Die Great Ocean Road


Reisebericht Australien



Einreise & Motorradimport:

Detaillierte Infos zu Einreisebestimmungen sowie zum temporären Fahrzeugimport findest du in unseren Länderinfos & Reisetipps Australien

 

Route:
Melbourne - Geelong - Torquay - Lorne - Apollo Bay - Cape Otway - Port Campbell - Warrnambool - Narrawong - Heywood - Dartmoor - Mt. Gambier - Millicent - Beachport - Robe - Kingston - Meningie - Murray Bridge - Hahndorf - Adelaide
 

Die Route auf der Google Karte dient der Übersicht und zeigt im Großen und Ganzen unsere gefahrene Strecke, im Detail kann es aber zu Abweichungen kommen.


Gefahrene Kilometer von Burghausen: 

55.336 Km

Spritpreis: 

1,15 € (E10/ 91 Oktan)
         
Währung: 

Australischer Dollar

Probleme mit den Motorrädern:
- Bremslichtschalter hinten gereinigt und geschmiert (Dicke Rosi)
- Bordsteckdose ersetzt (Dicke Rosi)
- Kabelschuh Zusatzscheinwerfer ersetzt (Dicke Rosi)
 
Stürze/ Umfaller: -

Gesundheit/ Verletzungen:
- Probleme mit den Ohren (Bea)


 

 

An unserem letzten Morgen in Melbourne verabschieden wir uns noch von Cameron und Lorraine und hoffen wirklich, dass wir die beiden bei ihrem Trip nach Norden in einigen Monaten noch einmal treffen werden.

 

Am Vormittag fangen wir dann an, unsere Motorräder zu bepacken. Es dauert zwar einige Zeit, aber irgendwann hat dann doch alles wieder seinen Platz gefunden und gegen Mittag sind wir endlich abfahrbereit. Da wir in einem Vorort nordöstlich des Stadtzentrums wohnen, heißt es nun erst einmal quer durch den Central Business Distrikt von Melbourne düsen, bevor wir uns auf den Highway Richtung Südwesten machen. Ab Torquay geht es dann endlich ab auf die weltberühmte Great Ocean Road. Diese 243 km lange Küstenstraße führt ab Torquay direkt an der australischen Südküste entlang. Vor allem die ersten 100 km empfinden wir als besonders spektakulär. Die Küstenstraße ist in diesem ersten Abschnitt herrlich kurvig, da das bergige Hinterland Victorias hier unmittelbar an die Küste trifft und sich die Straße an den Bergen und der Steilküste entlang schlängelt.

 

 

 

 

Leider spielt das Wetter heute nicht so ganz mit. Es ist ziemlich bewölkt, windig und kühl und der Blick auf die Bass Strait Meerenge und den antarktischen Ozean ist von den tiefhängenden dunklen Wolken getrübt. Die kurvenreiche Strecke macht uns zwar trotzdem Spaß, doch etwas Sonnenschein hatten wir uns für Australiens schönste Küstenstraße dann eigentlich doch gewünscht… aber naja, man kann halt nicht alles haben!

 

Wir haben den Tipp bekommen, dass sich am Cape Otway, einem Kap etwas westlich von Apollo Bay jede Menge wilder Koalas herumtreiben sollen. Da wir in Australien bisher noch nie Koalas in freier Wildbahn erspähen konnten, versuchen wir dort also unser Glück. Da es eh schon relativ später Nachmittag ist, beschließen wir auch gleich unser Zelt am Kap aufzuschlagen. Als wir in die Straße, die bis zum Südende der Landzunge des Cape Otway führt, einbiegen, kommt uns dieses lustige Schild unter. Wir wussten noch gar nicht, dass es in Australien auch Wolpertinger, „Stegoruhs“ und wilde Drachen gibt!

 

Da wir von Ruth & Micha, zwei Deutschen die wir in einigen Tagen in Adelaide besuchen werden, den Tipp bekommen haben, dass sich im Bimbi Camp direkt am Kap so gut wie immer wilde Koalas rumtreiben, checken wir dort für die Nacht ein und suchen uns ein abgelegenes, ruhiges Fleckchen im Bushcamping-Bereich des Zeltplatzes. Gleich nachdem wir unser Zelt aufgestellt haben, machen wir uns bewaffnet mit Fotoapparat und Videokamera auch schon auf zu einer kleinen Erkundungstour. Und siehe da, wir entdecken gleich etliche dieser verschlafenen kleinen Zeitgenossen in den Bäumen um unser Zelt herum! Endlich Koalas in freier Natur beobachten, wir sind begeistert!

