Eine defekte Kupplung und wie wir das Problem gelöst haben


Reisebericht Chile



Einreise & Motorradimport:

Detaillierte Infos zu Einreisebestimmungen sowie zum temporären Fahrzeugimport findest du in unseren Länderinfos & Reisetipps Südamerika

 

 

Route:

Calama - Sierra Gorda - Antofagasta - Mano del Desierto - Paradero Barazarte - Paranal - Paposo - Taltal - Cifuncho

 

Die Route auf der Google Karte dient der Übersicht und zeigt im Großen und Ganzen unsere gefahrene Strecke, im Detail kann es aber zu Abweichungen kommen.


Gefahrene Kilometer von Burghausen: 

79.721 Km

Spritpreis: 

1,10 € (93 Oktan)

Währung: 

Chilenische Pesos


Probleme mit den Motorrädern:

- Kupplung per Provisorium repariert (Dicke Rosi)


Stürze/ Umfaller:

- 1x Helle (auf Sandpassage)

Gesundheit/ Verletzungen:

- Bänderdehnung am linken Fuß nach Sturz (Helle)


 

 

Heute machen wir uns auf nach Calama, um den größten Kupfer-Tagebau der Welt, der den für uns fast unaussprechlichen Namen Chuquicamata trägt, zu besichtigen. Vom Büro der Minengesellschaft, das sich direkt in Calama befindet, werden die Touristen in einem kostenlosen Bus bis zur gut 15 km außerhalb der Stadt liegenden Mine gefahren. Dort angekommen werden wir als erstes durch Chuquicamata Stadt geführt, wobei es sich hierbei mehr um eine Geisterstadt handelt, denn die Stadt wurde 2004 aus Gesundheitsgründen und weil man auch unter der Stadt Kupfer entdeckte, nach Calama umgesiedelt. Nach einer kurzen Einführung in die Historie der Mine, die zu unserer Freude auf Spanisch und auf Englisch ist, dürfen wir uns in einem Teil der Geisterstadt umsehen. Die Stimmung ist tatsächlich gespenstisch, denn es scheint, als wären viele der Gebäude noch Gestern bewohnt und belebt gewesen… Nur der riesige Geröllberg, der aus dem Abraum der Mine besteht und der sich hinter der Stadt auftürmt und sie langsam Stück für Stück auffrisst, zeugt vom gigantischen Tagebau, der sich nur wenige Meter neben der Stadt in die Erde gräbt.

 

 

 

 

Als nächstes fahren wir weiter in Richtung Mine, vorbei an einem riesigen, fast schon prähistorisch anmutenden Bagger, der bis in die späten 90er Jahre hinein seinen Dienst in der Mine verrichtete. Da die für uns an sich riesige Schaufel "nur" ca. 30 t fasst, wurde er damals in Rente geschickt. Dann ist es soweit, wir fahren mit dem Bus einige hundert Meter in das gigantische 5 km lange, 3 km breite und 1 km tiefe Loch hinein bis zu einer Besucherplattform, wo es uns gestattet ist, den Bus zu verlassen und einige Fotos des beeindruckenden Tagebaues und der nicht minder gigantischen Fahrzeuge zu machen, die dort arbeiten. Wir sehen Dumptrucks an uns vorbei fahren, die 400 Tonnen Gestein aufnehmen können und so groß sind wie ein dreistöckiges Haus. Der Motor hat unglaubliche 2900 PS und verbraucht jede Minute drei Liter Diesel. Die Bagger hier sind ebenfalls XXL und die Schaufeln der größten Exemplare können in einem Aushub 120 t Material bewegen. Einfach unglaublich! Die Staubwolke, die aus dem riesigen Krater aufsteigt und alles mehrere hundert Meter um uns herum mit einer dicken Staubschicht überzieht, ist dicht und weiß und wir bemühen uns nicht zu viel des sicherlich nicht besonders gesunden Staubes einzuatmen. Nein, dies ist definitiv kein Ort, an dem wir gerne arbeiten würden…

 

 

 

 

Wir verbringen noch zwei sehr nette Tage mit Kurt und Elisabeth auf einem Zeltplatz in Calama (GPS: S22 28.067 W68 54.950) und nutzen die Zeit, um uns wegen einer Ersatzkupplung für Bea´s Dicke Rosi umzuschauen, doch auch hier sind besagte Ersatzteile Mangelware.

