Reisebericht Australien
Einreise & Motorradimport:
Detaillierte Infos zu Einreisebestimmungen sowie zum temporären Fahrzeugimport findest du in unseren Länderinfos & Reisetipps Australien
Route:
Cooinda - Pine Creek - Katherine - Mataranka - Daly Waters - Cape Crawford - Barkly Homestead - Camooweal
Die Route auf der Google Karte dient der Übersicht und zeigt im Großen und Ganzen unsere gefahrene Strecke, im Detail kann es aber zu Abweichungen kommen.
Gefahrene Kilometer von Burghausen:
35.283 Km
Spritpreis:
1,15 € - 1,45 € (E10/ 91 Oktan)
Währung:
Australischer Dollar
Probleme mit den Motorrädern:
- Sturzschäden repariert (Dicke Rosi)
Stürze/ Umfaller:
- Bea 1x
Gesundheit/ Verletzungen: -
Wir hatten die letzten Tage ja (leider) schon reichlich Roadkill auf und neben der Straße liegen sehen. Was wir auf unserem Weg entlang des Highway nun allerdings erspähen übertrifft alles bisher gesehene und ist definitiv nichts für schwache Mägen: Wie das Auto oder der Truck, der dieses Pferd von der Straße gefegt hat, wohl nach der Kollision ausgesehen hat? Nein, wir mit unseren Motorrädern und null Knautschzone möchten so etwas definitiv lieber nicht ausprobieren…
In Katherine angekommen machen wir zuerst einen kurzen Zwischenstopp am örtlichen Supermarkt um unsere Vorräte wieder aufzustocken. Normalerweise passt ja Helle immer auf unsere Motorräder auf,
während Bea einkaufen geht. Heute jedoch übernimmt Bea mal die Rolle der Aufpasserin, da Helle uns im Buchladen noch einen „Camps 6“ besorgen will. In diesem sehr bekannten Campingführer sind
australienweit alle kostenlosen bzw. Budget-Zeltplätze aufgelistet und wir haben ihn von mehreren Einheimischen wie auch anderen Reisenden schon empfohlen bekommen. Der Führer ist zwar ein ganz
schöner Wälzer und mit fast 70 AUD auch nicht gerade günstig, doch er ist auch mit umfangreichen Straßenkarten ausgestattet und so hoffen wir, dass sich der Kauf lohnt.
Da der Himmel leider gar nicht mehr sehr einladend aussieht, beeilen wir uns aus Katherine, das uns nicht besonders gut gefällt und einen ziemlich heruntergekommenen und etwas verwahrlosten
Eindruck auf uns macht, raus zu kommen.
Und da wir nun schon stolze Besitzer eines „Camps 6“ sind, wollen wir ihn heut Abend auch gleich ausprobieren. Wir suchen uns eine sogenannte „Rest Area“ , die laut Campingführer kostenlos ist und wo es Picknick Bänkchen, Toiletten und sogar Wasser geben soll. Generell ist zu sagen, dass es in Australien auf so gut wie jeder Strecke alle ca. 100 – 200 km eine sogenannte „Rest Area“ gibt. Diese „Rest Areas“ verfügen zwar nicht wie in Deutschland über eine Tankstelle, ein Restaurant oder sonstige Annehmlichkeiten, dafür bieten sie aber meist ein Plumpsklo, ein Picknick Bänkchen und eine Rasen- oder Kiesfläche, auf der man kostenlos übernachten kann. Manche dieser „Rest Areas“ bieten darüber hinaus sogar Wasser und kostenlose Gas-BBQ-Plätze an. Da könnte sich Deutschland echt mal ein Vorbild nehmen!
