Reisebericht Neuseeland
Einreise & Motorradimport:
Detaillierte Infos zu Einreisebestimmungen sowie zum temporären Fahrzeugimport findest du in unseren Länderinfos & Reisetipps Neuseeland
Route:
Whanganui Inlet - Cape Farewell - Takaka - Motueka - Ruby Bay - Hope - Brightwater - Lee Valley - Richmond - Nelson - Elaine Bay - French Pass - Elaine Bay - Havelock - Linkwater - Portage -
Waimaru Bay - Portage - Linkwater - Picton - (via Fähre) Wellington - Birchville - Waikanae - Levin - Foxton - Bulls - Turkina Valley - Wanganui - Hawera - Opunake - Okato
Die Route auf der Google Karte dient der Übersicht und zeigt im Großen und Ganzen unsere gefahrene Strecke, im Detail kann es aber zu Abweichungen kommen.
Gefahrene Kilometer von Burghausen:
71.451 Km
Spritpreis:
1,30 € (91 Oktan)
Währung:
Neuseeland Dollar
Probleme mit den Motorrädern:
- Fussraste rechts & Koffer nach Sturz stark verbogen (Dicke Rosi)
Stürze/ Umfaller:
- Bea 1x
Gesundheit/ Verletzungen:
- leichte Prellungen nach Sturz (Bea)
Als um 7 Uhr der Wecker klingelt und wir aus den Schlafsäcken kriechen, liegt eine einigermaßen erholsame und vor allem störungsfreie Nacht hinter uns. Es ist erst Mittag als wir uns auf den Weg von Nelson ins Rai Valley machen. Eigentlich fahren wir „nur“ auf dem Highway Nummer 6 entlang, doch auch diese gut ausgebaute Straße hat es in sich, denn sie führt über eine kleine Gebirgskette und so kommen wir schon mal in den Genuss einiger toller Kurven und Kehren. Als wir dann im Rai Valley auf eine kleine Landstraße in Richtung Norden abbiegen, nimmt der Verkehr deutlich ab, die Strecke ist jedoch nicht minder spannend, schlängelt sie sich doch durch dichte Wälder und windet sich kurvig an Berghängen entlang. Schließlich kommen wir in der Okiwi Bay, einem kleinen verschlafenen Fischerdörfchen, das direkt in einer malerischen Meeresbucht gelegen ist, an. Wir nutzen das schöne Wetter und machen eine kurze Kaffeepause und genießen die herrliche Aussicht auf die Bucht und das angenehm warme Gefühl der Sonne auf unserer Haut. Mhm, herrlich!
Von Okiwi Bay aus führt eine schmale Straße, die sich einen Bergkamm entlang windet, immer weiter nach Norden, bis sie schließlich nach gut 15 km in eine gute Schotterpiste übergeht. Nun trennen uns noch etwa 20 Kilometer vom sogenannten French Pass, dem nördlichsten Punkt dieser Landzunge. Zuerst führt uns die ziemlich staubige Kiesstraße durch ein grünes Dickicht aus Pinien, Farnen und Palmen, bevor die Landschaft schlagartig in Grasland wechselt und einen fantastischen Blick auf die umliegenden Sounds und die zerklüfteten, hügeligen Landzungen mit ihren kleinen Buchten sowie unzählige kleinere und größere Inseln freigibt. Da die Strecke meist direkt auf dem Bergkamm entlang läuft haben wir zu beiden Seiten der Fahrbahn geniale Aussichten auf das strahlend blaue Meer und die Wellen, die in der Nachmittagssonne glitzern. Nach dem Abstecher zum French Pass geht es für uns gleich weiter in den Kenepuru Sound. Auch hier führt eine von Fjorden und kleinen Meeresbuchten umgebene Landzunge bis weit ins Meer hinaus.
