Weihnachten in den Blue Mountains


Reisebericht Australien



Einreise & Motorradimport:

Detaillierte Infos zu Einreisebestimmungen sowie zum temporären Fahrzeugimport findest du in unseren Länderinfos & Reisetipps Australien

 

Route:
 Lake Lyell - Bathurst - Oberon - Jelolan Caves - Lithgow - Glow worm tunnel - Lithgow

 

Die Route auf der Google Karte dient der Übersicht und zeigt im Großen und Ganzen unsere gefahrene Strecke, im Detail kann es aber zu Abweichungen kommen.


Gefahrene Kilometer von Burghausen: 

48.326 Km

Spritpreis: 

1,14 € (E10/ 91 Oktan)
         
Währung: 

Australischer Dollar

Probleme mit den Motorrädern:
Papierfilter wegen Problemen gegen Eigenbau-Schaumfilter
gewechselt (beide Motorräder)
 
Stürze/ Umfaller: -

Gesundheit/ Verletzungen: -


 

 

Vom Zelptlatz in Lithgow geht es weiter an den idyllisch gelegenen Lake Lyell, wo wir zwei lustige, wenn auch etwas nasse und stürmische Camping-Tage mit Marius und Katha verbringen. Unter anderem üben sich Helle und Marius im Angeln während Bea und Katha unter vollem Körpereinsatz versuchen, unser Zelt, dass von einem plötzlich einsetzenden Sturm und heftigen Regenschauern fast weggerissen wird, wieder unter Kontrolle zu bekommen.

 

 

 

 

Dass die Männer die verzweifelten Hilferufe ihrer Herzdamen natürlich nicht hören, da sie einige hundert Meter entfernt am Seeufer sitzen und sich unter eine große Plastikplane verzogen haben, um sich vor dem Regenschauer zu schützen, ist klar. Leider gehen die gemeinsamen Tage viel zu schnell zu Ende und so heißt es schon bald, Katha und Marius zurück zum Bahnhof zu bringen, denn sie müssen heute schon wieder zurück nach Sydney.

 

 

 

 

Nachdem Helle die beiden in zwei Durchgängen zum Bahnhof gefahren hat kommt er gerade reichzeitig zurück zum Zeltplatz, als es, wie bereits gestern, schon wieder zu Gewittern beginnt. Wir spannen unsere große Plane noch schnell, um auch den Zelteingang zu schützen und graben ganz in Pfadfinder-Manier einen Graben rings um unser Zelt, damit das vom Hang herablaufende Wasser unser Heim nicht nochmal unterspült. Gerade fertig mit den Grabungsarbeiten bricht auch schon ein sintflutartiger Regenschauer auf uns nieder. Wie bereits gestern geht der heftige Regen mit einem ordentlichen Gewitter, Blitz, Donner und starkem Wind einher und so dauert es nicht lange, da weht es unsere tolle Planenkonstruktion auch schon halb davon, so dass wir sie einklappen und uns ins Zelt verziehen müssen, wo wir dann gut eine Stunde ausharren. Wenigstens läuft das Wasser vom Hang heute nicht unter unser Zelt, da unser Wassergraben ganze Arbeit leistet.

 

 

 

 

Wie auch gestern hört der ganze Spuk nach einiger Zeit wieder auf und es bleibt zumindest den restlichen Abend über trocken. Da es aber merklich abgekühlt hat, machen wir uns nur noch eine Runde Tüte –Nudeln und verkriechen uns dann relativ schnell in unsere Schlafsäcke.

 

Schade, so toll unser Zeltplatz am Lake Lyell auch gelegen ist, bei so einem Schmuddelwetter kann einem auch die beste Aussicht nicht entzücken. Ausserdem zeigt unser Zelt nach nunmehr über  1 1/2 Jahren fast täglichem Dauereinsatz deutliche Verschleisserscheinungen, was unsere wilde Campingromantik zusätzlich etwas trübt. Nicht nur, dass unsere Eingangsreissverschlüsse nicht mehr richtig schliessen, auch die Atmungsaktivität unserer Aussenhaut hat im negativen Sinn drastisch zugenommen. Glücklicherweise ist das Bodenmaterial immer noch so wasserdicht, dass sich das heruntertropfende Wasser grossflächig in unserer Schlafkabine sammeln kann.

