Reisebericht Argentinien
Einreise & Motorradimport:
Detaillierte Infos zu Einreisebestimmungen sowie zum temporären Fahrzeugimport findest du in unseren Länderinfos & Reisetipps Südamerika
Route:
Salta - La Caldera - El Carmen - San Salvador de Jujuy - Tilcara - Humahuaca - Iruya - Tilcara - Purmamarca - San Salvador de Jujuy - El Carmen - Salta
Die Route auf der Google Karte dient der Übersicht und zeigt im Großen und Ganzen unsere gefahrene Strecke, im Detail kann es aber zu Abweichungen kommen.
Gefahrene Kilometer von Burghausen:
77.355 Km
Spritpreis:
1,25 € (93 Oktan)
Währung:
Argentinische Pesos
Probleme mit den Motorrädern:
- Kabelbruch vom Startknopf zum Stecker (Dicke Rosi)
Stürze/ Umfaller: -
Gesundheit/ Verletzungen:
- Magenprobleme mit Durchfall (Helle)
Eigentlich wollten wir heute Richtung Norden aufbrechen, doch da wir uns nach weiterem Studium der Karten, nachrechnen von Entfernungen und auf Grund einiger Reisehinweise und Tipps von Stefan dazu entschlossen haben, unsere weitere Route mal wieder völlig über den Haufen zu werfen und nun doch gleich über die chilenische Seite in Richtung Süden zu fahren, beschließen wir noch einen weiteren Tag in Salta zu bleiben und uns neu zu organisieren. Außerdem wartet ein Päckchen in Asunción in Paraguay auf uns, dass wir jetzt irgendwie hierher bekommen müssen und auch die neue Route über den Paso de Jama zurück nach Chile und auf der chilenischen Seite in Richtung Süden müssen neu geplant werden. Aber das ist auch das Gute an so einer Reise, man hat keine fixe Route und Pläne sind dazu da, geändert und umgeschmissen und neu geplant zu werden. Das ist genau die Freiheit, Flexibilität und Unabhängigkeit, die wir am Motorradweltreisen so lieben! Und natürlich will Helmut noch die Gelegenheit nutzen, eine Runde mit dem Motorrad im riesigen, leeren Pool des Campingplatzes zu drehen.
Leider ist das Wetter heute relativ bewölkt und am frühen Abend fängt es dann tatsächlich an zu regnen. Auch der Wind frischt auf und so ist es ungemütlich kalt, windig und nass. *bäh* Schnell spannen wir unser großes Tarp um das Vordach des nahegelegenen Klohäuschens und verlegen unser Abendessen unter diese provisorische Überdachung. Aber wie heißt es doch so schön, man muss aus der Not einfach eine Tugend machen und so kochen wir uns kurzerhand einen großen Topf herrlich nach Zitrone, Vanille, Zimt und Nelken duftenden Glühwein. Mhm, lecker! Dank des leckeren Geruchs und Geschmacks kommt fast schon so etwas wie Weihnachtsstimmung bei uns auf!
Da unser Paket aus Paraguay nun doch erst nach dem Wochenende ankommt, beschließen wir für drei Tage in die Berge zu fahren und eine kleine Schleife durch den äußersten Norden Argentiniens zu drehen. Wir verabschieden uns von Petra und Stefan sowie von Babs und Helmut (2), schießen noch die obligatorischen Abschiedsfotos mit den Vieren und machen uns dann auf Richtung Norden.
Leider führt die Hauptstraße mitten durch das Stadtzentrum von Salta und so ist der Verkehr dementsprechend chaotisch. Es geht nur langsam voran und die Straßen sind voll mit Bussen, LKWs und anderen vier- und zweirädrigen Fahrzeugen, die sich mühsam voran schieben. Irgendwann haben wir es dann doch geschafft und erreichen die nördlichen Randbezirke der Stadt. Von Stefan wissen wir, dass es hier einen riesigen Supermarkt gibt, den wir auch gleich ansteuern, um uns mit frischen Vorräten für die nächsten Tage einzudecken. Bereits auf dem gepflegten Innenhof vor dem Einkaufszentrum fällt Bea der riesige Plastikweihnachtsbaum auf, der mehrere Meter empor ragt und mit bunten Weihnachtskugeln geschmückt ist. Als sie dann den Supermarkt betritt wird sie schließlich vollends erschlagen von dem riesigen Sortiment an Weihnachtsschmuck, Plastikchristbäumen und sonstigem weihnachtlichen Kram, der hier zum Verkauf angeboten wird. Hilfe! Es ist doch erst Mitte November! Und bei einer Außentemperatur von hochsommerlichen 30 Grad und mehr ist uns so gar nicht nach Weihnachtsstimmung!
