Reisebericht Argentinien
Einreise & Motorradimport:
Detaillierte Infos zu Einreisebestimmungen sowie zum temporären Fahrzeugimport findest du in unseren Länderinfos & Reisetipps Südamerika
Route:
San Agustin del Valle Fertil - Los Baldecitas - Nationalpark Valle de la Luna - Los Baldecitas - Paganzo - Patquia - La Rioja - Villa Sanagasta
Die Route auf der Google Karte dient der Übersicht und zeigt im Großen und Ganzen unsere gefahrene Strecke, im Detail kann es aber zu Abweichungen kommen.
Gefahrene Kilometer von Burghausen:
75.330 Km
Spritpreis:
1,25 € (93 Oktan)
Währung:
Argentinische Pesos
Probleme mit den Motorrädern:
- Luftfilter gereinigt (beide Motorräder)
Stürze/ Umfaller: -
Gesundheit/ Verletzungen:
Am Morgen schlafen wir erst mal aus. Naja, wenn 8 Uhr als Ausschlafen zählt. Leider war die Nacht nicht besonders geruhsam, das mag zum einen an der lauten Musikbeschallung unserer Zeltnachbarn gelegen haben oder aber an der kalten nächtlichen Temperatur, die Bea frösteln lies… oder an Helmuts Isomatte, der irgendwann in der Nacht die Luft ausgegangen ist! Der oder besser gesagt die Übeltäter, es sind nämlich drei, sind dann auch schnell überführt, es sind mal wieder so spitze Stacheln, diesmal wohl von dem Baum, unter dem wir campen, die sich durch unsere Bodenplane und durch den Zeltboden bis tief in die Isomatte gebohrt haben. Na super! Bloß gut, dass wir ein Isomatten-Reparatur-Set mit uns herum fahren. Helmut klebt damit nicht nur die drei Löcher in der Isomatte, sondern auch die im Zeltboden, nicht dass wir beim nächsten Regen zwei Pfützen im Zelt haben
Als nächstes geht es mit dem Motorrad auf kleine Erkundungstour am Fluss entlang, denn die Besitzerin unseres Campingplatzes hat uns erzählt, dass, wenn man dem Fluss für einige Kilometer folgt, in ein wunderschönes Tal mit vielen großen Kakteen und bunten Bergen gelangt. Und was sollen wir sagen, die Dame hat nicht zu viel versprochen. Wir folgen einer schmalen, gut zu fahrenden Offroad-Piste immer entlang des Flusses, der sich zwischen den Bergen hindurch windet. Das Flussufer ist mit leuchtend grünen und gelben Alge bewachsen, die in der Sonne richtig kräftig strahlen. Die Berghänge leuchten in allen erdenklichen rot, orange, braun und Ocker-Tönen und hunderte, teilweise mehrere Meter hohe Kakteen wachsen an ihren Hängen. Wow!
Wir fahren gut 8 km auf der Piste entlang, bis wir in ein winziges Bergdorf kommen, in dem es nicht viel mehr als eine kleine Kirche und ein paar sehr ärmliche Lehmhäuser gibt. Trotzdem winken uns die Menschen überall freundlich zu. Ja, hier gefällt es uns!
Nachdem der Supermarkt heute auf Grund des Feiertags geschlossen zu sein scheint und unsere Essensvorräte komplett verbraucht sind, entschließen wir uns in einem kleinen Lokal in der Stadt eine Pizza zum mitnehmen zu bestellen. Leider ist in unserem Wörterbuch das Wort „mitnehmen“ nicht enthalten und so gestaltet sich unsere Essensbestellung relativ schwierig. Zu unserem Glück sitzt gerade ein junger Franzose mit im Restaurant der fließend Spanisch und Englisch spricht und so dolmetscht er unseren „Pizza zum mitnehmen“ Wunsch für uns. Während wir also auf unser Essen warten kommen wir mit dem Franzosen namens Kike ins Gespräch. Es stellst sich heraus, dass der junge Mann bereits seit 4 Jahren auf Weltreise ist. Allerdings nicht mit einem Auto, auch nicht mit einem Motorrad oder Fahrrad, nein, er fährt meistens als Anhalter mit, was ihn bereits quer durch Russland, China, Indien, Nepal, Südostasien und Australien gebracht hat. Wow, wir sind beeindruckt! Er erzählt uns, dass er gerade auf einer kleinen Pferderanch nur unweit unseres Campingplatzes aushilft und so verabreden wir uns für den nächsten Morgen, denn Bea will eh unbedingt in Südamerika einmal reiten gehen und hier scheint sich eine super Möglichkeit zu bieten, vor allem, da Kike auch unseren Guide spielen würde. Als unsere Pizza fertig ist, düsen wir aber erst mal schnurstracks zurück auf unseren Campingplatz, denn mittlerweile knurrt uns schon ganz ordentlich der Magen!