 

 


Wir jagen unsere Motorräder über den Bathurst Race Track


 

 

Da heute Weihnachten ist, wollen wir uns ein leckeres Weihnachtsmenü kochen. Dafür brauchen wir allerdings eine richtige Camp-Küche und so beschließen wir, wieder zurück auf den Zeltplatz nach Lithgow zu fahren. Außerdem hat der Wetterbericht für den Nachmittag – welch Überraschung – schon wieder Regen angesagt und so ist es vielleicht gar nicht schlecht, wenn wir ein festes Dach über dem Kopf haben. Bevor wir wieder am Zeltplatz einchecken, gehen wir noch schnell einkaufen, da die Geschäfte heute bereits mittags schließen und auch die ersten beiden Weihnachtsfeiertage geschlossen haben. Wie in Deutschland so geht es auch hier in Australien im Supermarkt zu, als gäbe es etwas umsonst oder die nächsten Wochen überhaupt nichts mehr zu kaufen. Der ganze Parkplatz ist voll, überall wird gedrängelt und geschupst und die meisten Menschen sind im Stress und sehen nicht besonders gut gelaunt aus. Naja, Weihnachten eben. Da das Wetter heute richtig schön und sonnig ist (noch) beschließen wir noch schnell 50 km nach Bathurst zu düsen, um dort eine Runde auf dem Race Track zu drehen.

 

Ja, richtig gehört, in Bathurst gibt es einen Race Track der, wenn gerade keine Rennen stadtfinden, für den normalen Publikumsverkehr geöffnet ist und das sogar kostenlos! Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und speziell Helle ist schon ganz scharf darauf, seinen „Alperer“ ein paar Runden über den Rundkurs zu jagen. Bereits die Strecke nach Bathurst birgt für Helle ein erstes Highlight, denn sein „Alperer“ überschreitet auf der Strecke dorthin die 100.000 Kilometer-Marke. Er ist zwar nicht alle davon auf unserer Weltreise gefahren, doch es ist trotzdem ein Grund zum stehen bleiben und Foto schießen.

 

 

 

 

Der Mount Panorama Circuit Race Track ist über 6 km lang und hat, da er bergauf und bergab geht, eine Steigung von bis zu ordentlichen 16 % und überwindet 174 Höhenmeter. Wir düsen einige Runden auf dem Track, schießen viele Fotos und machen auch einige Videos. Die Strecke würde echt Spaß machen, wäre da nicht die auf 60 km/h begrenzte Geschwindigkeit, die streng mit Radarmessern überwacht wird.

 

 

 

 

Nach diesem Rennsport-Ausflug geht es über die Jenolan Höhlen wieder zurück nach Lithgow. Die gut 100 km Umweg über die Höhlen rentieren sich auf jeden Fall, fährt man doch auf teilweise wirklich engen und steilen Haarnadelkurven, welche die Beschilderung „steep, winding and narrow road“ endlich mal verdient haben. Am Eingang der Jenolan Caves, die Mitten im Kanangra-Boyd Nationalpark liegen, befindet sich ein riesiges, im Jahre 1898 erbautes  Fachwerkhaus, das uns irgendwie eher an den Schwarzwald als an Australien erinnert und man fährt auf dem weiteren Weg sogar durch eine der Höhlen hindurch.

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Kurz nach den Höhlen kommt uns auf der engen, kurvigen Straße ein Auto entgegen, das ziemlich weit in der Mitte der schmalen Straße fährt. Helle kann gerade noch ausweichen, doch Bea trifft genau in einer relativ engen bergauf-Rechtskurve auf den Wagen, lenkt noch in Richtung Kurvenäußeres, da auch sie bemerkt, dass das Auto extrem weit mittig fährt und eigentlich glaubt sie, gerade noch an dem Auto vorbei zu kommen, als sie merkt, dass das Fahrzeug die „Dicke Rosi“ mit der rechten vorderen Stoßstange am Koffer tuschiert. Da die Berührung nur ganz leicht zu spüren ist und das Auto augenscheinlich auch keine Anstalten macht, stehen zu bleiben, fährt auch Bea weiter.

 

 


Land unter in Down Under - und das ausgerechnet an Weihnachten


 

 

Als sie etwas später auf einem geraden Stück Strecke stehen bleibt um den Koffer zu begutachten, merkt sie, dass am hinteren unteren Eck des Koffers einige kleine Schrammen sind und die untere der beiden Kanister-Halterungen etwas verbogen ist. Es muss sich wohl gerade um ein paar Millimeter nicht mehr ausgegangen sein. Auch Helle bleibt stehen und begutachtet die Schrammen. Da es wirklich minimal ist und auch der Halter leicht wieder auszubiegen ist, stört es uns nicht weiter, doch das Auto wird an seiner Stoßstange wahrscheinlich eine schöne Schramme von dem Metallhalter davongetragen haben…

 

Zurück in Lithgow fängt es natürlich – wie auch die letzten Nachmittage - wieder zu regnen an und so schnappen wir uns in den kurzen Regenpausen unsere Weihnachtseinkäufe und Bea fängt in der überdachten Camp-Küche an, Helle´s Wunsch-Weihnachtsmenü – Schaschlik mit Reis und Salat - zu kochen und sogar eine Kerze haben wir uns zur Feier des Tages geleistet.

