Reisebericht Australien
Einreise & Motorradimport:
Detaillierte Infos zu Einreisebestimmungen sowie zum temporären Fahrzeugimport findest du in unseren Länderinfos & Reisetipps Australien
Route:
Lithgow - Katoomba - Springwood - Campbelltown - Mittagong - Kangaroo Valley - Nowra - Batemans Bay - Braidwood - Queanbeyan - Canberra - Cotter Dam
Die Route auf der Google Karte dient der Übersicht und zeigt im Großen und Ganzen unsere gefahrene Strecke, im Detail kann es aber zu Abweichungen kommen.
Gefahrene Kilometer von Burghausen:
49.208 Km
Spritpreis:
1,14 € (E10/ 91 Oktan)
Währung:
Australischer Dollar
Probleme mit den Motorrädern:
- Wegen anhaltenden Problemen Vergaser beider Motorräder gereinigt und zu Versuchszwecken gegeneinander getauscht
- Schwimmerstand an beiden Vergasern geprüft
- Benzinfilter an beiden Motorrädern gewechselt
- Ventile wegen o. g. Problemen gecheckt
- Zündung wegen o. g. Problemen überprüft
- Masseverbindungen wegen o. g. Problemen überprüft
Stürze/ Umfaller: -
Gesundheit/ Verletzungen: -
Wir haben vor zwei Tagen durch Zufall das österreichische Pärchen Harry & Carmen, die ebenfalls auf einer Motorradweltreise sind, in Kangaroo Valley getroffen und da wir uns auf Anhieb prächtig mit den beiden verstehen beschließen wir spontan, mit ihnen Silvester zu feiern. Bevor es zum Abendprogramm geht, wollen wir unseren „Abenteuergeruch“ der letzten Tage noch kurz beseitigen. Da es hier auf dem Zeltplatz keine Duschen gibt, wollen wir eigentlich ein kurzes Bad im angrenzenden Fluss nehmen, doch Harry besitzt eine portable Ortlieb-Faltdusche, die wir nutzen können. Einfach Wasser in den schwarzen Beutel füllen, in die Sonne legen und warten, bis er sich erwärmt hat. Danach das Ganze in einen Baum hängen, den kleinen Verschluss öffnen, der als Duschkopf fungiert und schon geht´s los!
Am Abend kochen wir zusammen lecker Chili con Carne mit Kartoffeln als plötzlich ein Wombat nur wenige Meter neben uns vorbei gelaufen kommt. Hier auf dem Zeltplatz leben unzählige dieser niedlichen Tierchen und wir haben auch schon einige beobachten können, doch meist leider nur nachts und sobald man sie mit einer Lampe anleuchtet, laufen sie davon. Dieses Exemplar hingegen zeigt sich endlich mal im Tageslicht und darf so gleich für unzählige Schnappschüsse mit unserer Kamera Modell stehen!
Die Stunden bis Silvester verbringen wir mit Ratschen und Reisegeschichten austauschen, außerdem haben die Männer sogar einige Teelichter gekauft um unsere Runde etwas zu „erleuchten“ (oder wollten sie doch mal romantische Stimmung und es nur nicht zugeben?) denn leider sind auf dem Platz keine Lagerfeuer erlaubt.
Um Mitternacht sind wir dann allerdings echt enttäuscht von den Australiern, gibt es doch außer ein paar armesligen Raketen überhaupt nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil, die Hälfte des
Zeltplatzes schläft bereits. Das wollen wir Deutsch-Österreicher natürlich nicht so einfach hinnehmen und so schießt Harry einige seiner Leuchtraketen ab, die er eigentlich für Notsituationen in
der Wüste gekauft hatte. Die Dinger erreichen eine Höhe von bis zu 40 m und machen dann einen ordentlichen Knall und Lichtblitz. So was sind die Australier natürlich nicht gewöhnt und so jubelt
der halbe Zeltplatz, als Harrys Raketen in der Luft krachen und leuchten.
Ein Wombat in freier Wildbahn und trotzdem ganz nah - das gibt´s nur in Australien
Leider scheinen auch die Australischen Autos keine Böller gewöhnt zu sein, geht doch bei Rakete Nr. 4 die Alarmanlage des Jeeps unserer Nachbarn los und alles hupt und blinkt. Ups! Dann lassen wir das wohl lieber mit den Raketen für den heutigen Abend! Dafür sitzen wir noch ein wenig in geselliger Runde zusammen, denn die Gesprächsthemen wollen einfach nicht ausgehen... Außerdem bekommen wir noch einmal nächtlichen Wombat-Besuch, der um unser Zelt herum schleicht und dort nach Essbarem sucht. Wie niedlich!
