, eher schon fast zu heiß und so freuen wir uns auf die kühlen Temperaturen, die uns auf dem Bolaven-Plateau, das auf ca. 1500 m liegt, erwarten. Wir tanken in Pakse noch
einmal voll und dann geht’s immer bergauf bis nach Paksong. Da das Plateau ideale Temperaturen für den Kaffeeanbau bietet und wir die Plantagen unbedingt besichtigen wollen, biegen wir in Paksong
auf einen kleinen Offroad-Weg in Richtung Norden ab. Wir fahren durch kleine Dörfer über oftmals sehr „ursprüngliche“ Brücken und vorbei an riesigen Kaffeeplantagen.
Die Menschen sind sehr freundlich und speziell die Kinder sind sehr neugierig, da diese weder „Farangs“ (Ausländer) noch große Bikes gewohnt sind. Auf Höhe des Dorfes Houay Kong biegen wir dann auf einen kleinen Offroad-Weg ab, laut Reiseführer an einigen tollen Wasserfällen Richtung Süden führen soll. Der Track führt mitten durch den Dschungel, wir überqueren einige Flüsse der Ausblick auf die toller Berglandschaft ist fantastisch. Ja, das gefällt uns schon wesentlich besser! :-). Einer der Wasserfälle ist ganz besonders ursprünglicher und beeindruckend, wir sind begeistert! Jannick ist sogar derart begeistert, dass er beim Versuch, einen Bremsdrift hinzulegen, gleich auch das Bike mit hinlegt.
Leider wird auch hier so einiges gebaut und so sind viele LKWs unterwegs, die man auf dem schmalen Weg nur schwer überholen kann. Noch dazu müssen wir uns beeilen, denn es sind noch immer ca. 50 km bis Attepeu und es beginnt schon zu dämmern.
6 Uhr morgens, der Wecker klingelt und wir packen voller Vorfreude unser Gepäck aufs Motorrad. An einer Weggabelung machen wir Rast und besprechen, welchen Weg wir als nächstes einschlagen sollen, als plötzlich zwei Männer in Uniform auf uns aufmerksam werden. Sofort schwingen sie sich auf ihren Roller, um uns einen Besuch abzustatten. Während die beiden unsere Bikes begutachten, betrachten wir fasziniert einige doch sehr sonderbare Zubehörteile an ihrem Roller.
Wir genießen die Herausforderung, die der Offroad Track bietet
Nach einigen Minuten fängt der ältere der beiden allerdings an uns nach irgendwelchen Papieren sowie unseren Reisepässen zu fragen. Da wir unsere Dokumente allerdings bei Bea im Hotel gelassen haben geben wir ihm zu verstehen, dass wir eigentlich nichts verstehen und ich zeige ihm mein Reisetagebuch, damit er wenigstens etwas zum anschauen hat. :-) Etwas verwirrt blättert er darin rum und fragt erneut nach irgendwelchen Dokumenten. Wir geben uns erneut ahnungslos und so fängt er an, alle Nummernschilder der Bikes zu notieren, was uns schon etwas stutzig macht…Nachdem aber auch sein dritter Versuch, unsere Papiere zu verlangen, nur von ahnungslosem Schulterzucken und großen Augen unsererseits beantwortet wird, schwingen sich beide wieder auf ihren Roller und fahren davon. Na bitte, manchmal hilft einfach dumm stellen dann doch! Da wir uns aber nicht sicher sind, ob die beiden nicht doch mit höherer Instanz wieder zurück kommen, verziehen auch wir uns so schnell wie möglich. Wir biegen an der Gabelung links ab und nun finden uns prompt wieder auf einem Offroad-Track vom feinsten! Der Weg wird immer schmäler, ist oftmals sehr ausgewaschen, es geht steil bergauf und natürlich auch bergab und wir müssen kleinere Flüsse durchqueren. Hinzu kommt, dass der eigentlich Weg oftmals durch umgestürzte Bäume versperrt ist und so fahren wir quer durchs Unterholz drum herum. Und auch wenn das manchmal richtig ansträngend ist, so genießen wir diese Herausforderung sehr!