 

 

 

 

Von Weihnachtsstimmung ist trotzdem irgendwie nicht viel zu merken, mal abgesehen davon, dass es (fast) ununterbrochen wie aus Eimern schüttet und merklich abkühlt, so dass wir uns irgendwann lieber einen heißen Glühwein als unser kaltes Bier wünschen. Naja, zumindest passen die Temperaturen jetzt mehr zum 24. Dezember.


Nach dem Abendessen skypen wir noch eine Runde mit unseren Eltern und wünschen ihnen und unseren Geschwistern frohe Weihnachten. Soviel wir das Reisen und die damit verbundene Freiheit auch geniessen, an den Weihnachtsfeiertagen überkommt uns dann doch immer ein starkes Heimwehgefühl und wir würden viel lieber mit Familie und Freunden Zuhause feiern als irgendwo draussen in der weiten Welt. Letztes Jahr waren wir in Bangkok und es war zumindest trocken und warm, dieses Jahr sitzen wir auf einem überdachten Bänkchen, es hat etwas mehr als 10 Grad, der Wind weht den sintflutartigen Regen sogar quer durch unseren Unterstand und als wir beschliessen, uns doch in unser Zelt zurückzuziehen, stellen wir erneut fest, dass unser Zelt inzwischen äusserst "atmungsaktiv" ist. Somit heisst es wieder einmal bei übelstem Wind und Regen mitten in der Nacht das Zelt abplanen. So hatten wir uns unseren besinnlichen Weihnachtsabend nicht vorgestellt... aber nein, Motorradreisen heißt manchmal eben auch am 24. Dezember bei Kälte und Regen auf einem Zeltplatz zu hocken und hoffen, dass einem das Zelt nicht weg gespült wird!

 

Da es die ganze Nacht durchregnet hat und wir auch am Morgen noch die Regentropfen auf unser Zelt prasseln hören beschließen wir heute mal richtig lange auszuschlafen und kriechen erst gegen 10 Uhr, als wir endlich keine Tropfen mehr hören, aus den Schlafsäcken.  Der erste Blick nach draußen ist nicht sehr vielversprechen. Es ist grau, die Regenwolken hängen tief und es ist richtig kalt. Was für ein 1. Weihnachtsfeiertag. Na Mahlzeit...
Dank des höchst bescheidenen Wetters – es fängt heute bereits am späten Vormittag heftig zu Regnen an - flüchten wir irgendwann in den kleinen Aufenthaltsraum des Zeltplatzes, den wir ebenfalls nutzen dürfen. Es gibt zwar weder Heizung noch Ofen, so ist es auch hier richtig kalt, doch wenigstens pfeifen Wind und Regen nicht ganz so durch.

 

 

 

 

Da das Wetter eh total beschissen ist, wollen wir den Tag für einige Arbeit am Computer nutzen, doch so richtig motiviert sind wir bei dem Schmuddelwetter irgendwie auch nicht. Am liebsten würden wir uns wieder in unser Zelt verziehen, und dick in unsere Schlafsäcke einmummeln und für den Rest des Tages nicht mehr raus kommen.


Da wir uns einfach nicht aufwärmen können, kocht Bea am Nachmittag heiße Nudelsuppe und für Helle gibt´s noch seine restlichen Schaschlik-Spieße vom Vorabend, vielleicht wärmt das ein wenig von innen. Als wir da gerade so sitzen und unser Essen in uns hinein schaufeln, kommt plötzlich ein Typ herein, fragt, ob wir das mit den Motorrädern sind und wo wir herkommen. Wir bejahen seine Frage und erklären ihm, dass wir aus Deutschland kommen. Dann sieht der Typ Helle an und meint, er solle nicht so viel essen. Wie, Helle soll nicht so viel essen!? Doch bevor wir fragen können erklärt er, dass er am Ende der Straße wohnt, unser Zelt und die Motorräder hat stehen sehen und uns gerne zu sich und seiner Familie zum Weihnachtsessen einladen würde! Wir sind etwas perplex, starren ihn etwas ungläubig an, nicken aber fleißig. Bevor wir noch etwas erwidern können meint er, dass er uns um 18 Uhr mit dem Auto abholt und dann ist er auch schon wieder dahin. Okay. Kurzer Rückblick: Wir sitzen gerade da und frieren uns unseren Arsch ab und stellen fest, dass wir uns auch den 1. Weihnachtsfeiertag irgendwie anders vorgestellt haben, dann tauch aus dem Nichts ein Typ auf – wie hat der uns hier überhaupt gefunden, unser Zelt und die Motorräder stehen doch am anderen Ende des Zeltplatzes? – und lädt uns zum Weihnachtsessen zu sich nach Hause ein. Das ist mal wieder ein klarer Fall von es kommt oftmals anders als man denkt.