Da wir zu diesem Zeitpunkt aber noch überhaupt keine Vorstellung haben, was uns auf so einer „Rest Area“ erwartet, fallen uns fast die Augen raus, als wir am Abend auf Selbige einbiegen. Hier stehen gut 20 größere und kleinere Wohnmobile, Wohnanhänger und auch eine Hand voll Autos samt Zelt herum. Die Camper sitzen vor ihren Gefährten und grillen. Andere führen ihren Hund Gassi und eine Horde Kinder fährt auf Fahrrädern herum. Ja Hilfe, wo sind wir denn hier gelandet! Hier geht´s ja zu wie auf einem gut besuchten Zeltplatz! Im letzten Eck finden wir dann noch ein ruhiges Plätzchen, wo wir unser Zelt aufschlagen können.
Nach einer kurzen morgendlichen Katzenwäsche kochen wir uns erst mal einen ordentlichen Morgenkaffee. Das hier auf der „Rest Area“ in großen Behältern angebotene Wasser soll zwar gemäß der Warnschilder nicht getrunken werden, doch dank unserem Wasserfilter ist das für uns kein Problem und so filtern wir erst eine Runde Wasser für den Kaffee und füllen dann gleich noch unsere Trinkflaschen für den Tag auf.
Gut 270 km südlich von Katherine kommen wir an einem der berühmtesten Pubs in ganz Australien vorbei und auch wir wollen es uns nicht nehmen lassen, einmal im „Daly Waters Pub“ zu Gast gewesen zu sein. Das Pub ist über und über mit Aufkleber, Visitenkarten, Nummernschilder und sogar BHs, welche Reisende aus allen Herren Ländern hier im Pub zurück gelassen haben, übersät. Und natürlich wollen es auch wir uns nicht nehmen lassen, einen unserer „Time to Ride“ Aufkleber hier im Pub zu verwegen. Na, könnt ihr ihn entdecken?
Da wir keine Lust mehr auf den langweiligen Haupthighway haben, biegen wir etwas südlich des Daly Waters Pubs nach Osten auf den „Carpentaria Highway“ ab. Wer jetzt allerdings glaubt, dass auch diese Strecke eine gut ausgebaute, mehrspurige Straße ist, wie die Bezeichnung „Highway“ suggeriert, der irrt allerdings. Bereits an der Abbiegung auf den „Carpentaria Highway“ weißt ein großes Hinweisschild auf Schlaglöcher und starke Straßenschäden auf den nächsten 300 km hin. Okay, na da sind wir ja mal gespannt, was uns hier erwartet. So schlimm wie das Warnschild vermuten lässt ist die Straße dann allerdings bei weitem nicht. Also zumindest nicht im Vergleich zu den wahren Schlaglochpisten, die wir in Osteuropa und Südostasien immer wieder erlebt haben.
Auf dem Carpentaria Highway geht es durch die menschenleere Steppe
Der „kleine Highway“ führt uns durch unglaublich weite Ebenen, die mit kaum mehr als ein paar Büschen und etwas verdorrtem Steppengraß bewachsen sind. Wow, was für eine unglaubliche Aussicht!
Als wir an einer verlassenen Rest Area vorbei kommen, nutzen wir die Gelegenheit uns etwas im Schatten niederzulassen und eine kleine Pause einzulegen, denn es ist schon wieder ganz schön heiß heute Vormittag und so fließt unser Schweiß in Strömen. Außerdem haben wir noch nicht gefrühstückt und auch das wird im Schatten der windschiefen Blechhütte gleich noch nachgeholt.
Und da unsere Wasservorräte dank extrem heißen Temperaturen auch schon wieder zur Neige gehen, nutzen wir den an der Rest Area aufgestellten Wassertank, um unsere Trinkvorräte wieder aufzufüllen. Da das Wasser auch hier ohne Vorbehandlung nicht zum trinken geeignet ist, heißt es für Bea mal wieder fleißig pumpen!
Die weitere Strecke führt uns über den „Tablelands Highway“, eine weitere einspurige Strecke, geradewegs in Richtung Süden. Große Warntafeln weißen darauf hin, dass wir uns auf einer „Unfenced Road“ befinden, was so viel heißt als dass wir durch eine riesige, nicht abgezäunte Kuhweide fahren.
