Reisebericht Argentinien
Einreise & Motorradimport:
Detaillierte Infos zu Einreisebestimmungen sowie zum temporären Fahrzeugimport findest du in unseren Länderinfos & Reisetipps Südamerika
Route:
Salta - El Carril - Camino de los Colorados - Cachi - La Poma - Paso Abra al Acay - San Antonio de los Cobres - Routa 40 Richtung Sey
Die Route auf der Google Karte dient der Übersicht und zeigt im Großen und Ganzen unsere gefahrene Strecke, im Detail kann es aber zu Abweichungen kommen.
Gefahrene Kilometer von Burghausen:
77.723 Km
Spritpreis:
1,25 € (93 Oktan)
Währung:
Argentinische Pesos
Probleme mit den Motorrädern:
- Kühlwasserleck auf Grund der Höhe (Alperer)
Stürze/ Umfaller: -
Gesundheit/ Verletzungen:
- Magenprobleme mit Durchfall (Helle)
Es sind einige Tage vergangen, als wir das zweite und letzte Mal aus Salta aufbrechen. Wir nehmen eine kleine Nebenstraße, die uns entlang des Cuesta del Obispo – was zu Deutsch so viel wie der „Abhang des Bischofs“ bedeutet - in die Berge hinauf führt. Na da sind wir ja mal gespannt, was es mit diesem vielsagenden Namen auf sich hat. Und tatsächlich, die schmale, zunächst noch asphaltierte Straße führt uns entlang eines halb trocken gefallenen Flusslaufs, dessen Ufer dennoch von grünem Gras und Bäumen gesäumt ist, in die Berge hinein. Ganz zu Beginn der Strecke überqueren wir den Flusslauf auf einer kleinen stählernen Brücke, deren Fahrbahn mit alten Holzplanken ausgelegt ist, bevor die Straße rechterhand des Flusslaufs weiter führt. Desto weiter wir ins Gebirge fahren, desto enger windet sich die Strecke an den grünen Berghängen entlang. In unzähligen Kurven und Kehren führt die mittlerweile ungeteerte Strecke Meter um Meter in die Höhe. An einer kleinen Heiligenstätte machen wir eine kurze Pause und genießen die herrliche Aussicht ins Tal, das in hellem grün erstrahlt und dessen begrünte Hänge uns landschaftlich ein wenig an Island erinnern.
Immer wieder müssen wir auf dem Weg zur Passhöhe kleine Gebirgsbächlein durchfahren, die die Schotterpiste queren. Zum Glück haben sie nur wenig Wasser und so ist es überhaupt kein Problem. Kurz unterhalb des Gipfels machen wir einen kurzen Stopp, da Helmut einen kleinen Stand am Straßenrand erspäht hat, an dem Einheimische Salami, Käse und Kunsthandwerk verkaufen. Nachdem wir gleich zu einer Verkostung von handgemachten Ziegenkäse sowie einer besonderen Spezialität - nämlich Lama-Salami – eingeladen werden, können wir nicht wiederstehen und kaufen ein Stück Käse sowie eine kleine Salami. Als wir allerdings den Preis für die beiden Köstlichkeiten hören, zieht es uns fast die Schuhe aus. Umgerechnet 10 Euro für ein kleines Eck Käse und eine kleine Salami. Naja, aber zumindest können wir nun behaupten schon mal Lama-Salami probiert zu haben.
Von hier oben hat man außerdem eine phänomenale Aussicht über das gesamte Tal und die kleine Schotterstraße, die sich in unzähligen Kurven und Kehren entlang der baumlosen Berghänge in die Höhe schraubt. Dass allerdings auch riesige LKWs mit Anhänger die Strecke nutzen, beeindruckt uns dann doch, ist die Piste doch an den meisten Stellen gerade einmal breit genug für ein Auto! Zum Glück kommt uns dieses rumpelnde und staubende Ungetüm auf einem geraden Streckenabschnitt entgegen, wo wir es bereits von weitem erspähen und uns sowie unsere Motorräder auf der Seite in Sicherheit bringen können. In einer der unzähligen engen Kehren hätten wir nicht auf so ein Fahrzeug treffen wollen!
Auf der Passhöhe „Piedra del Molino“ angekommen legen wir einen weiteren Stopp ein, um ein kleines Kirchlein zu besichtigen und ein wenig zu Verschnaufen. Wir haben uns die letzten Kilometer immerhin auf 3.457 Meter hoch geschraubt, da wird die Luft schon mal dünn.