Nach einer nur teilweise geruhsamen Nacht – einer in unserem Team musste schon wieder die halbe Nacht auf dem harten, kalten Boden schlafen, nachdem er wohl nicht alle Löcher in seiner Isomatte fand - machen wir uns am Vormittag auf, über den Fluss und zu der kleinen Pferderanch.
Kike lädt uns erst einmal ein auf einen traditionellen Mate-Tee, der hier in Südamerika überall gerne und viel getrunken wird. Die Zubereitung des Tees ist sehr speziell, denn man gibt eine Hand voll Mate-Krauter in eine hölzerne Tasse. In der Tasse befindet sich eine Art metallener Strohhalm mit einem Sieb am Ende. Dann gießt man ganz langsam ein bisschen heißes Wasser auf und wartet, bis es sich zwischen den Matetee-Blättern abgesetzt hat. Dann noch mal ein bisschen heißes Wasser und nochmal. Die ganze Mixtur ein bisschen ziehen lassen und schon kann man den für unseren Geschmack ziemlich rass und bitter schmeckenden Tee trinken. Ist die Tasse leer, wird einfach wieder heißes Wasser nachgegossen. Desto öfters man diese Prozedur wiederholt, desto milder wird der Tee. Nach Runde drei oder vier beginnt er dann auch uns zu schmecken.
Etwas später kommt dann auch Pedro, der Herr des Hauses, mit insgesamt drei Pferden angeritten, nun kann es los gehen. Zu Bea´s Überraschung entscheidet sich auch Helmut dazu, den Ausritt mit zu machen. Bei umgerechnet 20 Euro pro Person für 2 Stunden Ausritt kann man aber auch nicht meckern.
Helmut bekommt einen mittelgroßen Fuchswallach, Bea einen etwas kleineren braunen Wallach. Kike steigt auf einen Schecken und ab geht´s in Richtung Fluss. Der Argentinische Sattel ist etwas ungewohnt, handelt es sich doch um eine Art Filzdecke, dann ein kleiner lederner Sattel und darüber nochmal so eine Art Kissen. Alles mi einem Gurt zusammen geschnallt und Steigbügel daran befestigt. Die Steigbügel sind eigentlich viel zu kurz für uns und so sitzen wir etwas gequetscht auf den Pferden, doch das scheint hier niemanden zu stören. Zuerst reiten wir entlang des Flussufers, bevor wir den Fluss dann mehrere Male durchqueren. Dann geht es am Fuße des Berghangs entlang, vorbei an den riesigen Kakteen und an rot leuchtenden Felsen.
Als wir heute Morgen unser Zelt abbauen sind wir leicht wehmütig, denn es hat uns wirklich sehr gut gefallen in San Augustin del Valle Fertile. Außerdem haben wir den kleinen schwarz-braunen Hund, der uns die letzten vier Tage auf Schritt und Tritt begleitet hat, schon richtig ins Herz geschlossen. Bea würde ihn sooo gerne mitnehmen, aber wohin nur mit ihm auf unseren Motorrädern?