Eigentlich hatten wir geplant auf einem der kostenlosen DOC Zeltplätze am Ufer des Kenepuru Sounds zu zelten, doch leider ist das Platzangebot auf den beiden kostenlosen Plätzen sehr beengt und alle Stellplätze sind bereits von Backpacker-Bussen belegt. Na super! Da wir nicht auf den überfüllten Zeltplätzen bleiben wollen, beschließen wir noch weitere gut 40 km auf der Landzunge in Richtung offenes Meer zu fahren, da wir von einem abgelegenen DOC Zeltplatz entlang einer Kiesstraße in der Clova Bay gelesen haben. Da gut 30 km der Strecke Gravel Road sind, die teilweise mehr einer rütteligen Wellblechpiste gleicht und sogar ein paar kleinere fahrtechnische Herausforderungen in Form von engen Kehren mit mehr oder weniger losem Schotter zu bieten hat, steigt unsere Hoffnung, dass wir den Platz ganz für uns alleine haben. Zwischenzeitlich überlegen wir, ob wir unser Zelt nicht einfach an einer der malerisch gelegenen, einsamen Buchten aufstellen sollen, an denen wir vorbeifahren, doch leider scheint der Massentourismus bereits bis hierher vorgedrungen zu sein, denn überall stehen große „No Camping“ Schilder. Wie schade!
Als wir endlich in der Clova Bay ankommen, sind wir nur mäßig begeistert, denn über die relativ hohe Wiese verteilen sich unzählige Kuhfladen, die darauf schließen lassen, dass der Platz vor nicht allzu langer Zeit noch als Kuhweide benutzt worden sein muss. Zum Glück ist die Fläche recht weitläufig und so finden wir hinter einem kleinen Wäldchen dann doch noch einen recht netten Platz an einem Hang, an dem wir ungestört unser Lager aufschlagen können. Als Bea etwas später unseren Benzinkocher aufdreht um das Abendessen zu kochen, fällt ihr auf, dass das Benzin nicht an der Düse des Kochers sondern am oberen Gewinde der Benzinflasche herausspritzt. Scheiße! Jetzt darf Helmut auch noch in der Dämmerung anfangen, den Kocher auseinander zu bauen und nach dem Defekt zu suchen, das darf doch nicht wahr sein...
Zeit, der Südinsel Neuseelands Lebewohl zu sagen
Gott sei Dank ist das Problem schnell gefunden, denn der O-Ring, der den oberen Regler abdichtet, ist gerissen. Leider haben wir keinen passenden Ersatz dabei und so versucht Helmut in alter McGyver Manier eine Ersatzdichtung in Form eines durch einen Kabelbinder sowie eine Ringschelle geklemmten Benzinschlauch mit Schraube als Stöpsel zu bauen. Im ersten Moment sieht es auch so aus, als würde seine gewagte Konstruktion funktionieren, doch dank der einsetzenden Dunkelheit bemerken wir beide nicht, dass trotzdem noch ordentlich Benzin aus der Dichtung schießt. Der Deckel unseres Topcases, den wir als Tisch benutzen sowie drei Päckchen 5-Minuten-Nudeln, die darauf liegen, werden komplett mit Benzin eingesaut. Als Bea das Malheur bemerkt, steht alles schon völlig unter Wasser, nein, besser gesagt unter Benzin. Scheiße!!!! *ahahahah* Als hätten wir um acht Uhr abends nichts Besseres zu tun. Während Bea den Topcase Decke sowie die Nudelpäckchen abwäscht, probiert es Helmut nun mit Klebeband als O-Ring-Ersatz und siehe da, der Kocher funktioniert zumindest wieder soweit, dass wir noch schnell die 5-Minuten-Nudeln zubereiten können, bevor er wieder zu Mucken anfängt. Die weitere Reparatur wird allerdings auf Morgen verlegt und wir widmen uns jetzt lieber dem angenehmen Teil des Abends, nämlich ein kleines Lagerfeuer anheizen und ein Gläschen Billig-Rotwein aus der 3 L Kartonpackung schlürfen. Ja, das gefällt uns schon vieeeel besser.
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Zurück in Picton checken wir auf demselben Zeltplatz ein, auf dem wir bereits vor etwa sechs Wochen nach unserer Ankunft auf der Südinsel übernachtet hatten. Als Bea am nächsten Tag bereits früh morgens in der Campküche vor ihrem Netbook sitzt und fleißig in die Tasten haut wird sie plötzlich von Helmut unterbrochen, der eine interessante Schokomuffin-brennendes Feuerzeug-Esslöffel-Konstruktion herein trägt. Was er damit wohl vor hat? Na Bea überreichen natürlich, die hat nämlich heute Geburtstag! Da Helmut im örtlichen Supermarkt leider keine Kerzen auftreiben konnte, hat er in seiner typischen McGyver-Manier einfach selbst aus einem Feuerzeug, einem Kabelbinder, etwas Panzertape und einem Esslöffel eine Feuerzeug-Kerzen-Konstruktion gebastelt. Also diesmal kann Bea zumindest nicht behaupten, er hätte sich keine Mühe gegeben!