Wie befürchtet war der letzte Abend wieder viel zu lang und viel zu feucht-fröhlich, so ist die körperliche Verfassung unseres vierköpfigen Motorradreiseteams heute Morgen nicht sehr gut und wir kriechen alle erst gegen 9 Uhr morgens aus den Zelten. Immerhin braucht Helle heute Morgen keine Kopfwehtabletten.
Nach einem starken Kaffee und einem ordentlichen Frühstück packen wir unser Hab und Gut auf unsere Bikes und machen uns startklar. Eigentlich hatten wir erwartet, dass wir – wie bei allen anderen Reisenden, die wir bisher getroffen haben – wieder als letztes mit Aufpacken fertig sind, doch auch Harry und Carmen müssen erst mal ihr Glump sortieren und so sind wir alle erst gegen 11 Uhr vormittags abfahrbereit.
Nach einem Gruppen-Abschiedsfoto verabschieden wir uns von den beiden, doch wir hoffen sie auf unserer weiteren Reise irgendwann wieder zu treffen, denn wir haben uns wirklich super mit ihnen verstanden und einige sehr nette Tage zusammen verbracht. Wer die Reise von Harry und Carmen weiter verfolgen will, kann dies auf www.freedom-on2wheels.com tun.
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Für uns geht es dann erst mal auf Richtung Nowra. Eigentlich ist die Stecke dorthin ein wahrer Traum für Motorradfahrer. Die Straße hat guten Belag und schlängelt sich in engen Kurven einen Berg hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Leider ist das Wetter heute wieder kalt und grau und es fängt genau auf der Bergpassage an zu regnen und zu stürmen, was jede Menge Laub des umliegenden Waldes auf die Straße weht und die Fahrt so eher zu einer rutschigen Kriechpartie macht.
Ursprünglich wollten wir von Nowra aus einen Offroad-Track in Richtung Braidwood fahren, doch da es mittlerweile schon Mittag ist und das Wetter auch nicht so toll aussieht, entschließen wir, die Küstenstraße zu nehmen, da wir glauben auf dem Highway schneller in Canberra, unserem heutigen Tagesziel, anzukommen. Doch weit gefehlt! Der Highway ist gestopft voll mit Autos. Die meisten davon Australische Urlauber, die mit ihren Familien einige Zeit an der Küste verbringen wollen. Phasenweise geht es nur noch im Stop-and-Go Verkehr voran und wir brauchen den kompletten Nachmittag um ganze 100 km voran zu kommen. Zum Kotzen!
Und ganz nach dem Motto, ein Ärgernis kommt selten alleine, geht Bea irgendwann auf der Strecke auch noch das Benzin aus. Wie das passieren kann?? Bea hatte am Morgen, als wir im Kangaroo Valley losgefahren sind nicht mehr getankt und sie wusste, dass sie zwar nur noch um die 100 km Reichweite im Tank hat, doch da die Reservelampen nicht aufleuchteten, hatte sie den fast leeren Tank irgendwie vergessen, bis die „Dicke Rosi“ in einem Waldstück plötzlich zu stottern anfängt und einfach ausgeht. Ganz klar, dass war´s dann mit weiter fahren, der Tank ist leer und anscheinend funktionieren die Tankleuchten nicht mehr. Was für ein Scheiß!! Helle ist natürlich schon um die nächste Kurve verschwunden und sieht nicht, wie Bea auf den Seitenstreifen rollt und dort stehen bleibt. Wundersamerweise hat Helle doch recht schnell bemerkt, dass Bea „abgängig“ ist und umgedreht. Nachdem 1 L Benzin aus unserer Primus-Benzinkocherflache als Tankfüllung leider nicht ausreicht um die „Dicke Rosi“ wieder in Gang zu bekommen, muss Helle leider doch die Schnellkupplung der Benzinleitung des „Alperers“ abkoppeln und so tanken wir dann nochmal insgesamt fünf 1 L Benzinflaschen-Ladungen Sprit in Bea´s Bike, bevor ihr Baby wieder anspringt.
Rest Areas sind perfekt für Low Budget Reisende wie uns
Gegen 17 Uhr – wir sind nach dem ganzen Stop-and-Go Verkehr und dem ungewollten Zwangsstopp von Bea schon ganz schön angenervt – beschließen wir uns für die Nacht einen Campingplatz zu nehmen, da es auf der Highway-Strecke von Nowra nach Batemany Bay leider keine zum Zelten geeignete Rest Area gibt. Wir suchen uns aus unserem australischen Zeltplatzführer einen Zeltplatz heraus, der laut Führer eigentlich max. 22 AUD kosten soll, doch als wir dort ankommen und die Autoschlange vor dem Eingang sehen, bezweifeln wir, dass dieser Preis auch in der Hauptsaison gilt und tatsächlich, als Bea im Büro nach den aktuellen Preisen fragt, trifft sie fast der Schlag.
