Reisebericht Neuseeland
Einreise & Motorradimport:
Detaillierte Infos zu Einreisebestimmungen sowie zum temporären Fahrzeugimport findest du in unseren Länderinfos & Reisetipps Neuseeland
Route:
Hamilton - Te Aroha - Waihi - Whangamata - Hot Water Beach - Coromandel - Thames - Auckland - Kumeu - Helensville - Mangawhai - Ruakaka - One Tree Point - Whangarei - Oakura - Russell -
Opua - Kawakawa - Paihia - Waipapa - Kahoe - Awanui - Waipapakauri - 90 Mile Beach - Ngataki
Die Route auf der Google Karte dient der Übersicht und zeigt im Großen und Ganzen unsere gefahrene Strecke, im Detail kann es aber zu Abweichungen kommen.
Gefahrene Kilometer von Burghausen:
72.938 Km
Spritpreis:
1,30 € (91 Oktan)
Währung:
Neuseeland Dollar
Probleme mit den Motorrädern:
- Koffer, Seitenverkleidung und Sturzbügel nach Unfall stark beschädigt (Dicke Rosi)
Stürze/ Umfaller:
- Bea 1x
Gesundheit/ Verletzungen:
- tagelang steifer Nacken (Helle)
- div. Prellungen (Bea)
Heute geht es für uns endlich weiter in Richtung Coromandel Peninsula und so sind wir schon früh auf den Beinen um das Chaos, das sich die letzten Tage in unserem Gästezimmer bei Paul ausgebreitet hat, zu beseitigen. Unser Hab und Gut wird wieder auf den Motorrädern verstaut und ein bisschen Lasagne, die vom gestrigen Abend übrig ist, als Wegzehrung eingepackt. Als es ans Verabschieden geht, kommen auch die Nachbarn David und Trisch nochmal vorbei und wir bedanken uns bei allen, vor allem aber bei Paul (www.solowest.jimdo.com), für die tolle Zeit und wünschen ihm alles, alles Gute für seine bevorstehende Motorradreise durch Russland.
Leider hat Bea heute wiedererwartend nicht besonders viel Fahrspaß, was allerdings weniger an den Kurven, sondern mehr an ihrem neuen, naja, neuen gebrauchten, Vorderreifen liegt. Da ihr TKC 80 in der Mitte schon ziemlich glatt war und wir uns nicht sicher waren, ober er die letzten gut 1.500 km durch Neuseeland noch überstehen wird, hatten wir uns bei einem Motorradladen in Hamilton einen anderen gebrauchten Vorderreifen besorgt, der noch etwas mehr Profil als ihr jetziger TKC hatte. Leider verursacht der neue Reifen – ein Pirelli Scorpion Trail – extremes Lenkerflattern und Pendeln, so dass die Kurven mehr einer Zitterpartie als einer entspannten Fahrt gleichen. Mag sein, dass es daran liegt, dass auch das Profil dieses Reifen schon nicht mehr das Beste ist, oder der Reifen an sich ist für unsere Transalps keine so gute Wahl. Naja, wie dem auch sei, jetzt ist er drauf und bleibt auch für unsere restliche Fahrt durch Neuseeland drauf. Wollen wir mal hoffen, dass sich Bea vielleicht einfach noch an das neue „Fahrgefühl“ gewöhnt.
Obwohl es erst 4 Uhr nachmittags ist, checken wir auf dem einzigen und dementsprechend teuren Zeltplatz in dem kleinen Örtchen Hahei ein. Grund dafür ist unser geplanter Besuch am bereits erwähnten Hot Water Beach. Eigentlich ist das Meerwasser hier am Strand vor Hahei nicht heiß, doch im Sand entspringen unzählige bis zu 64 Grad Celsius heiße Quellen. Mit einer Schaufel bewaffnet kann man sich dann kleine Löcher graben, die sich halb mit heißem Quellwasser, halb mit kühlem Meerwasser füllen und so bekommt man quasi seinen eigenen heißen Pool. Soweit zumindest die Theorie. Ob das Ganze auch wirklich so funktioniert werden wir sehen. Zuerst stellen wir aber mal unser Zelt auf und verstauen unsere Wertsachen in den Motorrädern. Da wir noch etwas zu früh dran sind – die heißen Quellen sind nur bei Ebbe für gut eine Stunde geöffnet – nutzt Bea die Gelegenheit und tippt schnell unser Reisetagebuch nach.