Am Abend suchen wir uns dann wieder ein verstecktes Plätzchen einige hundert Meter abseits der Straße, wo wir unbemerkt unser Zelt aufschlagen können. Heute haben wir mit unserem gewählten Schlafplatz besonderes Glück, denn wir zelten direkt neben einem der riesigen Termitenhügel. Nur gut, dass weit und breit keine Ameise zu sehen ist! Und obwohl wir heute ziemlich versteckt zelten und unsere Sicht durch die umliegenden Büsche und Bäume etwas eingeschränkt ist, kommen wir wieder in den Genuss eines herrlichen Outback-Sonnenuntergangs!
Kurz bevor wir vom „Tablelands Highway“ wieder zurück auf die Hauptstrecke, in diesem Fall den „Highway Nummer 66“ fahren, passiert es dann. Als uns ein riesiger Roadtrain auf der schmalen einspurigen Straße entgegen kommt, will Bea noch schnell ihre Helmkamera anschalten, um den vorbeifahrenden Truck aufzunehmen. Bis die Kamera an ist, ist der Roadtrain jedoch schon fast auf Augenhöhe und so weicht sie mit noch relativ hoher Geschwindigkeit auf das seitliche Kiesbankett aus, bremst… und plumps, liegt sie auch schon da!
Gott sei Dank ist ihr nichts passiert und sie und das Motorrad liegen auch so weit im Kiesbankett neben der Straße, dass der riesige Roadtrain locker vorbei fahren kann, doch der junge Fahrer des Trucks scheint durch Bea´s Stunteinlage so erschrocken zu sein, dass er sein 52 Meter langes und 160 Tonnen schweres Gefährt zum Stehen bringt, aus dem Führerhaus gesprungen kommt und ganz aufgeregt um Bea herum läuft und immer wieder fragt, ob ihr auch ja nichts passiert ist!
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Gott wie peinlich! Bea will am liebsten im Erdboden versinken und nimmt ihren Motorradhelm erst gar nicht ab. Braucht ja keiner sehn, dass sie hochrot angelaufen ist unter ihrem Helm vor lauter Scham! Naja, wie dem auch sei, der Trucker ist super freundlich und hilft ihr sogar die „Dicke Rosi“ wieder auf die Beine zu stellen. Nachdem er dann noch gefühlte einhundert Mal nachgefragt hat, ob ihr auch ja nichts fehlt, steigt er wieder in seinen Roadtrain und fährt davon. Helle, der schon über einen halben Kilometer weiter ist, bekommt von dem ganzen Schauspiel mal wieder nichts mit. Irgendwann wundert er sich nur, wo denn Bea schon wieder bleibt. Als er dann doch irgendwann anhält um nach dem Rechten zu schauen, kommt sie auch schon wieder angerollt. Leider kann sie ihr „Malheur“ nicht lange verheimlichen, hängt doch der rechte Spiegel der „Dicken Rosi“ schon wieder auf halb Acht und überhaupt, ein verbogene und zerschrammte Seitenverkleidung sowie einige Schrammen am Schutzgitter des rechten Zusatzscheinwerfers, der Sturzbügel, ein gebrochenes Windschild und ein gebrochenes Spiegelglas lassen sich nicht wirklich gut vertuschen!
Das Australische Outback ist ein wahres Buschcamping Paradies
Helle´s Begeisterung über diesen Vorfall hält sich natürlich in Grenzen, bedeutet das ja wieder eine abendliche Schraubereinlage für ihn. Zum Glück ist aber Bea Dank Motorradkombi und Protektoren außer einer kleinen Schramme am Ellenbogen und ein paar blauen Flecken nichts weiter passiert!