Trotz Bea´s Geburtstag verbringen wir den Tag ziemlich unspektakulär vor den Computern. Helmut muss die vielen Bilder und Videos der letzten Tage aussortieren und sichern sowie einen neuen Reisebericht auf unserer Homepage einbauen. Bea kümmert sich hingegen um den Berg an neuen Emails, der die letzten Tage wieder hereingekommen ist. Außerdem geht die Verschiffung unserer Motorräder so langsam in die heiße Phase und so muss auch hier einiges an organisatorischen Dingen vorbereitet werden.
Die Überfahrt über die als besonders rau und stürmisch geltende Cook Strait Meerenge ist auch heute wieder, wie bereits bei unserer Hinfahrt, absolut ruhig und so gleitet die Fähre ohne nennenswerten Seegang dahin.
Eigentlich wollen wir heute Nacht noch einmal wild campen und so versuchen wir später am Nachmittag zuerst am Manuwatu River unser Glück, denn laut Straßenkarte soll eine kleine Kiesstraße direkt am Fluss entlang führen. Als wir die Strecke entlang fahren, stellt sich jedoch heraus, dass zwischen dem Weg und dem Fluss eingezäuntes Farmland liegt und so haben wir keine Chance ein Plätzchen am Flussufer zu finden. Egal, denn nur ein paar Kilometer weiter nördlich kündigt die Straßenkarte den nächsten Fluss an. Hier können wir zumindest von einer Stelle her eine relativ Steile und buckelige Kiesabfahrt in Richtung Flussufer nehmen. Doch egal in welche Richtung wir über den schmalen teilweise ziemlich sandigen und holprigen Uferweg am Fluss entlang fahren, wir finden kein versteckt liegendes Plätzchen, das sich zum Zelten eignen würde. Viel schlimmer noch, an vielen Stellen entlang des Ufers liegt ohne Ende Müll angefangen bei leeren Mäcki-Tüten über zerbrochene Glasflaschen bis hin zu zerschlagenen Fernsehapparaten! Nein, hier wollen wir definitiv nicht bleiben. Als wir wieder zurück auf die Teerstraße fahren wollen, müssen wir um eine relativ enge Kurve herum und dann wieder den ziemlich steilen und buckeligen Kiesweg entlang der Uferböschung hoch.
Ein Sturz setzt die Hinterradbremse von Bea´s Motorrad außer Betrieb
Gerade als Helmut, der voraus fährt und den Hang bereits halb oben ist, Bea über´s Headset mitteilt, dass sie schon ordentlich am Gas bleiben muss, damit sie den steilen Hang rauf kommt, hört er schon, wie das Unglück seinen Lauf nimmt: „Alles klar, ich komme... Geht... Geht... Geht... Verdammt ist das steil... Oh… Nein... Nein... Nein... Ahhhhhh...“ Dann hört er nur noch ein lautes Rumpeln und ihm ist klar, dass es Bea NICHT den Hang rauf geschafft hat. Verdammt! Bis er sein Motorrad oben am Hang abgestellt und zurück gelaufen ist, hat Bea bereits den Tankrucksack abgebaut, damit er nicht wieder voller Benzin läuft und steht stocksauer und wild mit einem Fuß in den Boden stampfend neben ihrer „Dicken Rosi“, die auf der rechten Seite liegt. Gemeinsam ist das Motorrad schnell wieder aufgerichtet und auf den ersten Blick sind auch keine gravierenden Unfallschäden zu erkennen. Mit vereinten Kräften wird das Bike dann den restlichen Hang hinauf buxiert und oben abgestellt um es noch einmal in Ruhe unter die Lupe zu nehmen.
Bei genauerem Hinsehen fällt dann jedoch auf, dass es den rechten Koffer mal wieder etwas eingedrückt hat und er an der Seite ein paar neue Schrammen aufweist. Aber das ist alles nichts, was ein Hammer nicht wieder hinbiegen könnte. Etwas schlechter sieht es da schon mit der rechen Fußraste aus. Die hat es nämlich samt Fußrastenträger schräg nach vorne oben gebogen, was in Anbetracht der eigentlich relativ massiven Ausführung des Fußrastenträgers schon eine ganz ordentliche Leistung ist. Ohne ein langes Rohr wird´s hier schwer mit ausbiegen und so muss Bea wohl oder übel erst mal mit verbogener Fußraste und dadurch nicht mehr betätigbarer Hinterradbremse weiter fahren. Na super. Zum Glück ist Bea selbst außer einer ordentlichen Prellung am linken Schienbein nichts weiter passiert, ist sie doch quasi im Umfallen noch vom Motorrad abgesprungen.