Gegen 18 Uhr machen wir uns dann, bewaffnet mit unserem Klappspaten, auf den gut zehnminütigen Fußweg hinab zum Strand. Am Strand angekommen erwartet uns dann eine „böse“ Überraschung, bestehend aus gut einhundert anderen Touristen, die sich in zwei schmalen Bereichen des Strandes drängen und versuchen ihr „Hot Pool“-Loch zu buddeln.
(K)eine Idylle am Hot Water Beach
Eigentlich stehen wir ja gar nicht auf diese Arte von touristischem Massenauflauf, doch da wir extra auf dem relativ teuren Zeltplatz eingecheckt haben, wollen auch wir unser Glück versuchen. Leider ist die Brandung heute extrem stark und so zerstören die herein drückenden Wellen binnen Sekunden, was Helmut vorab mühsam ausgebuddelt hat. Außerdem sind die heißen unterirdischen Quellen nur auf zwei jeweils ca. 3 – 5 Meter breite Strandabschnitte unterteilt, was uns nicht wirklich viel Platz zwischen all den anderen fleißig schaufelnden und grabenden Touristen lässt. Nach ungefähr 30 Minuten haben wir bereits keine Lust mehr und ziehen relativ frustriert wieder von Dannen. Nein, den Hot Water Beach haben wir uns definitiv anders vorgestellt.
Für uns geht es heute weiter an der Küste der Coromandel Peninsula entlang. Bei bestem Wetter starten wir vom Hot Water Beach und fahren zunächst weiter an der Ostküste entlang Richtung Norden, bevor es dann auf der Westküste wieder nach Süden geht. In Whitianga stoppen wir um zu frühstücken und außerdem müssen wir dringend einige Emails checken sowie einige Anrufe bezüglich unserer bevorstehenden Verschiffung tätigen. Aber könnte man sich einen besseren „Arbeitsplatz“ vorstellen, als hier am Strand mit Blick auf die Mercury Bay?
Unser Ziel für heute ist Papakura, ein südlich von Auckland gelegener Vorort, wo wir das Haus von Rik ansteuern, bei dem wir bereits nach unserer Ankunft in Neuseeland für einige Zeit untergekommen waren. Die Wiedersehensfreude nach knapp 3 Monaten ist groß und so verbringen wir einen sehr netten Abend mit ihm. Leider hatte er, seit wir ihn das letzte Mal gesehen haben, etwas Pech, denn zuerst war ein Betrunkener mitten in der Nacht in sein Haus gerast und hatte die Garagentür sowie eine Hauswand zerstört und nur wenige Tage später fällt der Arme dann bei einem Motorradtreffen auch noch im Dunkeln von einem Absatz und bricht sich den Oberschenkel! Böse Zungen behaupten ja, dass vielleicht ein zu hoher Alkoholkonsum mit Schuld an seinem Unfall war, aber das können wir uns gaaaar nicht vorstellen!
Am Morgen machen wir uns zusammen mit Rik auf zur Tankstelle, wo wir einen Anhänger für sein Auto mieten. Danach geht es 30 km nach Norden in Auckland´s Zentrum, wo wir heute bei „Experience Motorcycles of Kingsland“ (www.experiencemotorcycles.co.nz) unsere Transportboxen abholen.
Zu unserer Freude passen sie super auf den Hänger und so ist die ganze Verladekation in gut einer halben Stunde über die Bühne. Mit einer Kiste Bier bedanken wir uns noch schnell bei John und seinen Mitarbeitern, dann geht es zurück zu Rik. Wir laden die Boxen in Rik´s Garage ab, wo Helmut dann auch die Motorräder vorbereiten und zerlegen wird. Dann noch schnell den Hänger zurück gebracht und wir haben Dank Rik´s Hilfe in nur 2 ½ Stunden diesen ersten Schritt auf den Weg zur Verschiffung unserer Motorräder erledigen können. Sehr gut! An dieser Stelle auch noch einmal vielen Dank an Rik, ohne dessen Hilfe das Ganze sicher nicht so schnell und reibungslos geklappt hätte!