 

 

 

 

Leider bewegen sich die flauschigen Tierchen tagsüber kaum, da sie die meiste Zeit des Tages damit beschäftigt sind, die Eukalyptusblätter, die ihnen ausschließlich als Nahrung dienen, zu verdauen.


Als es dunkel wird, beginnen die Koalas in den Bäumen um uns herum aber scheinbar munter zu werden. Wir können sie zwar nicht mehr sehen, dafür aber hören! Wir vermuten, dass wir die Männchen hören, denn sie machen ein Geräusch, das uns sehr an die Brunft-Schreie von Löwen erinnert, so wie man es oft im Fernsehen in Tierdokus über Afrika sieht. Überall in den Bäumen um uns herum grunzt und gurgelt es und wären wir uns nicht sicher, dass wir gerade in Australien sind, dann  würden wir aus Angst vor einem Löwenrudel wahrscheinlich schon längst in den Bäumen sitzen!


Leider beginnt es am späten Abend zu tröpfeln und so verziehen wir uns in unser Zelt und hoffen, dass es Morgen wettertechnisch vielleicht wieder ein bisschen besser wird, immerhin stehen uns die touristischen Highlights der Great Ocean Road bevor.

 

 


Zu Besuch bei den 12 Aposteln an der Great Ocean Road


 

 

Da es am Morgen noch immer ziemlich bewölkt, windig und kühl ist, kommen wir erst mal gar nicht so recht in die Gänge und bleiben relativ lang in unseren Schlafsäcken liegen. Irgendwann kommen wir dann aber doch aus unserem Zelt gekrochen und werden gleich von einem netten Hund begrüßt, der wohl auf dem Zeltplatz umherstreunt. Zusammen mit unserem neuen Freund bereiten wir erst mal ein ordentliches Frühstück und heißen Kaffee zu, bevor wir gegen Mittag endlich aufgepackt sind und uns aufmachen zurück zur Great Ocean Road.

 

Der weitere Weg über das Cape Otway ist erst einmal nicht besonders spektakulär, da er für einige Kilometer im Landesinneren verläuft. Als sich der Straßenverlauf aber wieder der Küste nähert, bekommen wir gleich einige spektakuläre Aussichten geboten. Außerdem hat sich das Wetter nun auch endlich gebessert und es scheint die Sonne vom fast blauen Himmel. Was will man mehr!

 

 

 

 

Unser erster Sightseeing-Stopp sind die sogenannten „Gibson Steps“ etwas östlich der „12 Aposteln“. Von der Aussichtsplattform hat man einen spektakulären Blick über die Steilküste, die Bucht und den antarktischen Ozean. Warum der Aussichtspunkt den Namen „Gibson Steps“ trägt hat im Übrigen den ganz einfachen Hintergrund, dass von dort aus 86 von einem frühen Siedler Namens Gibson in die Steilklippe gehauene Stufen auf den ebenfalls nach dem Siedler benannten Gibson Strand hinunter führen. Wegen unseres nicht ganz wandertauglichen Outfits (Motorradkombi & Motocross-Stiefel) haben wir im Übrigen auf den Abstieg über die doch ziemlich steilen Stufen verzichtet und nur den Ausblick von oben genossen.

 

Als wir zurück zu unseren Motorrädern kommen, spricht uns ein junges Deutsches Pärchen an, das gerade auf Urlaub in Australien ist. Nach den üblichen woher & wohin fragen sie unter anderem auch, ob wir mit den Motorrädern bisher schon große Probleme hatten. Darauf antwortet Helle noch, dass wir, mal abgesehen von dem noch immer währenden Vergaserproblem und einigen Unfall-Schäden eigentlich Gott sei Dank noch keine größeren Probleme hatten. Zwei Minuten später wollen wir dann unsere Motorräder starten, doch die "Dicke Rosi" tut keinen Mucks mehr. Somit heisst es auf einem Parkplatz voller Touristen erstmal anschieben, was wohl recht lustig aussah, denn das deutsche Pärchen sitzt gerade im Kofferraum ihres Campers als wir vorbei geschoben kommen. Soviel zum Thema "Keine Probleme".