Nachdem wir den Pass hinter uns haben, führt die nun wieder geteerte Strecke über ein riesiges, karges Hochplateau, das nur von ein paar kargen Büschen und einarmigen Kakteen bewachsen ist und wir folgen der schnurgeraden Straße, die bis zum Horizont zu reichen scheint. Wir fahren vorbei an für uns absolut ungewohnten Verkehrsschildern wie diesem hier, das wohl vor Lamas oder Vicuñas warnt. An einem kleinen Hügel legen wir einen weiteren Stopp ein, denn vom Gipfel aus hat man eine unglaubliche Aussicht über die weite Hochebene. Allerdings machen uns bereits die wenigen steilen Meter hinauf bis zum Aussichtspunkt ganz schön zu schaffen, denn die Luft hier oben ist bereits so dünn, dass wir ganz schön schnaufen müssen und uns bereits nach kleinen Anstrengungen relativ erschöpft fühlen. Puh!
Der kalte Hochgebirgswind pfeift uns derart kräftig um die Ohren, dass wir uns zuweilen richtig dagegen stemmen müssen
Wir folgen der geteerten Straße nur wenige Kilometer, bis wir auf eine kleine Kiesstraße abbiegen, die linkerhand von der Hauptstrecke abzweigt. Wir hatten den Tipp von Stefan bekommen, der uns diesen kleinen Umweg nach Cachi empfohlen hatte, da die Strecke landschaftlich wohl recht schön sein soll. Und was sollen wir sagen, er hatte definitiv recht! Die schmale, teilweise etwas sandige, ansonsten aber gut zu fahrende Kiesstraße führt uns direkt durch den Parque Nacional Los Cardones, was zu Deutsch so viel wie „Nationalpark der Disteln“ bedeutet. Disteln erspähen wir zwar keine, dafür fahren wir aber durch eine einsame Landschaft aus Buntsandstein, der in den verschiedensten rot, orange und brauntönen leuchtet und mal schroff und zackig aus dem Boden ragt, mal in kleinen, sanften Hügeln die Landschaft überzieht. Die Vegetation ist spärlich, außer ein paar trockenen Büschen und einarmigen Kakteen können kaum andere Pflanzen im trockenen Klima der Hochebene überleben.
Bereits nach wenigen Kilometern ist uns klar, hier wollen wir die Nacht verbringen! Da die Strecke kaum befahren scheint und wir auch relativ einfach mit den Motorrädern von der Hauptpiste auf einen der sanften, kakteenbewachsenen Hügel fahren können, ist ein geeignetes Plätzchen für unser Nachtlager schnell gefunden. (GPS: S25 12.574 W66 00.948)
Bevor wir allerdings unser Zelt aufstellen machen wir uns zu Fuß auf den Weg unsere Umgebung ein wenig zu erkunden. Leider ist das gar nicht so einfach, denn der kalte Hochgebirgswind pfeift uns derart kräftig um die Ohren, dass wir uns zuweilen richtig dagegen stemmen und gegen ihn ankämpfen müssen, nur um nicht umgeweht zu werden! Na hoffentlich wird der Wind mit Einbruch der Nacht leichter, sonst wird das heute eine äußerst unruhige Nacht und eine weitere Härteprobe für unser Zelt. Nach unserer durchaus anstrengenden kleinen Wanderung machen wir erst mal ein kleines Päuschen und lassen die uns umgebende Weite und Stille ein wenig auf uns wirken, bevor wir den Zeltaufbau in Angriff nehmen.
Dieser gestaltet sich, wie wir bereits vermutet hatten, als äußerst schwierig, bläst uns der starke Wind zuerst beinahe unsere Unterplane und dann auch noch das Zelt davon! Erst Bea´s Ganzkörpereinsatz verhindert Schlimmeres und Helmut schlägt in Windeseile einige Heringe ein, um das Zelt und die Unterplane am Boden zu fixieren, bevor wir es weiter aufbauen können.
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Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang werden wir fertig und können das farbenprächtige Schauspiel, als die Sonne am Horizont hinter einer weit entfernten Bergkette untergeht und den Abendhimmel in helles orange taucht, in Ruhe genießen. Wow! Langsam legt sich die Dunkelheit über die Hochebene und mit ihr kommt die Kälte, die in jede Ritze kriecht und es draußen plötzlich richtig unangenehm werden lässt. Schnell verziehen wir uns in unser Vorzelt, wo Bea das Abendessen vorbereitet, das heute Dank mangelnder Wasservorräte, die es uns nicht gestatten etwas zu kochen, etwas spärlich ausfällt. Es gibt Brot, dazu Käse, Salami und ein paar Spalten Tomaten und Gurke. Dafür schmecken der heute Nachmittag erstandene Ziegenkäse und die Lama-Salami ausgezeichnet!