Die Landschaft wechselt ständig und manchmal erinnert es uns an die kargen Berglandschaften in den Alpen, ein anderes Mal stehen wir wieder mitten im Dschungel. Nachdem wir eine ganze Weile auf einer Hochebene dahin fahren, erreichen wir die Abfahrt in ein Tal, welche sich in steilen und engen Serpentinen den Hang hinunter schlängelt. Der Weg wird immer übler und oftmals sind nur 15 cm breite Streifen befahrbar, da der Rest teils bis zu 40 cm tief ausgewaschen ist. Wir müssen immer wieder eine Pause einlegen, etwas Wasser trinken und eine Kleinigkeit essen, da es einfach irre anstrengend ist! Wir haben noch immer Spaß, doch so langsam merken wir die Erschöpfung, die nach fast 3 Tagen Offroad so langsam ihren Tribut fordert. Eigentlich wollen wir am frühen Abend zurück in Pakse sein, aber so langsam sind wir uns nicht mehr sicher, ob wir das schaffen, denn unsere Orientierung beschränkt sich seit geraumer Zeit nur noch auf unser GPS, welches uns aber auch nur die die Himmelsrichtung anzeigt, in der Pakse liegt. Nach weiteren 2 Stunden erreichen wir endlich das Tal, ab dem der Track laut einiger Einheimischer wieder besser werden soll. Bevor der Weg aber endlich wieder besser wird, gibt es noch eine letzte Offroad-„Schmankerl“ für uns: Eine extrem schlammige Passage mit knietiefen Wasserlöchern und einer ca. 15 m langen Steilauffahrt, die durch herablaufendes Wasser und Schlamm selbst zu Fuss eine Herausforderung darstellt.
Jetzt wird’s interessant! Wir stoppen erst einmal und begutachten die Lage zu Fuß. Zwei Laoten, deren Roller anscheinend den Geist aufgegeben hat, schrauben munter neben der Auffahrt mitten im Schlamm an ihrem Fahrzeug herum. Motorenteile liegen offen im Dreck, die Plastikteile der Verkleidung sind ringsum verstreut und von den Schrauben will ich hier gar nicht erst anfangen... Jannick versucht sein Glück als erstes, allerdings mit zu wenig Schwung, das Profil seines doch nicht so offroad-lastigen Reifens macht sofort zu und er liegt samt Motorrad im Dreck. Nur mit Mühe und vereinten Kräften der beiden Laoten schaffen wir es, das Bike wieder aufzurichten und die Steigung hochzuquälen. Leider musste bei dieser Aktion sein mühsam mit „Epoxy“ geklebter Außenspiegel das Leben lassen! Als nächstes bin ich an der Reihe, aber ich mach den gleichen Fehler wie Jannick, zu wenig Schwung und auch bei mir macht das Profil an der Steigung sofort zu. Gleiches Bild wie zuvor: Bike und ich liegen im Dreck und nur zusammen mit den beiden Laoten klappt es, das Motorrad nach oben zu schaffen.
Heiko gelingt die Sache besser. Er nimmt mächtig Anlauf und in Kombination mit seinem Offroad-Reifen meistert er die Steigung. Allerdings hat er nun so viel Schwung, dass er fast Jannicks Bike umnietet, das oben am Ende der Steigung parkt. Nach dieser Anstrengung brauchen wir erst mal eine Verschnaufpause, da kommen plötzlich zwei Laoten auf ihren Rollern, beide bepackt mit je 50 L Benzinkanistern, aus der Gegenrichtung angefahren. Gespannt beobachten wir was die beiden sagen, wenn sie die Abfahrt sehen, die wir uns gerade so unerfolgreich rauf gequält haben, doch beide ackern locker die Steigung hinab, rumpeln samt Beladung durch die Wasserlöcher und die einzige Sorge, die die beiden hatten, waren anscheinend ihre Füße, mit denen sie tunlichst nicht in den Schlamm oder die Pfützen treten wollten!
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Es ist wirklich immer wieder beeindruckend, wo die Asiaten mit ihren kleinen Scheißteilen überall langrumpeln können, während die Strecken unsereinem die Schweißperlen auf die Stirn treiben!
Es dämmert schon, aber bis Pakse haben wir noch ca. 140 km vor uns, was trotz asphaltierter Straße aufgrund der laotischen Verkehrsbedingungen nochmal mindestens zwei weitere Stunden Fahrt bedeutet. So schaffen wir es den dritten Abend in Folge, dass wir im stockfinsteren bei jeder Menge Verkehr und total beschissener Sicht fahren müssen, was angesichts der vielen Menschen, Tiere und Ochsenkarren, die sich auf der Straße herum treiben, eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 35 km/h zur Folge hat und äußerst anstrengend ist. Einige Male können wir nur knapp einem plötzlich auftauchenden Hindernis ausweichen und wir sind ernsthaft glücklich als wir 3 Stunden später in unserem Hotel in Pakse eintreffen. Auch Bea hatte sich schon Sorgen gemacht und hat versucht, uns anzurufen. Bei einem Feierabendbier erzählen wir ihr von unseren anstrengenden aber überwältigenden Erlebnissen…
Beim bepacken der „Dicke Rosi“ fällt Bea auf, dass beide vorderen Stofftaschen fehlen
Unseren letzten Tag in Pakse verbringen Helle und der Rest der Bande damit, die Mopeds zu reinigen und wieder auf Vordermann zu bringen, damit wir am nächsten Tag endlich Richtung Norden aufbrechen können. Unter anderem muss Jannick seinen abgebrochenen rechten Spiegel wieder anbringen, die Ketten der Bikes werden gereinigt und Heiko montiert seinen Seitenwagen wieder ans Bike.