 

 

 

 

Wir lassen uns von diesem kleinen Malheur jedoch nicht aus der Ruhe bringen, geht es doch direkt weiter zu DEM Sightseeing-Highlight der Great Ocean Road: den „12 Aposteln“. Kaum am Besucherparkplatz angekommen vergeht uns jedoch unsere Vorfreude deutlich, wimmelt es nur so von Touristen und große Busse bringen im Minutentackt neue Ladungen an Touristen aus Melbourne an, die sich alle auf dem Weg in Richtung „12 Aposteln“ drängen. Da unsere Motorräder vollbepackt sind, wollen wir sie nicht alleine stehen lassen und so macht sich erst mal Helle, bewaffnet mit unserer Videokamera, auf in Richtung der gut 600 m entfernt liegenden Aussichtsplattform.

 

Als er nach einer gefühlten Ewigkeit, die Bea damit verbringt im Minutentakt immer die gleichen Antworten nach dem woher & wohin an gefühlte 100 Touristen wieder zu geben, endlich wieder kommt, macht sich auch Bea, bewaffnet mit unserem Fotoapparat, auf den Weg während Helle das Frage- und Antwortspielchen mit den Touristen weiter spielt.

 

 

 

 

Trotz der Touristenmassen, die sich auf den Aussichtsplattformen und –stegen von A nach B quälen und quetschen ist die Aussicht auf die „12 Apostel“ natürlich schon spektakulär, auch wenn von der vermeintlichen Ruhe und Einsamkeit, den die Werbebilder über die „12 Aposteln“ immer suggerieren, dank der Touristenmassen nicht wirklich etwas zu spüren ist.

 

Geologisch gesehen sind die pfeilerartigen Gebilde unterschiedlicher Höhe und Durchmessers durch Meereserosion entstanden, die die Steilküste der Port-Campbell-Klippen jährlich um rund zwei Zentimeter weiter zurückweichen lässt. Der Name „12 Aposteln“ ist im Übrigen etwas irreführend, denn die bekannte Felsformation bestand von jeher nur aus 9 und nicht 12 Felsentürmen von denen im Jahre 2002 ein weiterer etwa 50 m hoher Turm einstürzte.

 


Wir campen versteckt neben dem städtischen Wasserspeicher


 


Von den „12 Aposteln“ aus führt unsere Sightseeing-Tour weiter zur „Loch Ard Gorge“, einer etwa 10 Fahrminuten westlich der „12 Apostel“ gelegenen Schlucht. Die „Loch Ard Schlucht“ und die vorgelagerten Sandsteinklippen namens „Island Archway“ (zu Deutsch „Insel Brückenbogen“) sind zwar nicht ganz so berühmt wie die „12 Aposteln“, touristisch sind sie deshalb leider nicht weniger überlaufen.

 

 

 

 

Auch hier an der „Loch Ard Gorge“ laufen wir getrennt die einzelnen Wege zu den Aussichtsplattformen, da sie sich zu weit von unseren Motorrädern entfernt befinden und wir unsere aufgepackten Bikes speziell bei all diesem Touristengewusel nicht unbeaufsichtigt stehen lassen wollen. Eigentlich haben wir beide schon langsam keine Lust mehr auf weitere woher & wohin Gespräche und so versuchen wir, auch wenn das jetzt vielleicht unhöflich oder unfreundlich klingt, die potentiellen Gesprächspartner durch demonstratives in den Boden starren nicht zu einem Gespräch zu ermutigen. Normalerweise freuen wir uns jedes Mal, wenn wir nach dem woher & wohin gefragt werden und unterhalten uns sehr gerne mit den Menschen, da wir so auch interessantes über Land und Leute sowie einiges an Tipps erfahren. An einem Tag wie heute, an dem jedoch wir über Stunden im Minutentakt immer dieselben Fragen gestellt bekommen und Fotos mit zig Leuten machen müssen, geht uns einfach irgendwann die Lust zum Small Talk aus… Sorry!