 

 


Australische Gastfreundschaft beschert uns ein Weihnachtswunder


 


Und tatsächlich, um Punkt 18 Uhr steht Rod in Begleitung zweier Mädels auf der Matte und holt uns ab. Als wir in sein klapperiges Auto sehen, bei dem so ziemlich alle Armaturen inklusive Fensterheber lose herum hängen denken wir schon, du lieber Gott, wo sind wir denn da wieder hingeraten?? Kaum Zuhause bei Rod angekommen, wird uns von einer Chinesin in einem rosa Bademantel die Türe geöffnet, ein Inder und seine Tochter schmücken gerade einen zugegeben sehr mickrigen Tannenbaum, das ganze Wohnzimmer ist voll mit Weihnachtsdeko und Luftballons. Vier Hunde springen durch den Raum, auf einem großen Tisch sind Unmengen von Essen aufgebaut und in der angrenzenden offenen Küche steht Kim, die Dame des Hauses und bereitet gerade Lam und Truthahn, Kartoffelgratain, Erbsen, Salat und noch einige andere Leckereien zu. Okay, wo zum Geier sind wir hier wieder gelandet? Viel Zeit zum überlegen bleibt uns aber nicht, denn das Essen ist fast fertig und so werden sogleich Teller herumgereicht und wir werden aufgefordert, ordentlich zuzuschlagen. Na gut, das lassen wir uns nicht zweimal sagen und so laden wir ordentlich von all dem leckeren Essen auf unsere Plastikteller, bewaffnen und mit Plastikgeschirr und nehmen auf einem der Sofas Platz.

 

Beim anschließenden Gespräch erfahren wir dann, dass die drei anwesenden Mädels – eine Dänin, eine vietnamesisch stämmige Deutsche und eine Chinesin – alles Studentinnen sind, die Rod irgendwo getroffen und dann, wie uns eben auch, zu sich nach Hause eingeladen hat, um mit ihm und Kim zusammen Weihnachten zu feiern. Der Inder und seine Tochter kommen aus Lithgow und sind Freunde des Hauses. Etwas später trudelt dann auch noch „Grandpa“ ein, der uns durch seine Föhnfrisur und seinen Bart eher an Wolverin aus X-Men erinnert. So sitzen wir also in diesem total chaotischen Haus, essen mit Menschen aus 5 verschiedenen Nationen zu Abend, verbringen eine super Zeit mit allen und wundern uns einfach nur, wie wir hier wieder hergeraten sind.

 

 

 

 

Was wir nicht wissen ist, dass Rod mit einem Foto, dass er von uns geschossen hat, zur örtlichen Zeitung „Lithgow Mercury“ geht und diese dann sogar einen Bericht über uns drucken! Hier gibt´s den Zeitungsartikel online nachzulesen.
Auf diesem Wege möchten wir uns noch einmal recht herzlich bei Rod & Kim für den tollen Abend, das leckere Essen und die unglaubliche Gastfreundschaft bedanken. Ihr wart definitiv unsere ganz persönliche Weichnachtgeschichte dieses Jahr!

 

Nach einer Woche in den Blue Mountains haben wir nun aber genug gesehen (oder auch nicht..) und auch keine Lust mehr auf das ständige kalte Wetter und den Regen und so geht es heute weiter in Richtung Kangaroo Valley, wo es einen sehr schönen, kostenlosen Zeltplatz geben soll auf dem man jede Menge wild lebender Wombats sehen kann. Na das klingt ja schon mal interessant und wir sind schon sehr gespannt, ob wir wirklich einige dieser lustigen kleinen „Riesen-Meerschweinchen“ zu Gesicht bekommen und was uns sonst noch so auf unserem weiteren Weg in Richtung Süden erwartet.

 

 

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