Zu später Stunde wagt sich Helmut noch einmal vor unser Zelt, um einige Aufnahmen des fantastischen Nachthimmels zu machen. Auf Grund der Höhe, der klaren, kalten Luft und der Tatsache, dass das nächste Dorf viele Kilometer entfernt liegt, haben wir eine unglaubliche Sicht auf den sternenklaren Nachthimmel, der den Himmel über uns wie die Kuppel eines Zeltes zu überspannen scheint.
Von nun an folgen wir der alten Routa 40 hinein in die nordargentinischen Anden
Von nun an folgen wir der alten Routa 40 hinein in die nordargentinischen Anden. Zu Beginn ist die Schotterstrecke noch schön breit und windet sich in sanften Kurven um die Berghänge, desto weiter wir jedoch ins Gebirge kommen, desto enger und steiler wird die Strecke. Außerdem stehen einige kleinere Flussdurchquerungen auf dem Programm. Der Gebirgsbach, den wir auf der weiteren Strecke immer wieder queren müssen, führt zwar nicht viel Wasser, leider haben sich in den Furten aber große Steine angesammelt, die die Überquerung zu einer etwas holperigen Angelegenheit machen.
Wir genießen die Fahrt durch die atemberaubende Hochgebirgslandschaft in vollen Zügen, während die Sonne vom strahlend blauen Himmel lacht. Etwas weiter in den Bergen, wir haben bereits für einige Kilometer kein Haus mehr weit und breit erspäht, taucht plötzlich eine große Lama-Herde direkt vor uns auf. Die Tiere scheint unsere Anwesenheit nicht weiter zu verunsichern und so halten wir an, um die wilden Tiere für einige Minuten aus nächster Nähe zu bestaunen.
Nach gefühlten tausend Steilkehren, von denen es manche dank des losen Schotter-Untergrunds wirklich in sich hatten, haben wir es dann aber endlich geschafft, wir haben den Gipfel des Abra el Acay erreicht, der stolze 4.895 hoch ist. Auch unseren Motorrädern ist die Höhe deutlich anzumerken, sie haben deutlich an Leistung verloren, was den Anstieg nochmals deutlich kniffliger machte. Aber nun da wir den Gipfel erreicht haben, sind wir mächtig stolz und so darf ein Beweis-Foto unseres neuen Höhenrekords natürlich nicht fehlen! Und auch einen unserer Aufkleber lassen wir auf dem Gipfel-Schild zurück. Na, habt ihr erkannt, wer da bereits direkt neben uns klebt? Außerdem hat man von hier oben eine fantastische, nahezu 360 Grad Rundumsicht über die karge Hochgebirgslandschaft um uns herum. Fantastisch! Da der Wind hier oben aber eiskalt und in voller Wucht über den Gipfel fegt und wir dank der dünnen Höhenluft bereits zur Schnappatmung übergegangen sind, machen wir uns relativ schnell wieder auf den Weg hinab ins Tal. Zu unserer Freude hat auch die andere Seite des Passes jede Menge spektakulärer Kehren und Aussichten zu bieten.
Es ist bereits später Nachmittag, als wir in San Antonio de los Cobres ankommen. Der Ort ist relativ verwahrlost und staubig und macht keinen besonders einladenden Eindruck auf uns. Das macht aber auch gar nichts, denn wir nutzen den kurzen Zwischenstopp nur um unsere Motorräder zu betanken und etwas Wasser und Essen einzukaufen. Letzteres gestaltet sich jedoch relativ schwierig, da noch immer Siesta ist und alle Geschäfte geschlossen haben. Nur ein kleiner Kiosk, in dem es Wasser und Kekse gibt, hat geöffnet. Naja gut, dann gibt es Morgen eben nur ein paar trockene Kekse zu essen.
Bevor es wieder hinein in die Berge geht, machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Viaducto de la Polvorilla, das auch als „Zug in den Wolken“ berühmt ist. Es handelt sich um eine 223,5 m lange und 63 m hohe Eisenbahnbrücke aus Stahl, die Anfang der 1930er Jahre erbaut wurde. In den letzten Jahren wurde die Brücke nur noch für den touristischen Personenverkehr genutzt, zurzeit ist der Zugverkehr aus technischen Gründen aber komplett eingestellt.
Eigentlich wollten wir die Grenze nach Chile über den Paso Sicu nehmen, doch nachdem wir unterwegs einige Reisende getroffen haben, die diese Strecke derzeit als einzige Baustelle beschrieben haben, beschließen wir kurzerhand der alten Routa 40 weiter Richtung Norden zu folgen. Zeitweise sind wir uns nicht mehr sicher, ob wir überhaupt auf der richtigen Route sind, wird die Strecke doch immer schmaler, unwegsamer und sandiger. Erst als wir nach ca. 30 km das Schild erspähen, haben wir Gewissheit über die gewählte Straße.