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Noch ist aber nicht aller Tage Abend, denn als wir plötzlich auf Deutsch, respektive sogar auf Bayerisch angesprochen werden, sind wir wieder ganz Ohr! Und so lernen wir Markus und Thomas kennen. Markus, der seit einiger Zeit in Melbourne lebt und arbeitet ist gerade mit seinem Kumpel Thomas, der zurzeit auf Besuch hier in Australien ist, unterwegs um ebenfalls ein wenig Great Ocean Road Sightseeing zu unternehmen. Nach einem sehr netten Plausch tauschen wir Handynummern aus und vereinbaren uns am Abend zusammen zu rufen um evtl. ein Bierchen zusammen trinken zu gehen, denn dank des umfangreichen Sightseeing-Programms des heutigen Tages ist es mittlerweile schon recht spät und so beschließen wir uns in Port Campell ein Quartier für die Nacht zu suchen.

 

 

 

 

Da man im örtlichen Zeltplatz jedoch unverschämte 30 AUD für einen einfach Zeltplatz von uns haben will, beschließen wir uns lieber ein kostenloses Plätzchen zum wild campen etwas außerhalb der Stadt zu suchen. Vorher füllen wir am örtlichen Picknickbereich noch schnell kostenlos unsere Trinkwasservorräte auf, kaufen uns einen 6er Pack eisgekühltes Bier und machen uns auf die Suche nach einem geeigneten Plätzchen. Erfreulicherweise werden wir auch schnell fündig, denn am Wasserspeicher der Stadt, der nur wenige Fahrminuten außerhalb von Port Campbell liegt, finden wir gleich ein schönes verstecktes Plätzchen, an dem uns so schnell keiner finden wird. 

 

 


Ein feucht-fröhlicher Abend


 

 

Und das Beste an der Sache, wir haben sogar direkten Blick auf´s Meer. Naja, fast, nur ein paar Bäume stören unsere perfekte Aussicht! Wir rufen Thomas und Markus an, geben ihnen eine kurze Wegbeschreibung zu unserem Nachtlager und dann wird erst mal unser Zelt aufgeschlagen und Abendessen gekocht, damit wir fertig sind, wenn uns die beiden besuchen kommen.

 

 

 

 
Da die beiden etwas im Restaurant, respektive an der dortigen Bar, hängengeblieben sind, ist es bereist dunkel, als sie sich zu Fuß auf den Weg zu uns machen. Als sie gegen 9 Uhr abends noch immer nicht da sind, glauben wir schon, dass sie nicht mehr kommen und so trinkt Helle "vorsichtshalber" alle restlichen Biere, um sie vor dem möglichen, morgigen Hitzetod zu bewahren. Gerade als wir ins Zelt kriechen wollen, hören wir plötzlich Stimmen, die eindeutig nicht Englisch sprechen. Das müssen die beiden sein! Wie wir befürchtet hatten, haben die beiden keine Taschenlampe dabei und so sind sie die gut 2 km vom Ortszentrum zu unserem Zeltplatz im Dunkeln über Stock und Stein gestolpert. Die Armen! Dafür gibt´s jetzt erst mal eine Runde kaltes Bier, welches die beiden in ihrem Eski angeschleppt haben, dann geht´s gleich wieder besser!


Wir verbringen einen super lustigen und feucht-fröhlichen Abend mit den beiden, tauschen Reise- und Australienerfahrungen und –erlebnisse miteinander aus und genießen es richtig, endlich mal wieder unsere Muttersprache sprechen zu können. Weit nach Mitternacht treten die beiden ihren Heimweg an. Damit sie nicht vom nächsten Auto überfahren werden, geben wir ihnen unsere Taschenlampe mit und verabreden uns für den nächsten Morgen noch zu einem gemeinsamen Frühstück in Port Campbell bevor es für die beiden wieder zurück nach Melbourne und für uns weiter in Richtung Westen geht.


Leider verläuft unsere Nacht ziemlich unruhig. Das hat aber weniger mit irgendwelchen ungebetenen Gästen zu tun, sondern mehr mit ziemlich starkem Wind, der unser Zelt und die umliegenden Büsche und Bäume ganz schön durchschüttelt und demensprechenden Lärm verursacht, der uns kaum ein Auge zu tun lässt. Als wir am Morgen ziemlich unerholt aus unserem Zelt kriechen, wird unsere Laune durch den von dunklen Wolken verhangenen Himmel weiter getrübt. Na super und das, wo wir doch auch heute noch einige der touristischen Highlights der Great Ocean Road vor uns haben. Und um unsere nicht sehr tolle Laune noch zu steigern verliert Helle auch noch eines der Gläser aus seiner Brille. Na super!