Bereits gegen Mittag erreichen wir das Valle de la Luna
Bereits gegen Mittag erreichen wir den Parque Provincial Ischigualasto, der wegen seiner mondartigen Landschaft und merkwürdig-bizarren Gesteinsformationen auch Valle de la Luna genannt wird. Wir haben bereits mehrere Reisende getroffen, die uns sehr von dem Park vorgeschwärmt haben. Da man aber für umgerechnet 16 Euro pro Person eine geführte Tour buchen muss, sind wir uns etwas unschlüssig, ob der Park den Eintritt wirklich wert ist, sehen wir doch jeden Tag bei unserer Fahrt durch Argentinien beeindruckende Landschaft und tolle Felsformationen. Schließlich entscheiden wir uns aber doch zu bleiben und die Tour mitzumachen. Ein Pluspunkt ist auch, dass man hinter dem Verwaltungsgebäude des Parks zelten kann, es gibt Toiletten und sogar eine Dusche. Absolut beeindruckt sind wir auch von der Tatsache, dass hier kostenloses WiFi angeboten wird und das in einer Gegend, in der es außer Wüste und Steinen so weit das Auge reicht nichts gibt.
Zusammen mit circa 15 Autos reihen wir uns in einer Schlange auf und folgen dann ganz brav dem Guide, der in einem Jeep voran fährt. Das Fahren in diesem Autocorso macht uns überhaupt keine Spaß, kriechen wir doch bei durchschnittlich 15 km/h dahin und werden zum Dank von einer riesigen Staubwolke, erzeugt von den voranfahrenden Autos, eingehüllt. Na super, das geht ja schon mal gut los. Als wir am ersten von insgesamt 5 Stopps stehen bleiben und unser Guide der Reisegruppe eine gefühlte Ewigkeit auf Spanisch etwas erklärt, ist unsere Laune am Tiefpunkt. Wir verstehen nur Wortfetzten und der Mann redet und redet und redet… Außerdem ist es gerade früher Nachmittag, die Sonne steht im Zenit und brennt mit aller Macht auf uns herab. Binnen weniger Minuten garen wir im eigenen Saft, unsere Füße fühlen sich in den Endurostiefeln an wie aufgeschwollene Würste. *ahahaha*
Das einzig interessante an diesem ersten Stopp ist ein versteinertes Blatt, das sich auf der Unterseite eines Felsvorsprungs versteckt. Naja. Am dritten Stopp machen wir eine kleine Wanderung durch bizarr anmutende Gesteinsformationen. Hier hat man tatsächlich den Eindruck auf dem Mond zu sein, so schroff und unwirklich sind die uns umgebenden Felsformationen.
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Etwa auf halbem Weg macht Bea ein kurzes Päuschen in einem Chefsessel, bevor es weiter zu einem Platz mit vielen kleinen, runden Kugeln geht. Unserem Guide zufolge ist nicht bekannt, wie die kugelrunden Felsen entstanden sind und wie sie hier her gekommen sind. Auf dem Weg zum vierten Stopp halten wir immer mehr Abstand zur Gruppe, da der Track stellenweise ziemlich sandig ist und wir keine große Lust haben in Schrittgeschwindigkeit hinter den Autos her zu zuckeln. Unser letzter Tourstopp besteht aus einer weiteren mehrere Meter hohen Steinsäule, die sich direkt vor der massiven roten Bergkette erhebt. Hier ist die Tour zu Ende und zu unserer Freude erlaubt uns der Guide die restlichen 20 km bis zurück zum Parkeingang ohne die Gruppe zu fahren.
Ohne den kriechenden Autokonvoi vor uns zu haben macht die Strecke plötzlich richtig Spaß! Wir fahren entlang der massiven Felswand, die in der bereits tief stehenden Nachmittagssonne in intensivem Rot und Orange leuchtet und lassen es auf der staubige Piste so richtig krachen. Nach einer Weile geht die Landschaft in lauter hellgraue, sandfarbene, gelblich, ja sogar grünliche Felshügel über, durch die sich der weitere Track schlängelt. Immer wieder halten wir für Foto- und Videoaufnahmen an, so begeistert sind wir von der Umgebung. Als wir am frühen Abend ziemlich erschöpft, staubig und durchgeschwitzt zurück zum Parkeingang kommen, sind wir dennoch zufrieden mit dem Verlauf der Tour. Naja, zumindest mit den letzten 20 Kilometern!
Während wir unser Zelt aufstellen (GPS: S30 09.790 W67 50.515) und Bea beginnt unser Abendessen zu kochen, bekommen wir Besuch von einer Art Wüstenfuchs. Das kleine Tier scheint nicht besonders scheu zu sein und läuft eine ganze Weile auf dem Campingplatz herum und hält nach fressbarem Ausschau.