Wir kämpfen um den besten Platz in der Warteschlange vor der Tankstelle
Von Salta aus machen wir uns auf der Routa 9 in Richtung Norden auf und legen in San Salvador de Jujuy einen kleinen Tankstopp ein, bei dem wir uns mal wieder mit zig Rollerfahrern um den besten Platz in der Warteschlange vor der eigens nur für Zweiräder freigegebenen Zapfsäule prügeln müssen. Gerade als Helmut ein Foto der Warteschlange schießt, quetschen sich schon wieder zwei Rollerfahrer ganz frech vor uns in die Schlange. Ahaha, das ist ja wie in Asien hier!
Als wir die letzten Ausläufer der Großstadt endlich hinter uns lassen nimmt der Verkehr deutlich ab und wir fahren hinein in die berühmte Quebrada de Humahuaca, eine breite Schlucht, deren Flanken von schroffen Steilhängen aus bunt leuchtendem Bimsstein eingerahmt werden. Die leuchtend bunten Felsen sind ein beliebtes argentinisches Postkartenmotiv und die Wirklichkeit braucht sich vor den Werbefotos definitiv nicht zu verstecken. Die unterschiedlichen, in dreieckigen Zacken empor ragenden Schichten haben alle unterschiedliche Farben und so leuchten die Berghänge in dunklem rot, hellem orange, sanftem ocker, dunklem grün, schlichtem grau und sogar einige Schichten intensives Türkis mischen sich hinein. Wow, wir sind wirklich beeindruckt!
Desto weiter wir in Richtung Norden fahren, desto höher schraubt sich die Strecke in sanften Kurven in die Berge hinein, bis wir fast unbemerkt auf knapp 3.000 Meter gelangen. Auch die uns umgebende Landschaft passt sich langsam der veränderten Höhe an. Fuhren wir kurz nach Salta noch durch dichte, grüne Wälder, so finden wir uns jetzt in einer kargen Hochgebirgslandschaft wieder, die vor allem durch die große Anzahl an Kakteen geprägt ist, die das Land überziehen und die gerade in voller Blüte stehen.
Der Rio Grande, ein relativ breiter Fluss, der die gesamte Schlucht durchzieht, ist leider fast trocken gefallen, doch das massive Flussbett und das grobe Geröll lassen erahnen, welch gigantische Wassermassen sich hier während der Schneeschmelze oder nach einem heftigen Gewitter ihren Weg hinab ins Tal bahnen. Einzig eine gewaltige, direkt in den Berghang hinein gebaute Fabrik, deren Schornsteine ungesunde, übel riechende, dicke weiße, gelbliche und sogar leicht bläuliche Rauchschwaden ausstoßen, trübt den idyllischen Charakter dieses wunderschönen Bergtals ein wenig und wir beeilen uns mit angehaltenem Atem, so schnell wie möglich durch die tief über die Straße hinweg wabernden Schwaden hindurch zu fahren.
Obwohl Tilcará ein sehr netter, eher touristisch geprägter Ort sein soll, werden wir erst einmal von kleinen staubigen Gässchen und jeder Menge Verkehr begrüßt. Auch als wir auf den von Stefan empfohlenen Campingplatz einbiegen, hält sich unsere Begeisterung noch in Grenzen. Doch als wir den weißen Mercedes von Babs und Helmut (2) auf dem Platz erspähen, steigt unsere Laune schlagartig! Wir beschließen am Abend zusammen mit Babs und Helmut (2) zum Dorfzentrum zu schlendern und die kleinen Gässchen und den Markt rund um den Plaza zu erkunden. Desto weiter wir uns ins Stadtzentrum vorarbeiten, desto netter werden die Gässchen und desto mehr Souvenirläden, Restaurants, Bars und kleine Essensstände drängen sich dicht aneinander.
Von der Passhöhe bietet sich ein fantastischer 360 Grad Rundumblick
Am zentralen Plaza sind Marktstände aufgebaut, an denen allerlei Kunsthandwerk und andere farbenfrohe Waren angeboten werden. Bea testet unter anderem verschiedene handgefertigte Kopfbedeckungen, aber so wirklich Gefallen findet sie an ihrem Calimero-Hut mit Blumenranke dann doch nicht. In einer Ecke des Plaza entdecken wir einen Stand, an dem CDs in alten, schon ziemlich ausgeblichenen Hüllen verkauft werden. Wer die wohl noch kauft? Zum Abschluss des Tages laden uns Babs und Helmut (2) dann noch zum Essen ein. An dieser Stelle vielen lieben Dank euch beiden und hat uns sehr gefreut, euch getroffen zu haben.