Eigentlich wollten wir bereits heute weiter in Richtung Northlands fahren, doch da Rik und wir heute Abend bei der deutschen Auswandererin Sabine zum Essen eingeladen sind, bleiben wir noch einen Tag. Sabine hat uns nämlich zu einem ganz besonderen Essen eingeladen, sie hat nämlich extra für uns bayerischen Gäste Käsespätzle mit Rindsrouladen gemacht. Mhm, lecker! Außer Rick und uns ist auch noch Margret, eine junge Maori-Lady eingeladen. Zusammen verbringen wir einen sehr netten Abend mit interessanten Gesprächen und jeder Menge leckerem Essen. Als Nachtisch serviert uns Sabine dann auch noch einige ihrer handgemachten Pralinen, die sie in ihrem eigenen kleinen Cafe gleich hier um die Ecke auch vertreibt. Ja und was sollen wir sagen außer…. mhm, lecker!
Von Auckland aus geht es für uns nach Norden
Wiedererwartend sind wir heute richtig schnell mit dem Bepacken unserer Motorräder und so sind wir bereits um Punkt 9 Uhr „on the Road“ und auf dem Weg nach Norden. Zwar ist der Berufsverkehr auf dem Highway in Richtung Innenstadt schon fast vorüber, doch etwas zäh geht es trotzdem noch voran. Direkt im Stadtzentrum von Auckland biegen wir auf den Highway 16 ab, der uns etwas westlich um Nordauckland herum führt. Außerdem kommen wir so direkt bei Sabine vorbei und beschließen spontan sie in ihrem Kaffee besuchen zu kommen. Als wir vor ihrem Kaffee stoppen sind leider gerade alle Parkplätze belegt und so schafft Sabine einfach kurzerhand direkt vor ihrem Cafe Platz für unsere Bikes. Sobald die Motorräder abgestellt sind stürmen wir ihren kleinen Laden und ordern gleich mal zwei große Chai Latte und Bea sucht sich auch gleich noch eine leckere Schoko-Praline aus. Leider ist die Auswahl soooo riesig, dass sie am liebsten die komplette Palette bestellt hätte.
Als sich Helmut stöhnend auf einen der Stühle setzt, fällt Sabine auf, dass er seinen Kopf ganz schief und verspannt hält und so erzählt er ihr auf Nachfrage, dass er sich sein Genick heute Nacht irgendwie verlegt hat und jetzt seinen Kopf kaum mehr drehen kann. Kein Problem für Sabine, die greift nämlich sofort kräftig zu und massiert Helmuts Nacken und Schulter ein wenig. Leider ist die Massage für Helmut wenig entspannend und er zappelt vor Schmerz auf dem Stuhl hin und her. Aber wer seinen Kopf wieder bewegen will muss eben manchmal leiden. Nach erfolgreicher Verköstigung und Massage machen wir uns auf in Richtung Norden. Wir folgen dem Highway 16, der uns westlich von Auckland in Richtung Hinterland führt.
Die Strecke schlängelt sich in unzähligen Kurven entlang der sanften grünen Hügel und immer wieder erhaschen wir fantastische Aussichten auf das landwirtschaftlich geprägte Umland sowie den westlich gelegenen Kaipara Hafen. Trotz des eher teuren Pflasters entlang der Küste finden wir immer wieder kleine, einsame Buchten, die zum Pause machen und verweilen einladen. Leider kann Helmut die Strecke nicht besonders genießen, da sein steifer Nacken immer schlechter statt besser wird. Irgendwann ist es so schlimm, dass Bea an jeder Kreuzung vorfahren muss um ihm durchs Headset anzusagen, ob Gegenverkehr kommt oder nicht und ob er abbiegen kann, weil er seinen Kopf mittlerweile gar nicht mehr drehen kann. So nutzt er dann auch jede Pause um sich kurz hinzulegen und seiner Nackenmuskulatur wenigstens etwas Entspannung zu geben. Der Arme!