Da wir es trotz zwei erfolgloser Versuche und Bea´s Umfaller noch immer nicht glauben wollen, dass wir heute kein geeignetes Buschcamping-Plätzchen finden können, versuchen wir unser Glück noch ein letztes Mal und biegen kurz vor Wanganui ins Turakina Valley ab. Die unasphaltierte Strecke durch das kleine Tal und entlang einer von Laubbäumen gesäumten Allee ist wirklich wie aus dem Bilderbuch. Da der Herbst mittlerweile Einzug in Neuseeland gehalten hat, wechseln die Blätter der Bäume langsam ihre Farbe und leuchten nun in wunderbaren rot und orange Tönen. Doch trotz all dieser Idylle finden wir auch hier keinen Zugang zu dem kleinen Fluss, der sich durch das Tal windet, denn wie bereits an allen anderen Flüssen, die wir heute bereits abgeklappert haben, ist auch hier das Ufer wieder durch Weiden abgezäunt. So ein Mist! Da es mittlerweile schon relativ spät ist und Bea mit ihrer verbogenen Fußraste und nicht bedienbaren Hinterradbremse nicht noch mehr Kieswege abklappern will, beschließen wir wohl oder übel auf einem Bezahl-Zeltplatz einzuchecken. Zu unserem Glück finden wir kurz vor Wanganui dann einen ziemlich ruhigen Zeltplatz direkt an einem kleinen See, an dem außer uns nur noch ein Mietcamper steht und so verbringen wir eben hier den Abend.
Mehrere Einheimische, mit denen wir die letzten Tage ins Gespräch gekommen sind, hatten uns bereits vor dem tropischen Wirbelsturm Lucy gewarnt, der in der kommenden Nacht und am nächsten Tag über die Nordinsel hinweg ziehen soll und auch die Dame vom Zeltplatz versucht uns zu überzeugen doch lieber eine Hütte zu nehmen als unser Zelt aufzuschlagen, nicht, dass wir in der Nacht davon geweht werden. Aber da das Wetter im Moment noch gut aussieht, wollen wir von einer deutlich teureren Hütte nichts wissen. Die Nacht bleibt dann erfreulicherweise auch ruhig und als wir am Morgen unsere Köpfe aus dem Zelt strecken ist es war bewölkt und etwas windig, von einem Wirbelsturm ist aber weit und breit nichts zu sehen. Wir sind noch nicht ganz fertig mit aufpacken, da fängt es dann aber doch zu regnen an und so schlüpfen wir schnell in unsere Regenkombis, bevor wir uns auf den Weg nach Okato machen.
Zu unserem Glück können wir die nächsten Tage wieder bei Heimo & Renate im Stony River Hotel unterkommen und dort quasi den Wirbelsturm und das schlechte Wetter aussitzen. Einige Stunden und jede Menge Wind und Regen später sind wir gerade dabei unsere Motorräder vor dem Stony River abzustellen, da kommen Renate und Heimo schon angelaufen, um uns zu begrüßen. Wie nett! Kaum sind wir in der Gaststube, da bekommen wir von Heimo zum Aufwärmen gleich eine Portion Braten mit Reis und Salat vorgesetzt und von Renate gibt´s zwei Bier. Ja, wir sind wieder im Paradies angekommen! Da das Hotel zurzeit ziemlich ausgebucht ist, wollen wir eigentlich im Garten zelten, doch das kommt für die beiden natürlich nicht in die Tüte und so quartieren sie uns kurzerhand in Renates Nähzimmer ein. Super!
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Dirk (Sonntag, 27 April 2014 12:22)
Bea sieht so richtig happy aus - na Liebe geht eben doch durch den Magen......
Tom (Samstag, 26 April 2014 07:47)
Grias eich, die Berichte ergänzen schön die Fotos, die man teilweise schon vom FB her kennt. Aber hier kann man mit euch irgendwie besser mitfiebern. Besonders als ihr beim Stony River eingetroffen seid, Bier und Braten statt Sturm und Regen :-)
Gute Fahrt euch beiden.
Die Verrückte und der Tom