Am Morgen verabschieden wir uns von Helmut (2) und Babs, da die beiden heute weiter in das nur wenige Kilometer nördlich gelegene Humahuaca fahren wollen. Wir hingegen planen einen gut 200 km langen Tagesausflug ebenfalls in nördliche Richtung, da wir das kleine Dörfchen Iruya, das mitten in den Bergen gelegen ist, besichtigen wollen. Wir fahren auf der Routa 9 in Richtung Norden entlang einer halbwüstenartigen Landschaft, die mit riesigen, wunderschön in weiß und zartem gelb blühenden Kakteen übersät ist. Diese Kakteen haben allerdings nichts mit unseren kleinen Zimmerkakteen zu tun, wie wir sie aus Deutschland kennen. Die Kakteen hier im bergigen Norden Argentiniens haben einen baumdicken Stammdurchmesser und sind mehrere Meter hoch, was sie ziemlich imposant wirken lässt.
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Irgendwann biegen wir von der Routa 9 auf die Strecke Richtung Iruya ab und steuern unsere Motorräder über eine Kiespiste, die mit üblem Wellblech überzogen ist, immer weiter in die Berge hinein. Die Landschaft um uns herum ist mittlerweile in karge Hochlandsteppe übergegangen und auch die wenigen kleinen Ansiedlungen, die wir auf der gut 50 km langen Strecke passieren, haben sich ihrer Umgebung angepasst. Die einfachen Lehmhütten machen einen heruntergekommenen Eindruck und viele der kleinen Häuser sind verwaist.
Desto weiter wir ins Gebirge kommen, desto schmäler wird die Strecke und desto mehr teilweise richtig enge Kehren winden sich den Hang empor, während sich im Hintergrund die hohen, farbenfrohen Flanken des Buntsandsteingebirges erstrecken. Dank des losen Untergrunds gepaart mit einheimischen Verkehr eiern wir mehr schlecht als recht um einige der Haarnadelkurven herum und sind durchaus froh, als wir irgendwann endlich die auf genau 4.000 Metern Höhe gelegene Passhöhe erreicht haben.
Hier oben pfeift der Wind nur so und die Temperatur hat merklich abgekühlt. Nichts desto trotz hat man von der Passhöhe aus einen fantastischen, 360 Grad Rundumblick auf die uns umgebenden Täler und die von kleinen Schottersträßchen durchzogenen Berghänge. Nach diesem fantastischen Ausblick machen wir schließlich kehrt und fahren zurück nach Tilcara, wo wir morgens unser Zelt haben stehen lassen.
Am nächsten Morgen brechen wir nach dem Frühstück unser Nachtlager ab, packen die Motorräder auf und machen uns auf den Weg von Tilcará zurück nach Süden. Eigentlich hatten wir geplant an einem der vielen idyllischen Seen oder Flüsse, die wir auf der Hinfahrt vor zwei Tagen gesehen hatten, unser Zelt aufzuschlagen, um ein wenig zu angeln und zu relaxen bevor es zurück auf den Campingplatz von Salta geht, wo wir unser Paket aus Paraguay in Empfang nehmen und nochmals ein, zwei Tage arbeiten wollen. Doch leider ist heute Sonntag und so sind die Seen und Flüsse von hunderten von Argentiniern bevölkert, die mit ihren Familien hier her kommen um zu grillen, zu baden und das herrliche Sommerwetter zu genießen. Egal wo wir vorbei kommen, alle Plätze sind völlig überfüllt mit Sonntagsausflüglern, die die Anlagen ihrer Autos bis zum Anschlag aufgedreht haben und es herrscht ein derart geschäftiges Treiben, dass wir beschließen unsere Idee mit dem Zelten an einem „idyllischen Plätzchen“ zu verwerfen und auf direktem Weg zurück nach Salta auf den Campingplatz zu fahren.
Zurück auf dem Camping Municipal in Salta (GPS: S24 48.794 W65 25.178) schlagen wir unser Zelt nur wenige Meter entfernt vom letzten Mal auf. Einziger Unterschied: heute sind wir die einzigen Überlandreisenden auf dem Platz, denn auch Stefan und Petra haben sich auf den Weg nach San Pedro de Atacama in Chile gemacht. Während Bea am Abend das Abendessen zubereitet, will Helmut noch ein wenig am Computer arbeiten, nur leider hat man die Steckdose, die sich unmittelbar neben der Picknikbank und neben unserem Zelt befindet, abgeklemmt oder geklaut. Aber Helmut´s Spitzname wäre nicht McGyver, wüsste er sich nicht auch bei diesem kleinen Problem zu helfen. Nachdem er die Kabel abisoliert hat, befestigt er kurzerhand unsere Starterkabel an den beiden Polen, dann die andere Seite der Starterkabel an unserem Steckdosenadapter angeklemmt… und voila… wir haben Strom!