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Unser heutiges Ziel ist One Tree Point, ein kleiner Ort, der an den Hafen von Whangarai angrenzt. Wir sind nämlich bei Ian, den wir vor einigen Wochen auf der Südinsel kennengelernt hatten, eingeladen. Ian war zusammen mit seinem Freund Geoff mit Motorrädern unterwegs und wir hatten die beiden am Dansey Pass getroffen. Wie es der Zufall so will haben die beiden auch den Deutschen Tom auf seiner BMW getroffen und so kommt es, dass wir uns heute Abend alle zusammen bei Ian wieder treffen. Als wir in die Auffahrt zu seinem Haus einbiegen staunen wir nicht schlecht, denn das Gebäude entspricht eher einer riesigen Villa als einem gewöhnlichen Haus. Rings um das Gebäude reihen sich auch noch weitere Männerspielzeuge wie ein restaurierter, leuchtend roter Jeep Cherokee sowie einige weitere Geländewägen. Wow!
Die Landschaft ist ein Mix aus dichtem grünen Dschungel und kleinen Buchten
Tom und Geoff sind bereits vor Ort und so begrüßen wir erst mal alle, bevor wir von Ian mit zwei eisgekühlten Bier versorgt werden und dann sofort eine Führung durch das Haus bekommen und sogar der Jeep für uns angeschmissen wird. Zum Abschluss geht es dann noch in den Garten, der eine spektakuläre Aussicht auf die hinter dem Hafen von Whangarai untergehende Sonne bietet. Ja, doch, wir sind beeindruckt. Später am Abend kommt dann auch Ians Frau Christine nach Hause und die beiden laden uns zum Abendessen ins Pub nach Ruakaka ein. Ian hatte uns bereits erzählt, dass Christine ursprünglich aus Deutschland stammt und bei einem Gespräch mit ihr stellt sich heraus, dass sie in Garmisch aufgewachsen ist und noch immer Verwandte in Trostberg, das nur wenige Kilometer von unserer Heimatstadt entfernt liegt, hat. Ist ja mal wieder ein lustiger Zufall! Im urigen Pub werden wir dann mit lokal gebrautem Bier und lecker Pizzas versorgt. Mhm, lecker! Wir verbringen einen sehr netten Abend zu fünft und unterhalten uns über´s Motorradfahren und –Reisen sowie über unsere bayerische Heimat und so vergeht der Abend wie im Fluge.
Am nächsten Morgen kommen wir mal wieder gar nicht in die Puschen. Helmut ratscht stundenland mit Tom und Ian über Motorräder während Bea zusammen mit Christine und den beiden Hunden der Familie einen Strandspaziergang macht. Eigentlich hatte uns Ian angeboten, dass wir gerne ein paar Tage bei ihnen bleiben können und Helmut wegen seines verspannten Nackens doch unbedingt den Spa-Pool der beiden ausprobieren sollte. Das klingt zwar wirklich verlockend, aber leider haben wir nur noch ein paar Tage Zeit, bevor wir wieder zurück in Auckland sein müssen, um die Verschiffung unserer Motorräder in Angriff zu nehmen und so verabschieden wir uns gegen Mittag schweren Herzens von den beiden.
Tom hingegen macht sich auf den Weg nach Süden, denn auch seine drei Monate Neuseeland sind in ein paar Tagen vorbei und so muss auch er sich langsam von seinem Motorrad verabschieden und die Heimreise nach Deutschland antreten. Wir folgen den kleinen Küstenstraßen, die sich immer wieder an der Ostküste entlang schlängeln, bevor sie wieder ins Landesinnere abbiegen, nur um dann wenige Kilometer später wieder an der Küste hervorzukommen. Dieser zick-zack Kurs hat zur Folge, dass wir einen ständigen Landschaftsmix aus dichtem grünen Dschungel und kleinen Buchten mit fantastischer Aussicht auf den Südpazifik zu sehen bekommen. In dem beschaulichen Fischerdorf Russel machen wir im Schatten eines Baumes Brotzeit und genießen die Aussicht auf die „Bay of Islands“, bevor es mit einer kleinen Autofähre weiter nach Opua geht.
