Reisebericht Neuseeland
Einreise & Motorradimport:
Detaillierte Infos zu Einreisebestimmungen sowie zum temporären Fahrzeugimport findest du in unseren Länderinfos & Reisetipps Neuseeland
Route:
Auckland - Pukekohe - Raglan - Papanui Pt. - Te Mata - Makomako - Te Anga - Waitomo Caves - Otorohanga - Hamilton - Otorohanga - Mangakino - Taupo - Turangi - Kuratau Junction - Taumarunui -
Whangamomona
Die Route auf der Google Karte dient der Übersicht und zeigt im Großen und Ganzen unsere gefahrene Strecke, im Detail kann es aber zu Abweichungen kommen.
Gefahrene Kilometer von Burghausen:
63.432 Km
Spritpreis:
1,30 € (91 Oktan)
Währung:
Neuseeland Dollar
Probleme mit den Motorrädern:
- Spiegel links Klemmung repariert (Dicke Rosi)
Stürze/ Umfaller: -
Gesundheit/ Verletzungen: -
Als wir uns am Morgen auf den Weg machen, begrüßt uns Auckland mit strahlendem Sonnenschein. Es dauert nur wenige Minuten, dann haben wir das geschäftige Treiben der Großstadt hinter uns gelassen und tauchen ein in die wunderschöne Hügellandschaft des Hinterlands. In dem kleinen Küstenort Raglan sichten wir dann zum ersten Mal die Tasman See, die sich westlich von Neuseeland erstreckt. Das Wasser ist türkisblau und es tummeln sich etliche Surfer in den Wellen der Manu Bay, angeblich einem der besten Surfspots in ganz Neuseeland.
Von Raglan aus folgen wir einer schmalen Schotterpiste, die am Fuße von Mt. Karioi, einem knapp 800 m hohen, erloschenen Vulkankrater, direkt an der Küste entlang führt. Die Piste ist in recht gutem Zustand, auch wenn einige Kurven recht eng und die Straße ziemlich abfallend ist und man achtgeben muss, dass man nicht mit dem Gegenverkehr zusammen stößt. Da der Gegenverkehr in unserem Fall aber gerademal aus zwei Autos pro Stunde besteht, ist auch das kein Problem. Die Aussicht, die wir von hier oben auf die Küste und das Meer haben, ist geradezu spektakulär und wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Immer wieder halten wir an, um den Blick auf die schroffen Steilhänge der Küste, die sanft geschwungenen, saftig grünen Hügel und die vielen kleinen weißen Punkte, die darauf grasen, in uns aufzunehmen. Auch die Piste selbst ist ein wahres Motorradfahrer-Highlight, geht sie doch über viele Kilometer von einer Kurve in die nächste über.
Am späten Nachmittag legen wir am Swann Point Beach eine kurze Pause ein. Entgegen den australischen Stränden ist der Sand hier am Swann Point durch den Lavasand fast schwarz und zeugt von der explosiven Vulkanvergangenheit Neuseelands. Zwischen die graphitgrauen Sandkörner mischen sich immer wieder funkelnde Mineralien, die den Strand in der Sonne glitzern lassen. Wow, was für ein Anblick und das Beste ist, hier ist kaum eine Menschenseele und so haben wir den Strand fast für uns alleine.
Nur mit dem wild campen sieht es hier um den Mount Karioi eher mau aus. Die Gegend ist sehr hügelig und weitestgehend eingezäunt, so enden wir am Abend schließlich auf einem offiziellen Zeltplatz am Papanui Point, der jedoch total idyllisch in einem Tal direkt am Meer gelegen ist. (GPS: S37 53.473 E174 46.387) Nachdem wir unser Zelt aufgeschlagen haben, kommen wir gleich mit ein paar Einheimischen ins Gespräch, die hier mit ihren Familien die Weihnachtsferien verbringen und die tolle Landschaft für Cross Country Ausflüge mit ihren Dirtbikes nutzen. Sie geben uns gleich einige gute Motorradtipps und laden uns zum abendlichen Lagerfeuer ein.