Wir sind froh diesen heißen, windigen und staubigen Glutofen zu verlassen
Wir sind froh, als wir heute Morgen unsere Motorräder bepacken und diesen heißen, windigen und staubigen Glutofen verlassen. Unsere nächste Station ist La Rioja, mit knapp 150.000 Einwohnern der größte Ort hier in der Gegend. Wir müssen unbedingt unsere Essensvorräte auffüllen und noch wichtiger, wir müssen eine Bank finden um uns mit Barem zu versorgen. Das stellt für uns im Moment ein echtes Problem dar, denn in den meisten kleinen Orten gibt es keine Bank und wenn doch, dann nehmen viele der Geldautomaten unsere Visa-Karte nicht. Die gut 200 km bis La Rioja haben wir bis zum späten Mittag geschafft. Die Landschaft ist weiterhin karg, dürres Buschland wechselt sich mit schroffen Felsformationen ab und wir fahren durch endlose Weiten zwischen einigen Bergketten entlang.
In La Rioja angekommen geht es für uns als erstes zu einem großen Supermarkt. Es ist mittlerweile schon fast ein Uhr, die Siesta naht und wir wollen nicht wieder vor verschlossenen Türen enden, so wie in San Juan. Zu unserer Freude finden wir auf Anhieb einen riesigen Supermarkt mit angeschlossenem Baumarkt. Da kann Helmut natürlich nicht anders und geht ebenfalls einkaufen. Heute auf seiner Liste: ein Päckchen Kabelbinder und eine Dose WD40. Danach macht sich Bea auf den Weg, unsere Lebensmittelvorräte wieder aufzustocken. Außerdem ist sie auf der Suche nach Aluminiumfolie, doch die kann sie im ganzen Supermarkt nicht finden. Auch ihr kleines Wörterbuch ist ihr keine Hilfe, dort finden sich zwar so sinnlose Wörter wie A wie Arbeitsagentur – wer zum Geier will in einem spanischsprachigen Land wissen, wie die deutsche Arbeitsagentur auf Spanisch heißt!? – aber A wie Aluminiumfolie wird nicht aufgeführt. Mist! An der Kasse dann das mittlerweile altbekannte Bild, riesige Schlangen von Kunden reihen sich hinter den Kassen, aber die Kassierer scannen und verpacken – ja, hier werden die Waren noch vom Kassierer selbst in Plastiktüten verpackt, was den Kassiervorgang nicht unbedingt beschleunigt – in einer Seelenruhe. Doch wer glaubt, dass Bea jetzt gelengweilt 15 Minuten in der Schlange wartet und Däumchen dreht, der irrt, denn binnen weniger Minuten weiß die ganze Schlange, dass sie aus Alemania kommt und so will jeder mit ihr sprechen. Der Herr direkt vor ihr zeigt ihr ganz stolz seine Motocross-Verletzung am Arm, die Dame eins weiter teilt mit, dass sie Freunde in Bonn und München hat und ein Urologe, der sogar recht gut Englisch spricht, präsentiert ihr auf seinem Smartphone ganz stolz Bilder von sich und seiner Frau am Brandenburger Tor. Er war dort auf einem Medizinerkongress. Aha. Es ist ja unglaublich, was man so alles über die Leute um einen herum in einer Warteschlange in Argentinien erfährt. Wie lustig! Als Bea endlich zurück bei den Motorrädern ist, hat auch Helmut ähnliche Geschichten zu berichten. Er wurde von mindestens 20 Leuten angesprochen. Einige haben nur unsere voll bepackten Motorräder bewundert, andere wollten ein Bild von sich und den Motorrädern machen und wieder andere haben ihm mitgeteilt, dass seine Señora – also Bea – gleich zurück ist, da sie schon an der Kasse steht. Wie lustig! Ach ja, und einer wollte Koka-Blätter verkaufen, aber da hat Helmut lieber dankend abgelehnt. Dafür gibt es jetzt erst einmal ein Sandwich zur Stärkung. Na nu, was ist denn mit dem passiert?
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Klaudia (Montag, 01 Dezember 2014 10:44)
Wie immer ein erfrischender Bericht. Bin auch von den Fotos und der Landschaft irrsinnig begeistert. Macht es weiter gut und passt auf euch auf.