Motorrad Spaß am Ninety Mile Beach
Ja, richtig gehört, hier oben in den Northlands scheint es auf manchen Strecken so wenig Verkehr zu geben, dass sich der Bau einer Brücke wohl nicht rentiert und so finden sich in der Umgebung gleich drei Autofähren, die einige der Nebenstrecken miteinander verbinden. Die kleine Fähre, die uns von Russel nach Opua bringt, verkehrt zwischen Morgen- und Abenddämmerung im Minutentakt und ist mit 5,50 NZD pro Motorrad auch nicht besonders teuer. Viel spannender finden wir, dass die Fähranlegestelle hinter einer bergab-Rechtskurve liegt und nur mit einem kleinen Verkehrsschild darauf hingewiesen wird. Die Anlegestelle selbst ist weder durch eine Absperrung noch Schranke gesichert und wir fragen uns, ob nicht bereits das eine oder andere Auto, das mit Schwung um die Kurve kam, ganz schön zu tun hatte, um nicht direkt im Hafenbecken zu landen.
Die Überfahrt selbst dauert nur wenige Minuten und schon sind wir wieder auf der Straße und auf dem Weg nach Kawakawa, denn wir haben von Ian den Tipp bekommen, dass es dort öffentliche Toiletten geben soll, die vom berühmten österreichischen Künstler und Architekten Friedensreich Hundertwasser entworfen sein sollen. Und tatsächlich finden wir die Toiletten mitten im Ort und was soll man sagen… sie sind tatsächlich im typischen Hundertwasser-Stil gestaltet und wir finden sie eigentlich ziemlich cool.
Als nächstes geht es für uns auf in Richtung Ninety Mile Beach und so biegen wir bei Weipapakauri hinab auf den Strand, der offiziell als Straße geführt wird und auf dem man ganz legal sein Fahrzeug bewegen darf. Da wir beide noch nie am Strand gefahren sind, sind wir sehr gespannt was uns erwartet und siehe da, der Sand ist tatsächlich hart wie Beton. Naja, nicht überall, wie ein Mietcamper – die hier am Strand im Übrigen gar nicht fahren dürften – nach nur ein paar Metern erkennen musste. Er war zu weit oben gefahren, wo der Sand relativ weich ist und hat sich nun schön eingegraben. Wenn nun die Flut einsetzt, sind diese Fahrzeuge in der Regel nicht mehr zu retten. Unzählige Fahrzeuge sind so schon Opfer des Meeres geworden.
Der Trick mit dem Strand fahren ist nämlich, dass man nicht zu weit oben fährt, da der Sand dort trocken und somit weich ist, aber auch nicht zu weit am Meer, da er dort zu nass und somit auch wieder weich ist. Findet man aber die richtige Spur, wo das Meerwasser den Sand gerade so feucht macht, dass er schön zusammenhält, dann kann man sein Motorrad geradezu über den Strand fliegen lassen. Einfach genial!!! Da wir zeitlich gerade richtig dran sind – es herrscht Ebbe – und das Wetter fabelhaft ist, beschließen wir eine Zeit lang den Strand Richtung Norden hinauf zu fahren. Der Ninety Mile Beach ist entgegen seines Namens tatsächlich nur 55 Meilen, d.h. 88 Kilometer lang, aber diese Strecke reicht uns völlig aus, um über drei Stunden lang hin und her zu fahren, jede Menge Fotos und Videos zu machen und unsere Motorräder über den Strand fliegen zu lassen. Einzig auf die kleinen Bäche, die hin und wieder von den Dünen her in Richtung Meer laufen, muss man aufpassen, denn wo sie den Strand queren ist oft eine tiefe Furche in den Sand gegraben und da wollen wir eher nicht mit Vollgas reinfahren…
Die Gischt ist so stark, dass es teilweise so aussieht, als würde der Strand im Nebel liegen und es dauert auch nicht lange, da sind unsere Visiere total klebrig und milchig von der salzigen, feuchten Luft. Da dürfen wir unsere Motorräder auf jeden Fall ordentlich waschen, sobald wir wieder „an Land“ sind! Als plötzlich ein Reisebus, ja richtig, ein stink normaler Reisebus (!) aus dem Gischtnebel auftaucht und mit einem Affenzahn an uns vorbei schießt, bleibt uns fast die Spucke weg. Ah ja, so viel also zu dem Warnschild an der Zufahrtsstraße zum Strand, dass darauf hinweist, dass der Strand nur mit einem Allradfahrzeug befahren werden soll!