Normalerweise kostet ein Zeltplatz ohne Strom 20 AUD, da wir uns aber in den Sommerferien und somit in der High-Season befinden, kostet derselbe Platz plötzlich stolze 50 AUD!!! Dieser Preis ist uns definitiv zu hoch und so schlagen wir unseren „Camps 6“ Zeltplatzführer noch einmal auf. Wir finden schließlich auch eine kostenlose Rest Area, die direkt an einem Fluss liegt und sich sehr nett anhört. Leider ist diese noch knapp 100 km entfernt und so überlegen wir erst mal hin und her, ob wir die Strecke noch schaffen, bevor es dunkel wird. Egal, wir schaffen das schon. Also schnell zurück auf den Highway und ab in Richtung Braidwood.
Als wir gegen halb 7 Uhr abends auf der Rest Area ankommen ist es tatsächlich noch hell. Die Nebelsuppe ist nicht mehr ganz so dick und es ist auch wieder minimal wärmer geworden. Unsere Entscheidung hierher zu kommen war aber definitiv richtig, denn es ist ein wirklich netter Platz direkt am Flussufer. Es sind schon einige andere Camper da, was das ganze zwar nicht ganz so idyllisch, dafür aber relativ sicher macht. So schlagen wir unser Zelt neben einem kleinen Bänkchen auf und Helle geht gleich auf Feuerholzsuche um uns den feucht-kalten Abend wenigstens etwas zu erwärmen. Da es trotz Feuerchen relativ frisch ist verkriechen wir uns schon recht früh in unserem Zelt und Bea „missbraucht“ Helle mal wieder als lebendes Wärmekissen.
Am nächsten Morgen weckt uns die Sonne und so starten wir nach einem entspannten Frühstück Richtung Canberra. Die Landschaft um das Australian Capital Territory (ACT) ist wirklich herrlich und erinnert uns mit den vielen, für uns typisch südländischen Bäumen sehr an die Toskana und so genießen wir die entspannte Fahrt in die australische Hauptstadt bei herrlichem Sonnenschein in vollen Zügen.
Bevor wir einen Zeltplatz ansteuern, fahren wir allerdings noch am „Capital Hill“ vorbei. Auf dieser Anhöhe, die sich in der Mitte Canberras erhebt, steht das australische Parlament. Das futuristische Gebäude wird nur noch von einem 81 m hohen Flaggenmast, auf dem die Australische Flagge weht, überragt. Frech wie immer parkt Helle direkt vor dem Vorplatz des Parlaments. Das hier mal wieder absolutes Halteverbot herrscht, braucht man wohl gar nicht erst zu erwähnen.
Zu Besuch am Capital Hill in Australiens Hauptstadt Canberra
Als wir stoppen, sehen wir schon einen Streifenwagen nur gut 100 m von uns entfernt parken und kaum ist Helle abgestiegen, setzt sich dieser auch schon in Bewegung. Auf uns zu natürlich. Gerade als Helle die Kamera auspackt, bleibt das Polizeiauto neben uns stehen und der Beamte lässt sein Fenster herunter. Bevor er etwas sagen kann, rufen wir schon „just one picture, pleeeeeeaaaaasee!“ und entgegen unserer Erwartung nickt der Polizist nur freundlich und lässt uns gewähren. Eigentlich hätten wir den Polizisten fragen sollen, ob nicht er uns beide ablichten kann, aber man soll sein Glück ja nicht überstrapazieren!
Nach einer Rundfahrt um das Parlamentsgebäude fahren wir noch am Lake Burley Griffin, einem künstlich geschaffenen See mitten in Canberras vorbei, in dessen Mitte jeden Tag zweimal eine riesige Wasserfontäne 147 m hoch in den Himmel geschossen wird und damit alle umliegenden Gebäude überragt. Die nächsten Tage wollen wir dieses zu Ehren von Captain Cook abgehaltene Schauspiel noch aus der Nähe besichtigen, doch für heute haben wir keine Lust mehr auf Sightseeing.
Das bisschen, was wir von Canberra während unserer ersten kleinen Rundfahrt erspähen können, zeigt eine sehr moderne, architektonisch durchgeplante Stadt, die mit dem Charme vieler kleiner australischer Städte nicht viel gemeinsam hat, doch interessant finden wir die auf dem Reißbrett entstandene australische Landeshauptstadt trotzdem oder vielleicht gerade deswegen, weil sie so anders ist als alles andere, was wir bisher in Australien gesehen haben.
