Reisebericht Russland
Einreise & Motorradimport:
Detaillierte Infos zu Einreisebestimmungen sowie zum temporären Fahrzeugimport findest du in unseren Länderinfos & Reisetipps Osteuropa & Asien
Route:
Bulaevo - Isilkul - Omsk - Kargat - Novosibirsk - Barnaul
Die Route auf der Google Karte dient der Übersicht und zeigt im Großen und Ganzen unsere gefahrene Strecke, im Detail kann es aber zu Abweichungen kommen.
Gefahrene Kilometer von Burghausen:
9.000 Km
Spritpreis:
0,60 € (92 Oktan)
Währung:
Rubel
Probleme mit den Motorrädern: -
Stürze/ Umfaller: -
Gesundheit/ Verletzungen: -
Auf der russischen Seite der Grenze geht dann alles ganz schnell, keine 15 Minuten und wir sind fertig. Christian und Dirk sind natürlich schon weg. Aber kein Wunder, wir hätten auch keine 9 Stunden an der Grenze warten wollen. Wir haben die Handynummer der beiden nicht gespeichert, so können wir sie leider nicht erreichen aber Bea hat noch eine Email von Dirk auf ihrem Netbook, in der seine Handynummer stehen müsste. Wir beschließen sie später zu kontaktieren und ihnen Bescheid zu geben, wo wir stecken und was passiert ist.
Da es mittlerweile schon halb 8 Abends ist und wir den ganzen Tag noch nichts gegessen haben, entschließen wir uns gleich im ersten Ort nach der Grenze halt zu machen und uns ein Hotelzimmer zu nehmen. Das haben wir uns nach dem heutigen Tag auch redlich verdient! :-) Erst einmal fahren wir in die erste kleine russische Stadt und siehe da, wir finden auf Anhieb ein nettes Hotel, das auch einen abgesperrten Innenhof hat. Super! Als wir absteigen, kommen gleich 3 Typen auf uns zu, die uns doch glatt mit "Servus“ begrüßen! Es stellt sich heraus, dass die 3 aus Bayern, einer sogar aus Wasserburg, also quasi gleich bei uns um die Ecke, kommen und für eine deutsche Firma, die Käsereianlagen herstellt, hier in Russland auf Montage sind. Wie geil ist das denn! :-)
Wir freuen uns schon richtig auf einen netten Abend mit den 3 Jungs, als uns die recht unfreundliche Empfangsdame des Hotels mitteilt, dass sie leider kein Zimmer mehr für uns frei hat. Na super! :-( Die Jungs geben uns den Tipp, dass es kurz vor der Stadt ein Restaurant gibt, das ebenfalls 2 Gästezimmer vermietet und dass wir es doch dort mal versuchen sollen.
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Gesagt getan und so düsen wir wieder aus der Stadt raus. Wir halten vor dem Restaurant und wir sind noch nicht mal von unseren Bikes abgestiegen, da kommen 3 (schon etwas angetrunkene) Russen auf
uns zu. Normalerweise mögen wir das gar nicht, denn Betrunkene sind in jedem Land mit Vorsicht zu genießen, aber die 3 machen einen wirklich netten Eindruck. Einer spricht etwas Deutsch, einer
etwas Englisch und sie fragen uns, ob wir ein Problem haben oder Hilfe benötigen. Wir erklären Ihnen, dass wir ein Zimmer für die Nacht suchen und sie meinen, dass das Restaurant, vor dem wir
stehen keine besonders gute Wahl ist, wir sollen doch in das Hotel in der Stadt fahren. Wir versuchen Ihnen zu erklären, dass wir dort gerade waren und die kein Zimmer frei haben, aber irgendwie
scheinen das unsere neuen russischen Freunde nicht so ganz zu verstehen. Einer von Ihnen, den Mund voller Goldzähne, zückt sein Handy und beginnt zu telefonieren. Keine 2 Minuten später erklärt
er uns, dass er gerade in dem Hotel angerufen und ein Zimmer für uns klar gemacht hat. O.k. wir sind etwas verdutzt, denn vor 10 Minuten hatte uns die übel gelaunte Rezeptionistin ja noch
erklärt, dass sie kein freies Zimmer für uns hätte.... Aber gut, wir werden ja sehn… Wir schreiben uns sicherheitshalber noch den Namen von Mr. Goldzahn (eigentlich Igor) auf, damit wir auf Ihn
verweisen können, falls es mit der unfreundlichen Empfangsdame Probleme gibt und dann düsen wir also wieder zurück in die Stadt zu besagtem Hotel. Später am Abend erzählen wir dann den drei
Bayern von den drei Russen, die uns das Zimmer besorgt haben und als wir die drei so beschreiben, stellt sich heraus, dass das die Chefs der Molkerei sind und somit sehr einflussreiche Leute hier
in der Kleinstadt. Außerdem haben sie einen Großteil des Hotels bereits seit Monaten für die deutschen Monteure gemietet und somit wohl etwas Einfluss auf die Zimmervergabe. Es ist ja wirklich
immer wieder bewundernswert, wie klein die Welt doch ist!! :-)
So verbringen wir einen gemütlichen Abend mit den drei Jungs, trinken Bier und berichten von unseren bisherigen Reiseerlebnissen.