 

 

 

 

Schließlich machen wir uns auf in Richtung Süden, während es für Kurt und Elisabeth nach Norden geht. Wir verabschieden uns von den beiden und hoffen wirklich, die sympathischen Schweizer auf unserer weiteren Reise noch einmal zu treffen. Die Routa 5, die zuerst einspurig, dann sogar zweispurig von Calama immer weiter in Richtung Küste führt, erstreckt sich durch weites, karges Land ohne jegliche Vegetation. Da die Umgebung relativ eintönig ist und nicht gerade zu Fotostopps einlädt, kommen wir zumindest relativ zügig voran. Naja, so zügig wie Bea´s „Dicke Rosi“ mit rutschender Kupplung eben fahren kann, was aufgrund des starken Gegenwinds leider nicht wesentlich schneller ist als 60 km/h. Einzig die riesigen Dumptrucks, die auf riesigen Sattelschleppern transportiert werden und die mit Sicherheit auf dem Weg in die Mine nach Calama sind, erwecken unsere Neugierde. Da die Dumper derart riesige Ausmaße haben, müssen die Mulde und das Fahrgestell separat transportiert werden und selbst derart aufgeteilt dürfen die Tieflader mit ihrer gigantischen Fracht nur nachts und mit Polizeigeleit fahren, so breit sind sie!

 

 

 

 

Als wir am späten Nachmittag nach Antofagasta hinein fahren, zaubert uns der Anblick des glitzernden und funkelnden Meeres am Horizont ein Lächeln auf unsere Gesichter. Nach gut zwei Monaten Staub, Bergen und karger Vegetation ist der Anblick des Pazifik eine wahre Wohltat und eine willkommene Abwechslung für uns.

 

 

 

 

Da es mittlerweile schon relativ spät ist, machen wir uns auf die Suche nach einem Campingplatz. Zu unserer Freude zeigt Helmuts Navi gut 9 km südlich der Stadt direkt an der Uferstraße auch einen an. Am Zielpunkt angekommen müssen wir dann aber leider feststellen, dass besagter Zeltplatz mit Sicherheit schon seit einiger Zeit geschlossen ist, so verwahrlost und heruntergekommen sieht er aus. Da nebenan aber ebenfalls eine Art Campingplatz zu sein scheint, fahren wir einfach dort hin. Am Platz angekommen werden wir sofort von unzähligen Kindern umringt, es scheint, als wären wir geradewegs in den Ausflug einer ganzen Schulklasse geplatzt. Nach einem mangels weiterführender Spanischkenntnisse eher schwierigen Gesprächs mit einem sehr netten alten Herren gesellt sich plötzlich einer der Lehrer zu uns, der zu unserer Freude relativ gut Englisch spricht. Er erklärt uns, dass einer seiner Freunde sowieso gerade zurück in die Stadt fahren wollte und sich bereit erklärt hat uns einen Campingplatz ganz in der Nähe zu zeigen. Prima!

 

 


Der Anblick des glitzernden  Meereszaubert uns ein Lächeln ins Gesicht


 

 

Wir folgen dem Wagen zurück Richtung Stadt und kommen erneut zu einem Platz, den wir zuvor schon gesehen hatten, der aber derart herunter gekommen aussah, dass wir uns einig waren, hier gibts defintiv kein Camping mehr. Unser chilenischer Freund aber deutet ganz wild in Richtung des Platzes, wobei wir immer noch ziemlich skeptisch sind, ob hier jemand lebt, doch nach einem kurzen Gespräch mit der sehr netten Besitzerin des Platzes stellt sich heraus, ja, der Platz hat geöffnet und wir können bleiben (GPS: S23 43.736 W70 26.279). Und mal abgesehen vom heruntergekommenen Zustand des Platzes und den Kaltwasserduschen können wir unser Zelt direkt am Strand aufschlagen. Na wenn das mal kein dicker Pluspunkt ist! Mutig wie Helmut nun mal ist, schmeißt er sich dann auch gleich noch in die ziemlich kalten Fluten des Pazifik! Yeah! Den Abend verbringen wir in unseren Klappstühlen direkt am Strand, wo wir den herrlichen Sonnenuntergang bei einem Bier genießen. Ach, wie schön ist es doch, wieder zurück an der Küste zu sein!

 

 

 

 

Am nächsten Morgen entschließt sich Helmut nach einigem hin und her Grübeln heute Vormittag doch zurück nach Antofagasta zu fahren, um dem örtlichen Honda Händler einen Besuch abzustatten. Wer weiß, vielleicht haben wir ja Glück und man hat die passenden Kupplungsscheiben für unsere Transalp vorrätig, Antofagasta ist schließlich die zweitgrößte Stadt Chiles. Am frühen Mittag ist Helmut zurück und er hat tatsächlich 6 neue Kupplungsscheiben aufgetrieben. Laut Händler sind diese zwar nicht von einer Transalp, da Helmut aber die Scheiben der „Dicken Rosi“ zum Vergleich dabei hat und der Durchmesser sowie Form identisch sind, sollten diese trotzdem passen. Die fehlende siebte Scheibe, die eine etwas andere Form hat und nicht zu bekommen war, will Helmut erst einmal durch die alte Scheibe ersetzen und hofft, dadurch zumindest eine deutliche Verbesserung des Kupplungsrutschens zu erzielen. Während Helmut also den gesamten Nachmittag damit verbringt, Bea´s Motorrad mitten am Strand auseinander zu nehmen und die Kupplungsscheiben zu tauschen, arbeitet Bea weiter am Computer. Sie aktualisiert unser Reisetagebuch und bereitet einen neuen Reisebericht für unsere Homepage vor.