Am Cotter Dam Zeltplatz angekommen sind wir erst mal froh, dass wir noch ein halbwegs schattiges Plätzchen für unsere Motorräder und unser Zelt finden. Es sind ja Schulferien und so hatten wir
schon befürchtet, dass auch dieser Zeltplatz heillos überfüllt ist. Außerdem positiv ist, dass dieser staatliche Zeltplatz nur 7,50 AUD pro Person und Nacht kostet, was in der Hochsaison alles
andere als üblich ist. Bis auf Strom gibt es auf dem Platz von einer heißen Dusche bis zu einem kostenlosen Gas-BBQ und einem herrlichen Blick auf den Cotter-Fluss eigentlich alles und sogar das
Angeln ist erlaubt. Super!
Leider wird unsere Campingidylle durch die Probleme an unseren Motorrädern, speziell am „Alperer“, stark getrübt. Die Stimmung ist seit geraumer Zeit auf dem Nullpunkt, denn Helle verbringt die meisten Abende der letzten Monate, genauer gesagt eigentlich schon seit dem Verlassen der Farm Ende September, mit schrauben, prüfen, ausprobieren, fluchen und dem Gedanken, die Karre einfach anzuzünden. Das Problem bei Helle´s Bike äußert sich mit Stottern und massivem Leistungsverlust ab ca. 3000 U/min. An Bea´s Bike ist das Problem nicht ganz so massiv ausgeprägt und zeigt sich erst ab einer Meereshöhe von ca. 1000 m. Beide Motorräder laufen demnach viel zu fett. Nachdem Helle die letzten Monate über nahezu alles überprüft, gereinigt oder ausgetauscht hatte, wird die Ratlosigkeit immer grösser, die Laune dafür umso schlechter.
Steuerketten und -zeiten hat er überprüft, genauso wie die Zündung, Zündkerzen gewechselt, Vergaser mehrmalig zerlegt, Schwimmerstände vermessen, jede Membrane oder Düse geprüft, ein löchriges Absperrventil ersetzt, Chokezüge ersetzt, Verkabelung und Ladespannung geprüft, Vergaser gereinigt, Auspuff und Krümmer auf Durchgängigkeit geprüft, Falschluft überprüft, diverse Luftfilterkombinationen getestet, Ventile und Vergasersynchronisation mehrmals gecheckt, Benzinfilter gewechselt, usw, usw, usw… (für alle nicht ganz so Motorradtechnik-Versierten Leser, denkt euch nichts, Bea versteht auch nur noch Bahnhof! *g*) Nie konnte Helle aber die tatsächliche Ursache finden, einzig die Symptome konnte Helle etwas mildern und auch der Spritverbrauch ist von 12 L/100 km auf ca. 6 – 7 L/100 km zurück gegangen. Hinzu kommt, dass auch eine der Zündeinheiten an Bea´s „Dicker Rosi“ den Dienst zeitweise einstellt und so musste Bea ihr Motorrad stellenweise auf einem Zylinder voranquälen, was ebenfalls echt scheiße ist.
Naja, es hilft ja nicht, also fängt Helle auch heute Abend erneut zu schrauben an, während Bea quasi als Nervennahrung für den armen Helle lecker BBQ mit Käsekrainern vom australischen ALDI,
Gemüsespießen und gegrillten Maiskolben zubereitet. Während Helle so schraubt, kommt ein australischer Camper vorbei, der mit seinem Holden Oldtimer unterwegs ist. Er und Helle kommen ins
Gespräch und als ihm Helle von seinen aktuellen Problemen erzählt, meint der Australier, dass auch er das Problem bei seinem Oldtimer erst kürzlich hatte.
Bei ihm lag es an feinem Staub im Benzin, der trotz extra Benzinfilter in den Vergaser gelangt war und diesen verschmutzt hatte, was ein Stottern und Leistungsverlust des Motors zur Folge hatte. Als der Typ so von seinen Erfahrungen erzählt, kommt Helle plötzlich der Gedanke, dass auch wir damals auf der farmeigenen Tankstelle zweimal unsere Motorräder betankt hatten, und das obwohl uns einer der Mitarbeiter vor dem „dreckigen“ Benzin gewarnt hatte. Helle allerdings dachte immer, dass unsere Bikes wegen dem extra Benzinfilter hier eigentlich keine Probleme haben sollten. Das wäre ja mal eine Scheiße, wenn all die Probleme tatsächlich durch verschmutztes Farm-Benzin entstanden sind! Motiviert durch diese neue Erkenntnis beginnt Helle sofort, auch Bea´s Motorrad auseinander zu nehmen und den Vergaser auszubauen… ob sich darin auch Spuren roten Farmsands finden lassen?
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