Es ist schon spät, als wir auf 4.400 Metern etwas abseits der Routa 40 unser Zelt aufschlagen (GPS: S24 07.413 W66 26.961). Der Wind bläst eisig kalt über die vegetationslose Landschaft hinweg und so verziehen wir uns trotz der fantastischen Aussicht relativ schnell in unser Zelt um dort Schutz vor Wind und Kälte zu suchen. Sobald die Sonne nämlich verschwindet, fällt das Thermometer in dieser Höhe sprichwörtlich im Sekundentakt und Minus Grade sind im Nu erreicht. Bbbbrrr...
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Matthias (Dienstag, 27 Januar 2015 22:04)
Toller Bericht und tolle Bilder! Weiterhin alles Gute!
Hans (Dienstag, 27 Januar 2015 19:01)
Hallo ihr Beiden,
schöne Grüße aus dem momentan verschneiten Perach. Der Sternenhimmel in dieser Region ist schon beneidenswert. Wünsche Euch weiterhin alles Gute.
Kleine Anmerkung: es heißt je/desto und nicht desto/desto.
Schöne Grüße Hans
Iggi und Biggi (Dienstag, 27 Januar 2015 15:07)
Hallo Ihr beiden,
wieder ein super toller Bericht mit traumhaften Fotos! Vielen Dank, dass wir teilhaben dürfen und Euch weiterhin eine tolle Zeit,
Grüße vom Niederrhein von Iggi und Biggi
Tom und kati und magda (Dienstag, 27 Januar 2015 08:41)
Hi bea
Hi helle
4900 meter.. der hammer! I bin mal auf 3500m hoch gestiefelt, das hat mit gelangt. Deshalb umso mehr Respekt.
Ich glaub, ich lass mal noch nen zwei Unterhosen springen, für ne extra Lamasalami
TuA (Dienstag, 27 Januar 2015 07:50)
Super schön und klasse Bilder, besonders die Nachtaufnahmen sind genial ... weiter so! Unsere Sehnsucht nach solchen Abenteuer wächst täglich, also füttert unsere Sucht weiter .... :-)
Danke für die spannende Unterhaltung liebe Grüsse aus der verschneiten Schweiz
Thomas & Andrea
Stephan (Dienstag, 27 Januar 2015 07:44)
Hallo,
toller Bericht und unglaublich schöne Bilder.
Das bringt mich über den grauen und verregneten Tag ;-)
Viel Spaß noch und gute Fahrt
Manfred (Montag, 26 Januar 2015 21:33)
Hallo Bea & Helle,
toller Bericht und super Bilder - Respekt !
Wir wünschen euch weiterhin tolles Wetter, gute Fahrt und alles Gute.
www.motofree.de
StephanPsy (Montag, 26 Januar 2015 21:06)
Wieder einmal mehr wunderbar Euer Bericht und die Photos, Danke: Beim Sternenhimmel-Photo im "Park der Disteln" sind sehr schön unsere beiden nächsten Nachbar-Galaxien "Große" und "Kleine Magelansche Wolke" zu erkennen, weil man die aber nur von der Süd-Halbkugel der Erde aus sehen kann, fliegen manche Astronomiehobby-Verrückte - so wie ich vor 7 Jahren - extra für diesen Anblick nach Namibia. Ihr habt sie so als kostenlose Zugabe auch sehen können, gratuliere. Erfolgreich gegoogelt hab ich auch nach den offenbar sehr bequemen und leichten Campingsesseln "Helinox Chair One" vom Photo "Abendessen mit der Lama-Salami", den Sessel werde ich mir für die gerade gestern geplanten und gebuchten (Fähre Venedig - Patras) Tour mit meiner Vespa und kleinem astronomischem Teleskop im Juni auf den Peloponnes auch anschaffen.
Vielen Dank für Eure spannenden und tollen und schönen Berichte, lg Stephan
Michael Franken (Montag, 26 Januar 2015 20:29)
Hi, Ihr Zwei!
Absolut geile Geschichte und tolle Fotos.
Ich könnte morgen schon wieder losfahren.
Chile/Argentinien traumhaft und durch Eure Erlebnisse wieder ein wenig
fühlbarer geworden.
All the best!
LGMicha
Matthias (Montag, 26 Januar 2015 19:37)
Hallo zusammen,
sehr schöne Bilder, da kommen doch gleich wieder die Erinnerungen an die eigene Tour hoch. Wir sind letztes Jahr mit 7 Personen eine ähnliche Route entlang der RN40 gefahren, genau wie ihr über den Abra de Acay nach San Antonio und dann weiter unter dem Viadukt hindurch zum Paso Jama und nach San Pedro de Atacama...