 

 

 

 

Am späten Nachmittag dann das ernüchternde Ergebnis: die neuen Kupplungsscheiben passen zwar, sind aber im Neuzustand schon dünner als die abgenutzten, alten Scheiben! Auch Unterlegen von Beilgascheiben unter die Kupplungsfedern hilft hier nicht mehr, da das gesamte Kupplungspaket dünner ist als der Arbeitsweg des Kupplungskorbs. Die Arbeit eines kompletten Tages inklusive der 50 Euro, die Helmut die neuen Scheiben gekostet haben, sind für die Katz! Unsere Laune ist am Tiefpunkt. Selbst der tolle Meerblick unseres Zeltplatzes kann unsere Stimmung nicht aufbessern. Aber es hilft alles nichts, die neuen Kupplungsscheiben müssen wieder raus, alles schön sauber gemacht und zurück zum Honda Händler in der Hoffnung, dass der sie kulanterweise zurück nimmt. 

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Als Helmut nach gut zwei Stunden zurück kommt, hat er eine sehr interessante Geschichte zu berichten: Der Honda Händler hat zwar eingesehen, dass die neuen Scheiben dünner sind als die abgenutzten, aber er hatte eine Lösung für dieses Problem parat. Er drückt seinem Mechaniker kurzerhand die Scheiben in die Hand und weist Helmut an zu warten. Als der Mechaniker fertig ist und Helmut sein Ergebnis präsentiert, traut dieser kaum seinen Augen: der Mechaniker hat einfach mit Hilfe einer Flex die Beläge einer der Kupplungsscheiben entfernt und diese dann inklusive der vom Schleifen noch anhaftenden Späne in den Kupplungskorb mit rein gepackt. Der Gedanke hinter dieser Idee ist gut, wird der Kupplungskorb durch diese Konstruktion nun 2 mm breiter. Leider schleift nun statt der Beläge Metall auf Metall, doch der chilenische Mechaniker ist zuversichtlich, das funktioniert!

 

 


Als der Mechaniker fertig ist, traut Helmut seinen Augen kaum


 

 

Mit dem Ergebnis relativ unzufrieden zieht Helmut erst mal von Dannen und fährt zurück auf den Campingplatz. Dort angekommen wird erst mal Bea von der typisch südamerikanischen Lösung des Kupplungsproblems berichtet. Da Helmut allerdings größten Zweifel an der Funktionalität der Lösung im Südamerika-Stil hat, beginnt Helmut seinerseits von einer der zusätzlichen Kupplungsscheiben den Belag auf nur einer Seite zu entfernen, um diese gleichzeitig als achte Reib- bzw. Kupplungsscheibe zu verwenden.

 

 

 

 

Es dämmert bereits, als Helmut die letzten Teile der „Dicken Rosi“ wieder zusammensetzt und zu einer kleinen Testrunde über den Campingplatz aufbricht. Das Geräusch, das die Kupplung bei gezogenem Kupplungshebel macht, ist zwar leicht besorgniserregend, aber funktionieren tut das Ganze einwandfrei. Naja, schauen wir mal, wie lang diese durchaus gewagte Konstruktion funktioniert.

 

Während Helmut mit den Schrauberarbeiten an der „Dicken Rosi“ beschäftigt ist, bekommen wir Gesellschaft auf dem Campingplatz. Das Amerikanisch-Italienische Pärchen Katie und Gianmarco sind mit einem unserer Meinung nach absolut genialen 2010er Ural-Gespann von Amerika nach Ushuaia unterwegs. Helmut ist gleich so begeistert von dem Gefährt, dass er Probesitzen muss! Da wir uns mit den beiden auf Anhieb super verstehen und sie dieselbe Route haben wie wir, beschließen wir spontan am nächsten Morgen zusammen in Richtung Süden aufzubrechen.

 

Unsere erste Station des heutigen Tages ist die berühmte Mano del Desierto, eine riesige Hand, die mitten in den Weiten der Atacama-Wüste aus dem Boden ragt (GPS: S24 09.513 W70 09.129). Danach biegen wir von der Routa 5, die die Hauptverkehrsverbindung von Süd nach Nord darstellt und dementsprechend voll von LKWs und Autos ist, ab und es geht im Entenmarsch entlang der kleinen Routa 1 in Richtung Süden.