Frisch geduscht brechen wir nach einer erholsamen Nacht auf Richtung Omsk. Die russischen Straßen sind super in Schuss uns so kommen wir recht flott voran. Auch das Moped fahren macht auf den russischen Straßen wieder richtig Spaß! :-) Dirk und Christian hatten die letzte Nacht in einem Trucker-Motel verbracht, wo sie auf uns warten. Wir finden das Motel Gott sei Dank auch gleich und die Wiedersehensfreude ist groß! :-) Zur Feier des Tages gönnen wir uns alle noch einen Kaffee und frisches Gebäck, bevor wir los starten Richtung Novosibirsk.
Auf und neben den osteuropäischen Straßen erlebt und sieht man zeitweise recht kuriose Dinge, die bei uns in Deutschland unvorstellbar wären. Dazu zählt unter anderem ein LKW, der wohl irgendwie seine Spur (an dieser Stelle ging es im Übrigen Kilometerlang nur geradeaus! *g*) nicht mehr halten konnte und in´s Feld raus gerauscht ist. Die Zugmaschine konnte der Fahrer wohl noch befreien, den Aufleger lässt man dann einfach mal im Feld stehen... :-)
Bea wollte schon losschimpfen was das für ein Depp ist
Irgendwie scheint heute Tag der Jeep-Fernreisenden zu sein, denn keine 2 Stunden nachdem wir ein türkisches Pärchen getroffen haben, kommt schon der nächste Overlander mit einem Jeep daher. Wir stehen gerade beim Tanken, als der Jeep in die Tankstelle fährt und sich saublöd vor uns hinparkt. Bea wollte schon losschimpfen, was das für ein Depp ist, dass er uns so einparken muss, da merken wir, dass der Jeep gar kein russisches sondern ein englisches Kennzeichen hat!
David, so heißt unser 4 x 4 Fahrer, kommt aus England und ist seit 3 Monaten in West- und Osteuropa unterwegs und will nun, wie wir, weiter in die Mongolei fahren. Wir bestaunen erst mal seinen
Jeep,I den er richtig toll zu einem Fernreisemobil um- und ausgebaut hat.
Abends finden wir zum Glück recht schnell eine nette Herberge mit angeschlossenem "Kobe“, was so viel wie Restaurant heißt. Da das Essen in diesen "Kobe“ verhältnismäßig günstig ist, beschließen wir die Gelegenheit zu nutzen und dort zu Abend zu Essen. Doch vorab erst mal ein kühles Bierchen getrunken. Ja, richtig gelesen, heute gibt es zur Abwechslung mal kühles (!!) Bier, denn David hat in seinem Land Rover einen Kühlschrank und so müssen wir das wertvolle Hopfengetränk endlich mal nicht lauwarm trinken.
Helle, dem alten Bier-Feinschmecker fällt als erstem auf, dass das Bier trotz richtiger Trinktemperatur irgendwie komisch schmeckt... es dauert ein bisschen, bevor wir das Problem erkennen, doch dann fällt es uns wie Schuppen von den Augen! Bea & Christian haben im Supermarkt doch tatsächlich alkoholfreies Bier gekauft! Eigentlich hätte es uns an der großen "0“ mitten auf dem Etikett schon auffallen müssen! Oh jeh, das gibt eine ordentliche Standpauke von der restlichen Truppe! :-)
Nach diesem Schock gehn wir lieber gleich rüber in´s Restaurant, bestellen uns einmal quer durch die russische Speisekarte (denn lesen kann sowieso keiner von uns 5, was wir da eigentlich bestellen) und kaufen erst mal eine Ladung richtiges Bier MIT Alkohol! :-)
Für ein paar Rubel pro Person gibt es dann verschiedenes Fleisch, Kartoffelbrei, Kartoffeltopf mit Pilzen, Brot und noch ein paar andere mehr oder weniger definierbare Sachen zu essen. Im Großen und Ganzen aber ganz lecker alles. Die Bedienung wird sich auch gewundert haben, denn wir haben alle Speisen reihum gegeben, so dass jeder mal alles probieren konnte! :-) Nur Bea wird leider etwas enttäuscht, denn sie versucht extra Salat zu bestellen, den wir sonst nie haben, wenn wir uns selber Essen kochen. Doch statt dem erhofften großen, gemischten Salat kommt ein kleines Schälchen mit... na sagen wir mal "Fleischsalat“ oder so was ähnlichem... na super! :-)
Eigentlich wollte David in seinem Jeep schlafen, aber da zu späterer Stunde keiner von den Angestellten mehr zu sehen ist, beschließen wir kurzerhand, dass David mit in unserem Zimmer schlafen soll, denn der Raum ist groß genug und da es immer noch regnet, ist es draußen nicht besonders gemütlich. So packt David nur schnell Isomatte und Schlafsack und quartiert sich bei uns im Zimmer ein.