 

 

 

 

Naja, egal, jetzt packen wir erst mal zusammen und machen uns auf in Richtung Port Campbell wo wir uns mit Thomas und Markus zum Frühstück in einem netten Kaffee treffen. Auch beim Frühstück verstehen wir uns prächtig mit den beiden und ratschen und ratschen und ratschen und die Zeit vergeht wie im Flug. Irgendwann ist es aber dann doch mal Zeit, sich zu verabschieden, denn wir müssen weiter in Richtung Westen und die beiden wollen heute Morgen noch einen Hubschrauberrundflug über die „12 Apostel“ wagen. Wir wünschen den beiden viel Spaß und "Hals und Beinbruch beim Flug" und brechen am späten Vormittag endlich auf in Richtung „The Arch“.

 

 

 

 

Dieser 8 m hohe Bogen liegt 6 km westlich von Port Campell und bietet uns schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf die berühmte „London Arch“ oder auch „London Bridge“ genannt, der nur wenige Meter weiter westlich liegt. Leider beginnt es pünktlich als wir von der „Arch“ zurück kommen wie aus Eimern zu schütten und so machen wir bei der „London Brücke“ zwar noch einen kurzen Stopp, können aber leider wegen des starken Regens keine Fotos schießen. Da der Himmel nichts Gutes verheißt, beschließen wir von der Shipwreck Coast Abschied zu nehmen und etwas zügiger in Richtung Westen zu fahren.

 

 


South Australia - der Bundesstaat der Weinberge und deutschen Auswanderer


 

 

In Warrnambool gönnen wir uns im Schutz einer überdachten Tankstelle einen heißen Kaffee um unsere kalten Finger wieder etwas aufzuwärmen bevor wir im Landesinneren weiter in Richtung Mount Gambier fahren.

 

Heute heißt es außerdem „Bye, Bye Victoria“ und „Hello South Australia“! Wir sind schon sehr gespannt, was der Bundesstaat der deutschen Auswanderer und Weinberge so zu bieten hat! Bereits einige Kilometer vor der Grenze der beiden Bundesstaaten wird schon auf riesigen Hinweistafeln darauf hingewiesen, dass man kein Obst, Gemüse, Fisch oder Fleisch von einem Bundesstaat in den nächsten bringen darf und dass für Zuwiderhandlungen die altbekannten australischen „heavy Fines“ stehen. Da wir natürlich mal wieder nicht an diese typisch australische Quarantänemaßnahme beim Überqueren der Bundesstaatsgrenzen gedacht haben, hatten wir uns Gestern noch mit reichlich Obst und Gemüse eingedeckt. Na super! :-/ Nach kurzem Überlegen beschließen wir dann auch die Schilder einfach mal zu ignorieren in der Hoffnung, dass uns Motorradfahrer eh keiner aufhält, denn wir sehen es eigentlich nicht ein all unsere frisch gekauften Lebensmittel wegzuschmeißen. Und Gott sei Dank zeigt sich dann auch weit und breit keine Kontrollstelle und keine Polizei und so „schmuggeln“ wir unsere Lebensmittel ohne Probleme nach South Australia.

 

 

 

 

Die weitere Stecke auf der B 1 in Richtung Westen verläuft leider nicht mehr so spektakulär am Meer entlang wie die Great Ocean Road. Wir fahren die meiste Zeit etwas zurückgesetzt von der Küste im Landesinneren. Zwischen Kingston und Meningie verändert sich die dann auch die Landschaft. Wir verlassen die goldgelben, leicht hügeligen Weideländer und fahren durch eine brettelebene Landschaft die eher tundraartigen Steppencharakter hat. Außerdem gibt es in der Gegend kaum größere Ortschaften und so haben wir die Straße die meiste Zeit fast für uns alleine.

 

Da uns die Landschaft wirklich gut gefällt, beschließen wir in einen der vielen kleinen Feldwege abzubiegen und uns hinter einem Hügel einen Platz zum wild campen für die Nacht zu suchen. Es dauert auch nicht lange, da haben wir ein gut verstecktes Plätzchen direkt am Ufer der Lagune, die durch die Coorong Landzunge vom Meer getrennt ist, gefunden.