Es ist schon ziemlich spät als wir endlich zurück auf dem Highway Nummer 1 sind, der bis hoch an den nördlichsten Punkt Neuseelands führt. Da wir allerdings bis ans Cape Reinga noch einige Kilometer vor uns haben, beschließen wir einen DOC Zeltplatz etwa auf halber Höhe zum Cape anzusteuern. Eigentlich hatten wir gehofft, dass wir dort direkt am Strand zelten könnten, doch leider liegt der Zeltplatz einige hundert Meter hinter den Dünen. Wie schade! Wir sind gerade dabei unser Zelt am Ufer eines kleinen Flusses am Rande des Zeltplatzes aufzuschlagen, da kommt eine Frau vorbei, die uns zwar auf Englisch aber mit einem deutlich osteuropäischen Akzent erzählt, dass sie und ihre Familie nur wenige Meter weiter zelten und uns haben vorbeifahren sehen. Sie haben gerade gekocht und noch etwas übrig und so sind wir herzlich zum Abendessen eingeladen. Na da sagen wir natürlich nicht nein!
Wir düsen nur kurz zu den Kaltwasser Duschen um uns frisch zu machen, bevor wir uns zu der Gruppe gesellen. Es stellt sich heraus, dass die gebürtige Russin Lena mit ihrem Sohn Anton lange in Kasachstan gelebt hatte, wo sie ihren jetzigen Mann, den Holländer Marcel kennengelernt hat. Mittlerweile lebt und studiert Anton in Auckland während Lena und Marcel sehr viel auf Reisen sind, da Marcel im Öl- und Gasgeschäft tätig ist und viele internationale Projekte abwickelt. Wir erleben einen sehr spannenden Abend mit den Dreien sowie einem weiteren Deutschen Zeltnachbarn, der für ein halbes Jahr mit dem Auto in Neuseeland unterwegs ist. Lena und Anton sind sehr interessiert an unseren Erfahrungen aus Osteuropa und sind ganz begeistert als sie hören, dass wir durchweg nur positive Erfahrungen gemacht haben und die Menschen in Kasachstan, Russland, der Mongolei und allen anderen osteuropäischen Ländern als sehr (gast)freundlich und hilfsbereit erlebt haben. Leider haben wir über all die interessanten Gespräche total vergessen, dass wir unser Zelt offen stehen haben lassen, damit es austrocken kann und auch unsere Schlafsäcke, die von der letzten Nacht noch etwas feucht waren, hängen nach wie vor über der Wäscheleine.
Als wir gegen Mitternacht zu unserem Zelt zurück kommen, stellen wir entsetzt fest, dass durch die nächtliche Feuchtigkeit jetzt natürlich alles noch viel nässer ist als es eh schon war und so versuchen wir zumindest den Zeltboden notdürftig mit einem Handtuch trocken zu wischen bevor wir uns dann in unsere nassen Schlafsäcke verziehen. Scheiße!
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Tommy (Sonntag, 18 Mai 2014 23:18)
Na dann hoff ich doch mal das ihr die Nacht gut überstanden habt und wir schon bald neue Bilder und Eindrücke zu sehen bekommen. Gute Fahrt :)