Trotz der heißen Temperaturen entschließen wir uns, den vierten Abend in Folge wild – und somit ohne Dusche – zu campen. Diesmal allerdings wieder auf einer Rest Area, wo wir uns zumindest
notdürftig mit etwas Wasser aus einem der dort aufgestellten Wassertanks frisch machen können. Nach vier Tagen ohne Dusche bei diesen hochsommerlichen Temperaturen ist das aber auch schon mehr
als nötig.
Am nächsten Morgen geht es auf dem Barkley Highway weiter in Richtung Osten. Obwohl wir nun wieder auf dem Haupt-Highway und der einzigen (geteerten) Verbindungsstraße zwischen dem Northern Territory und Queensland sind, finden wir nach wie vor solche Schilder am Straßenrand.
Bedenkt man allerdings, dass das australische Northern Territory flächenmäßig fast viermal so groß ist wie Deutschland, so wohnen hier nur 225.000 Einwohner. Das macht 0,16 Einwohner pro Quadratkilometer. Noch mal im Vergleich, in Deutschland wohnen über 80 Millionen Menschen, das macht circa 225 Einwohner pro Quadratkilometer.
Stellt man sich diese Zahlen mal bildlich vor, wird einem vielleicht klar, warum es hier oft hunderte von Kilometern kein Benzin, keine Ortschaft und außer ein paar Kühen keine Menschenseele gibt! Am späten Nachmittag ist es dann soweit, wir verlassen das NT und fahren in den „Sunshine State“, nach Queensland!
Da wir am Morgen von einem australischen Camper-Ehepaar den Tipp bekommen haben, dass man kurz vor dem kleinen Ort Camoowheal super am Ufer des Georgina River wild zelten kann, machen wir heute mal etwas früher Schluss. Bevor wir unser Zelt aufstellen, füllen wir im kleinen Tante-Emma-Laden des Orts noch unsere Vorräte mit dem nötigsten auf. Doch auch hier herrschen, wie überall in den abgelegenen Orten des Outbacks, echte Apothekerpreise. Fast 5 AUD für eine Packung Toastbrot oder 3 AUD für eine kleine Packung Schmelzkäse sind echt happig. Zurück am Georgina River suchen wir uns eine abgelegene Stelle zwischen einigen Bäumen direkt am Fluss, wo wir unser Zelt aufstellen.
Erste Aufgabe für Helle nachdem das Zelt steht: Feuerholz holen, denn wir wollen heute Abend ein kleines Lagerfeuer machen. Leider gestaltet sich die Feuerholzsuche etwas schwierig und so kommt Helle nach über einer halben Stunde Suchen nur mit ein paar vertrockneten Zweigen zurück. Naja…
Was wir nicht ahnen ist, dass wir unser Zelt anscheinend genau in der Wanderroute einiger Kühe, die hier wohl immer an den Fluss zum Trinken gehen, aufgeschlagen haben. Irgendwann sind wir nämlich umzingelt von einer Horde Kühe, die uns minutenlang total irritiert anstarrt, da wir und unser Zelt ihre angestammte Marschroute blockieren. Dass rechts und links neben unserem Nachlager noch massig Platz ist, um an uns vorbei zum Wasser zu gelangen scheinen die Viecher anfänglich nicht zu kapieren. Erst als sich eine Kuh schließlich dazu entschließt, durch die Büsche rechts von uns zum Wasser zu stapfen, folgt ihr schließlich die ganze Herde. Oh man, was für Rindviecher.
Nach diesem Kuh-Zwischenfall genießen wir jedoch einen herrlich lauen Abend mit erstaunlich wenig Moskitos am Ufer des Georgina River und nutzen das frische Nass, um uns mal wieder ordentlich zu duschen. Naja, soweit man sich in einem Fluss eben ordentlich duschen kann. Abends sitzen wir dann dank lauen Sommertemperaturen noch lange am Lagerfeuer, ratschen und lassen unsere ersten Tage „on the road“ auf australischem Boden Revue passieren.
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