 

 


Wir schlagen unser Zelt direkt am Ufer der menschenleeren Lagune auf


 

 

Da es noch recht früh ist und Helle noch voller Tagendrang, reinigt und schmiert er noch den hinteren Bremslichtschalter an Bea´s „Dicker Rosi“, wechselt die 12 Volt Bordsteckdose, deren Deckel nach knapp 2 Jahren Einsatz vor wenigen Tagen abgebrochen und dadurch verloren gegangen war und erneuert einen gebrochenen  Kabelschuh an einem der Zusatzscheinwerfer. Nun ist die „Dicke Rosi“ soweit wieder fit und wir können zum gemütlichen Teil des Abends übergehen. Aus Mangel an alkoholischen Getränken begnügen wir uns heute damit einfach in unseren Stühlen zu sitzen, die Ruhe, die nur durch das ferne rauschen des Meeres und das zwitschern der Vögel unterbrochen wird, zu genießen und unseren Blick über die Lagune schweifen zu lassen, die von der untergehenden Sonne in ein Lichtermeer getaucht wird.

 

Dieser Platz ist definitiv eines der Highlights die wir bisher in Punkto wild campen in Australien gefunden haben und das beste Beispiel dafür, warum wir das wild campen irgendwo im Busch auf jeden Fall jedem noch so gut ausgestatteten Zeltplatz vorziehen, denn solche Aussichten und Stimmungen sind (zumindest für uns) viel mehr wert als eine heiße Dusche oder eine Camp-Küche! :-)

 

 

 

 

Da wir heute nur gut 200 km bis Adelaide vor uns haben, gehen wir den Tag ganz ruhig an. Als erstes genehmigen wir uns einen heißen Kaffee, denn die morgendlichen Temperaturen hier am Ufer der Coorong Lagune sind doch noch etwas frisch. Man merkt eben doch, dass schön langsam der Herbst Einzug hält in Australien. Schweren Herzens trennen wir uns von unserem idyllischen Plätzchen und brechen auf in Richtung Adelaide. In Meningie machen wir aber bereits unseren ersten Zwischenstopp, denn mangels Frischwasser konnten wir unser Kochgeschirr von gestern Abend nicht abspülen und so nutzen wir den gut ausgestatteten Picknickbereich mitten im Ort um in unserer mobilen Küche wieder klar Schiff zu machen. Und während Bea fleißig Teller und Töpfe schrubbt, treibt Helle ein wenig Morgensport für die allgemeine Körperertüchtigung!

 

 

 

 

Bevor wir jedoch nach Adelaide fahren, machen wir noch einen kleinen Abstecher ins berühmte Hahndorf. Berühmt ist das 1.800 Seelendorf kurz vor den Toren Adelaides vor allem deswegen, da es eine der ersten deutschen Siedlungen Australiens ist und dies, wenn auch etwas kitschig-klischeehaft, zu vermarkten weiß.

 

Auf den ersten – und auch den zweiten – Blick sind wir eher enttäuscht von Hahndorf. Alles ist wie zu erwarten extrem touristisch, ziemlich kitschig und hat nur wenig mit der Deutschen bzw. Bayerischen Kultur zu tun. Einzig die Hoffnung auf ein echt bayerisches Mittagessen hatte uns in den Ort getrieben, doch auch diesbezüglich werden wir enttäuscht. Helle ordert Bratwürste mit Kartoffelsalat und eine frische Laugenbreze. Die Bratwürste sind zwar okay, aber der Kartoffelsalat und die überhaupt nicht frische Laugenbreze zum stolzen Preis von 4,50 AUD (also nur die Breze versteht sich!) sind echt enttäuschend! Echt eine Schande für Bayern den armen unwissenden Australiern vorzugaukeln, dass diese kulinarischen Fehlschläge auch nur im Entferntesten mit den echten bayerischen Köstlichkeiten zu vergleichen sind!