Dank der relativ lauten Musik unserer gut 150 m entfernt campenden argentinischen Zeltnachbarn war die heutige Nacht nicht besonders erholsam. Als wir gegen 9 Uhr morgens aus dem Zelt kriechen, können wir jedoch unseren Augen kaum trauen, haben sich doch gut 15 Polizisten mit schussicheren Westen um unsere Zeltnachbarn versammelt und beginnen damit, einzelne Personen fest zu nehmen und den Rest der Gruppe, die augenscheinlich aus Hippies und etwas abgewrackten Straßenkünstlern besteht, des Platzes zu verweisen. Wir haben keine Ahnung was los ist, denn an der lauten Musik der letzten Nacht alleine kann es nicht liegen, die gehört in Argentinien ja fast schon zum guten Ton und ist sicher kein Grund für ein derartiges Polizeitaufgebot. Knapp eine Stunde später ist das Schauspiel vorbei, der Platz ist geräumt und die Polizisten ziehen wieder ab. Also wirklich, Sachen erlebt man hier… und da soll noch mal einer behaupten, Zeltplätze wären langweilig!
Als wir später am Abend gerade zu Abendessen, kommt der Schweizer Kurt vorbei, der zusammen mit seiner Frau Elisabeth in einem großen Mercedes LKW mit Wohnaufbau unterwegs ist. Da wir von Stefan und Petra bereits über die beiden gehört hatten, finden wir sehr schnell gemeinsame Gesprächsthemen und als sich auch noch heraus stellt, dass sie auch unseren Freund Christian getroffen haben, ist der Spaß perfekt! Wir stellen es ja immer wieder fest, die Welt der (Welt)Reisenden ist doch wirklich klein.
Zu relativ später Stunde, wir wollten uns eigentlich gerade in unsere Schlafsäcke verkriechen, sehen wir plötzlich einen großen Pickup vorbei rollen, der von EINEM! Argentinier im erfolglosen Versuch ihn dadurch zum Starten zu bringen, angeschoben wird. Typisch Helmut eilt er natürlich gleich zu Hilfe und hilft ebenfalls Schieben, doch leider springt das riesige Gefährt trotz aller Bemühungen nicht an. Aber alles kein Problem für Helmut, holt er nun die „Dicke Rosi“ sowie unsere Starterkabel und deutet den Argentiniern, die Motorhaube ihres Pickups zu öffnen. Etwas skeptisch tun sie, was verlangt wird, doch an ihrem Gesichtsausdruck ist klar zu erkennen, dass sie nicht daran glauben, dass unser Motorrad ihren V8 starten kann… doch, es kann! Nachdem der Pickup wieder läuft, bedanken sie sich recht herzlich bei uns, bevor sie davon fahren. Na wenn das mal keine gute Tat am späten Abend ist!
Heute Vormittag ist der große Tag, Helmut macht sich auf in die Stadt, wo wir bei einem Bekannten von einem Bekannten von einem Bekannten unseres Bekannten aus Ascunión unser lange ersehntes Paket abholen sollen. Da unsere Kontaktperson augenscheinlich kein Englisch spricht und unser Spanisch leider nach wie vor ziemlich rudimentär ist, könnte das eine ganz schön spannende Sache werden. Zum Glück sprechen Kurt und Elisabeth fließend Spanisch und so ruft Elisabeth für uns bei unserem „Kontaktmann“ an, erfährt, dass unser Paket mit einem Minibus angekommen ist und dass Helmut es abholen kann. Gott, sind wir froh, dass das geklappt hat! Die südamerikanische Paketversendung über einen Freund vom Freund im Minibus vom Freund hatte uns ja schon irgendwie leicht nervös gemacht. Zu unserer Freude ist das Paket tatsächlich unbeschadet angekommen und wir können einige Medikamente für Bea sowie eine neue Headset-Einheit in Empfang nehmen. Jippie!
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Tom/Oggy (Donnerstag, 15 Januar 2015 17:00)
Servus es zwoa,
moi wieda a sehr schena Bericht.
Ihr macht es einem nicht einfach die kalten Wochen bei uns zu überstehen. ;-)
Hat die Dicke Rosi die Transfusion gut überstanden?
Gruss aus R,
Tom
Steffen (Donnerstag, 15 Januar 2015 10:57)
Super Bericht - Danke dafür!
Was war denn mit dem 20S nicht in Ordnung? :)
Grüße und allzeit viel Spaß!
Pi.Dzsi (Donnerstag, 15 Januar 2015 09:06)
Super Bericht!!! :) Ihr könnt leben. :)
el Gu (Donnerstag, 15 Januar 2015 00:45)
Euch geht's gut (Neid!)!
Aber 7 x "leider" in einem spannenden Bericht!