Heute ist es endlich soweit und wir brechen auf Richtung Norden. Unsere Freude währt allerdings nicht lange, denn als Bea gerade die „Dicke Rosi“ bepacken will, fällt ihr auf, dass beide vorderen Stofftaschen fehlen! Es war zwar außer ein paar Spanngurten, Expandern und einem Spülschwamm nichts wertvolles in den Taschen, sonst hätten wir sie nicht über Nacht am Motorrad gelassen, aber um die Taschen selber – auch wenn sie nicht sooo teuer waren – tut es uns schon leid und außerdem geht´s ums Prinzip, Klauen ist immer scheiße!
Zu allem Überfluss fällt der eh schon ziemlich angefressenen Bea beim Starten des Bikes dann auch noch auf, dass beide Tankleuchten brennen, und das obwohl wir erst wenige Kilometer vor Pakse vollgetankt hatten. Zuerst glaubt sie, dass an der Elektronik etwas nicht stimmt, doch nach Helles prüfendem Blick in den Tank ist klar, eben dieser ist leer! Und zwar komplett!!! Und nachdem wir den Benzinschlauch, der vom Tank zur Benzinpumpe führt, etwas genauer unter die Lupe nehmen, ist auch schnell klar, wohin stolze 24 Liter Benzin verschwunden sind: Irgendjemand hat in der Nacht nicht nur die beiden Stofftaschen gestohlen, sondern auch den Benzinschlauch abgezogen und den kompletten Tankinhalt geklaut!!!
Jetzt platzt Bea endgültig der Kragen und sie stampft wutentbrannt zurück ins Hotel, um zuerst mal den „netten“ Mann an der Rezeption zusammenzuscheißen, was denn eigentlich der hoteleigene Sicherheitsmann in der letzten Nacht gemacht hat, denn aufgepasst hat er ja wohl mit Sicherheit nicht! Einzige Antwort des total überforderten Personals: Da ist er nicht zuständig. Okay, auch gut, dann soll der Chef des Ladens antanzen, aber ganz schnell! Irgendwann taucht der dann auch auf und zeigt sich von Beas Wutanfall erst einmal recht unbeeindruckt. Erste Aussage: Kann ja jeder kommen und so was behaupten! *ahahahah*
Auf unsere Forderung, dass das Hotel wenigstens die 24 Liter Benzin bezahlt, die gestohlen wurden, reagiert er erst mal gar nicht, woraufhin Helle das Gespräch mit dem Chef übernimmt. Da dieser
aber weiterhin mit absolutem Desinteresse auf unsere Forderungen reagiert, wird das Gespräch etwas lauter, worauf der Mann jegliche Kommunikation mit Helle erst mal verweigert und versucht,
wieder mit Bea zu sprechen, der es aber mittlerweile auch reicht und das deutlich zu verstehen gibt. Erst als wir anfangen Fotos und Videos vom Hotel zu machen und dem Chef erklären, dass wir
Journalisten wären und seine Bude in unserem nächsten Reisebericht für ein deutsches Magazin sicher nicht gut wegkommen wird, kommt er etwas in die Gänge und bietet uns an, die Hälfte des
Schadens zu übernehmen. Doch auch das kommt für uns nicht in die Tüte, wir hätten ja nie in seinem Hotel eingecheckt, wenn man uns nicht versichert hätte, dass ein Sicherheitsmann die ganze Nacht
auf das Hotel und auch auf unsere Bikes aufpasst.
Nach ungefähr einer Stunde Diskussion ist es Bea dann wirklich zu blöd und sie greift zum Handy, um die Polizei zu rufen und eine Anzeige zu machen, was sie dem Hotelchef und den umstehenden
anderen Hotelgästen auch lautstark mitteilt. Wir hatten zwar nicht viel Hoffnung, dass diese Taktik funktioniert, aber einen Versuch war es wert. Und plötzlich, vielleicht auch weil das Wort
„Polizei“ gefallen ist, lenkt der Hotelchef doch noch ein und übernimmt zumindest die Kosten für die gestohlene Tankfüllung.
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