 

 

 

 

Nach diesem Reinfall bestellt Bea lieber nur ein Radler und selbst hier wird sie gefragt, welches Bier sie denn bitte in ihr Radler möchte. Na wie jetzt, Radler wird mit Hellem gemacht, sonst hätte sie ja einen Russen oder Neger verlangt! Also wirklich, solche Banausen…Das Ganze gibts dann zum Schnäppchenpreis von 25 AUD für zwei Getränke, Helle muss direkt nochmal nachfragen beim Bezahlen, dachte er doch er habe sich verhört. Zumindest fällt es uns so leichter, keine weiteren Biere zu bestellen, was unserem Führerschein ja doch zuträglich ist.. So brechen wir nur halb gestärkt und nicht mal ansatzweise betrunken auf nach Adelaide. Da Micha und Ruth, das Deutsche Pärchen bei dem wir in Adelaide wohnen können, erst gegen 18 Uhr zuhause sind (Micha ist in der Arbeit und Ruth geht noch zur Schule, da Lehrerin) bleibt uns noch jede Menge Zeit. Um den Nachmittag sinnvoll zu nutzen, machen wir uns als erstes auf zu dem Honda-Händler, bei dem wir bereits vor Wochen per Email um einen neuen Vorderreifen für Bea´s „Dicke Rosi“ sowie einige Ersatzteile angefragt hatten. Nachdem uns der Händler aber wochenlang nicht geantwortet hatte (wie das so generell in Australien üblich ist), wollten wir eigentlich zur Konkurrenz gehen, aber auch die hat nicht geantwortet! So viel zu Service-Wüste Australien. Nun also doch ab zu Honda-Händler Nr. 1 und siehe da, entgegen der echt unterirdischen Bearbeitungsgeschwindigkeit unserer Emails sind die Mitarbeiter im Laden wirklich freundlich und bemüht und wir bekommen einen auf Lager befindlichen TKC 80 Vorderreifen sogar gleich montiert. Spitze!

 

 

 

 

Außerdem kauft Helle gleich noch einen Satz Dichtungen für sein Hinterrad. Nur Radlager und das Motorenöl werden wo anders gekauft, da sie hier die Händlerüblichen Aufschläge drauf haben und wahre Apothekerpreise für ein paar Radlager und ein paar Liter Motorenöl verlangen… Nachdem wir den ganzen Nachmittag über die verschiedenen Händler und Geschäfte bezüglich der Motorradersatzteile abgeklappert haben, kommen wir pünktlich um 18 Uhr bei Micha und Ruth im Norden von Adelaide an. Micha empfängt uns gleich mit zwei eisgekühlten Bier, von denen Bea vor lauter Begeisterung erst mal eins fallen lässt. Sehr gut Bea, was für ein gelungener erster Eindruck! Helle allerdings verwundert das nicht, hat sie doch in Malaysia beim Einchecken in ein Guesthouse dem Besitzer schon mal vor die Füsse gekotzt. So ist Micha ja eigentlich ganz gut weggekommen...


Nachdem wir unser ganzes Gerümpel im Gästezimmer von Ruth und Micha abgeladen und uns aus unseren Motorradklamotten geschält haben, wird direkt zum gemütlichen Teil des Abends übergegangen. Es gibt jede Menge eisgekühltes Bier, lecker BBQ und ohne Ende Reisegeschichten und Erlebnisse auszutauschen. Man muss dazu sagen, eigentlich kennen wir Ruth und Micha gar nicht. Wie wir dann überhaupt auf sie bzw. sie auf uns gekommen sind? Dass ist ganz klar mal wieder ein Fall von „Die Welt der (Welt)Reisenden ist klein!". Ruth und Micha sind im Frühjahr 2011 mit einem Geländewagen durch Osteuropa gefahren, bevor sie im Herbst 2011 von der Mongolei aus nach Australien geflogen sind, wo sie nun leben. In der Mongolei haben sie unter anderem auch Heiko, den lustigen Hamburger mit seinem alten BMW-Gespann, mit dem wir mehrmals zusammen durch Südostasien unterwegs waren, getroffen. Die drei waren seither immer wieder in Email-Kontakt und irgendwie hatte Heiko den beiden wohl erzählt, dass er uns kennt und wir zur Zeit in Australien unterwegs sind und da haben die beiden kurzerhand beschlossen, Kontakt mit uns aufzunehmen und uns zu sich nach Hause einzuladen. Einfach klasse! Irgendwann, es ist mittlerweile 2 Uhr morgens (und Ruth und Micha müssen Morgen früh natürlich arbeiten.. Ruth geht ja noch zur Schule, gehen wir dann doch mal ins Bett, auch wenn uns die Geschichten und auch das eisgekühlte Bier noch laaaange nicht ausgehen würden.

 

 

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