 

 

 

 

Die Landschaft ist euch heute sehr monoton. Nichts als Gestein, Sand und Wüste so weit das Auge reicht. Wir fahren jetzt bereits den vierten Tag durch die Atacama-Wüste aber sie scheint einfach kein Ende nehmen zu wollen… Heute ist es so heiß, dass die Hitze die Luft über dem Asphalt richtig flimmern lässt. Wir haben alle Lüftungsschlitze unserer Motorradkombis geöffnet, doch die einströmende Luft fühlt sich an als hielte man uns einen heißen Haarfön direkt vor die Brust… puh…

 

Am frühen Nachmittag beschließen wir eine kurze Pause zu machen. Bea und das Gespann stehen bereits auf einer mehrere Meter breiten Kiespiste neben der Straße, als auch Helmut schwungvoll herangefahren kommt. Leider besteht nicht die komplette Oberfläche der Piste aus festem Kiesboden, was Helmut zu spät bemerkt und mit vollem Schwung in einem sandigen Abschnitt wenden will. Bea, die direkt hinter ihm steht, bekommt einen riesen Schreck, als Helmut´s Vorderrad plötzlich seine eigene Linie wählt und er ziemlich unglücklich mit verdrehtem Fuß unter dem linken Koffer zum Liegen kommt! Plötzlich schießt ihr wieder die Szene in Kasachstan in den Kopf, als er schon einmal seinen Fuß unter einem Seitenkoffer eingeklemmt hatte und wir schon dachten, die Reise wäre zu Ende bevor sie überhaupt richtig angefangen hat. Panisch in ihr Headset rufend läuft sie los und schafft es Helmuts Motorrad zumindest so weit hoch zu heben, dass dieser seinen Fuß befreien kann. Nach einer kurzen Untersuchung der betroffenen Stelle stellt sich jedoch Gott sei Dank heraus, dass ihm wohl außer einer ordentlichen Prellung und vielleicht einer Bänderdehnung nichts Schlimmeres passiert ist. Mit Gianmarcos Hilfe ist das Motorrad schnell wieder in der Senkrechten und nach kurzer Inspektion des „Alperer´s“ ist klar, bis auf eine Beule im linken Koffer, die definitiv durch Helmuts Fuß verursacht wurde, ist auch dem Motorrad nichts passiert. Nach so viel Aufregung brauchen wir erst mal eine kleine Pause und eine ordentliche Brotzeit.

 

 

 

 

Im weiteren Verlauf führt die Straße zurück an die Pazifikküste und wir kommen in den Genuss phänomenaler Aussichten und einer traumhaften Motorradstrecke entlang der kaum besiedelten Küste. In dem kleinen Küstenort Taltal kaufen wir ein paar Kleinigkeiten fürs Abendessen, bevor wir uns weiter südlich einen geschützten, von der Küstenstraße aus nicht einsehbaren Platz zum wild campen direkt am Meer suchen. (GPS: S25 29.133 W70 32.303)

 

 

 

 

Während Katie und Bea das Abendessen zubereiten und sich Gianmarco dem Bau eines Brotofens widmet – ja, Gianmarco´s Italienische Wurzeln sind definitiv nicht zu leugnen – versucht Helmut frischen Fisch fürs Abendessen zu besorgen. Leider ohne Erfolg und so müssen wir uns mit Polenta in Hackfleischsause zufrieden geben, was aber auch sehr lecker ist. Wir genießen einen herrlichen Abend in der einsamen Bucht, lauschen dem rauschen der Brandung und beobachten die Seevögel um uns herum. Das ist wild campen vom feinsten!

 

 

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Kommentare: 3
  • #3

    Afrikaans (Freitag, 20 Februar 2015 13:16)

    Ja, Ja, die europäischen Reparaturstandards... Ich drück die Daumen, dass die Kupplung sauber kuppelt, bis wieder ein "ordentlicher" Zustand hergestellt werden kann.

  • #2

    michael blubbinger (Sonntag, 15 Februar 2015 04:30)

    während ich in den letzten monaten oft enteuscht war als ich eure hp. öffnete weil es

    (leider) selten etwas neues gab. komm ich jetzt kaum noch mit dem lesen hinterher. so soll das sein.! vielen dank und weiterhin alles,alles gute.

  • #1

    Paul Griffiths (Freitag, 13 Februar 2015 09:09)

    Hi Guys,
    Now you also have a picture of the big hand, and it should be warming up for you now. Good work on the clutch Helmut, Keep it upright.
    Paul.

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