Als wir am nächsten Tag einen Tankstopp einlegen, kommt uns ein richtig geiles Gefährt unter. Falls wir irgendwann nochmal eine Weltreise machen wollen und dann vielleicht etwas mehr Wert auf Comfort legen, dann ist dieses russische Ungetüm mit Sicherheit eine gute Wahl. Liesse sich sicherlich vorzüglich zu einem Weltreisemobil umbauen! :-)
Der Tankwart wollte unbedingt, dass wir Ihn fotografieren
Der junge Tankwart erzählt uns, dass wir auf der "Putin-Road“ fahren. Als Mr. Putin noch Oberhaupt der Russen war, ließ er die Straße von Moskau nach Vladivostok neu teeren und fuhr die Strecke zu Werbezwecken mit einem neuen Lada, um zu demonstrieren, dass Lada tolle russische Autos baut. Böse Zungen behaupten zwar, dass er den größten Teil der Strecke in einer dicken Limousine gefahren wurde und nur wenn Kameras zugegen waren, in den kleinen Lada umstieg, aber gut... uns soll´s recht sein, denn so sind die Straßen wenigstens in gutem Zustand! :-)
Auf jeden Fall hielt Putin damals an eben dieser Tankstelle und der junge Tankwart durfte den Lada betanken. Als Geschenk bekam der Junge einen Ansteck-Button mit entsprechendem Logo geschenkt, den er seitdem wohl jeden Tag trägt. Er war so stolz auf seinen Button, dass er unbedingt wollte, dass wir Ihn fotografieren! :-)
In Novosibirsk müssen wir den Ob überqueren. Der über 3.600 km lange Ob ist in Novosibirsk mehr als 1 Kilometer breit und auf den ersten Blick könnte man fast meinen, man befände sich irgendwo am
Meer. Auch die Uferpromenade vermittelt ein wenig das Flair einer südländischen Hafenstadt... nur das viele Schwemmholz und zum Teil riesige Baumstämme, die das Ufer säumen, passen irgendwie
nicht zum Meeresfeeling. Trotzdem ein sehr beeindruckendes Bild und mal wieder der Beweis dafür, dass in Russland alles etwas riesiger ausfällt als normal, nicht nur das Land selbst! :-)
Auch Dirk und Christian sind ganz beeindruckt vom Ausblick und strahlen wie zwei Honigkuchenpferde! ;-)
Kurz vor Barnaul zeigt sich Russland dann mal wieder von einer neuen, sehr "interessanten“ Seite. Aus Amerika kennen wir ja Drive-In Fast-Food-Restaurants, Drive-In Kirchen oder was es dort sonst noch so als Drive-In gibt.... in Russland gibt es dagegen Drive-In Strände mit angeschlossener Bademöglichkeit im Ob. Nein, kein Scherz! Hier fährt man mit dem Auto oder wahlweise auch mit dem großen orangefarbenen Sattelkipper schnell mal zum Strand um sich zu sonnen oder eine Runde im kühlen Nass zu drehn! :-)
Dirk und Christian hatten bereits von Deutschland aus ein Hotel in Barnaul gebucht, da sie hier ihre mitgebrachten Reifen aufziehen lassen und daher 1 Tag Aufenthalt geplant war. Leider ist das Hotel relativ teuer (wie leider so ziemlich alle Hotels und "Gostiniza´s“ hier in Russland) und hat nicht mal Internet, so entschließen wir uns nach einem anderen Hotel Ausschau zu halten.
Da wir in Russland und generell in ganz Osteuropa bereits mehrmals gute Erfahrungen damit gemacht haben, einfach Leute anzusprechen und zu fragen, als planlos umher zu irren, versuchen wir auch
diesmal wieder unser Glück mit fragen. Leider spricht - wie immer in Osteuropa - kaum einer Englisch, aber mit Händen und Füßen und ein paar Brocken Englisch und Russisch fragen wir uns durch und
nachdem wir zuerst zu den zwei besten (und teuersten versteht sich!) Hotels der Stadt geschickt wurden, in denen die Nacht im GÜNSTIGSTEN Zimmer über 6.000 Rubel – umgerechnet 150 € - kostet,
landen wir schließlich doch noch in einem einigermaßen bezahlbaren Hotel. Wir haben ein riesiges Zimmer mit Vorzimmer und Südbalkon und sogar WiFi auf dem Zimmer. Auch die Mopeds können wir
sicher in einer kleinen Garage im Hinterhof des Hotels parken, wo Helle sogar ein bisschen schrauben kann. Eine Bank und ein Supermarkt sind gleich um die Ecke. Was will man mehr!
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