Im Land der Hobbits
Doch als nächstes steht erst mal eine kurze Wanderung auf einen der Hügel an, von dem aus wir den Sonnenuntergang über dem Meer beobachten wollen. Da wir relativ früh dran sind, genießen wir es einfach einige Minuten auf dem Gipfel des Hügels zu sitzen, den Schafen und Kühen um uns herum beim Grasen zuzuschauen und die unglaublich tolle Landschaft um uns herum auf uns wirken zu lassen. Ja, wir verstehen schon jetzt, warum Neuseeland als Schauplatz für „Hobbitland“ ausgewählt wurde, die Landschaft hier ist unglaublich beeindruckend und fast schon surreal. Wir sind zutiefst begeistert! Als die Sonne dann am Horizont untergeht und in den Fluten der Tasmansee versinkt, tränkt das Abendrot die Hügel um uns herum in gleißend rotes Licht. Leider dauert das spektakuläre Schauspiel nur wenige Minuten und als die Sonne komplett verschwunden ist, wird es sofort merklich kühler und so machen wir uns schnell auf den Weg zurück zum Zeltplatz und in Richtung Lagerfeuer.
Heute geht es für uns weiter nach Hamilton, wo wir uns mit Paul treffen, mit dem wir vor gut 1 ½ Jahren zusammen durch Indonesien gefahren sind. Obwohl unsere gemeinsame Zeit durch Indonesien schon so lange her ist, fühlt es sich doch an als wäre es erst gestern gewesen. Am späten Nachmittag besuchen wir dann Stuart, einen Freund von Paul, der ein leidenschaftlicher Sammler alter Motorräder ist. Unter anderem besitzt er drei Velozett aus den 1950er Jahren. Sehr beeindruckend diese alten Bikes. Helle nutzt außerdem die Gelegenheit und borgt sich von Stuart einen Lötkolben aus, denn er muss dringend das Rücklicht am „Alperer“, das einen Wackelkontakt hat, reparieren.
Den Abend verbringen wir damit, Paul mit Tipps und Kontakten für Russland, die Mongolei und Kasachstan zu versorgen, da Paul im Mai diesen Jahres mit seiner treuen BMW von Vladivostok aus zurück nach England fahren will.
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Von Hamilton aus nehmen wir einige der kleinen Landstraßen, die uns durch das hügelige Farmland südöstlich von Hamilton führen. Das Wetter heute Vormittag ist sonnig, doch mit 20 Grad nicht wirklich sommerlich warm. Da wir doch deutlich länger für die Strecke zum Lake Taupo brauchen als erwartet, entschließt sich Paul doch nicht die ganze Strecke mit uns zu kommen und so stoppen wir an einem kleinen Cafe neben der Straße und haben noch einen Kaffee und einen kleinen Snack zusammen. Wir vereinbaren, Paul noch einmal besuchen zu kommen, wenn wir zurück in Richtung Norden kommen, und verabschieden uns dann von ihm. Es war super, ihn nach so langer Zeit einmal wieder zu treffen und wir hoffen wirklich sehr, dass dies nicht unsere letzte Begegnung war.
Zu Besuch am Lake Taupo - Neuseelands größtem See
Für uns geht es noch gut 50 km weiter Richtung Süden, bevor wir Taupo, die größte Stadt am gleichnamigen Lake Taupo erreichen. Als erstes geht´s für uns zu einem Aussichtspunkt auf einer Erhöhung etwas oberhalb der Stadt, von wo aus wir einen super Blick über den gesamten Kratersee haben. Mit stolzen 160 m Tiefe und einer Fläche von 622 km² ist Lake Taupo nicht nur deutlich größer als der Bodensee sondern auch der größte See Neuseelands. Er entstand vor rund 26.500 Jahren durch einen in sich zusammengebrochenen Vulkankrater.
Da die Stadt extrem touristisch und die Preise für Unterkünfte dementsprechend hoch sind, sind wir froh über ein neuseeländisches Motorradforum einen Tipp von einer hier heimischen Deutschen bekommen zu haben, wo man in der Nähe von Taupo kostenlos zelten kann. So schlagen wir unser Zelt nur gut 3 km nördlich von Taupo direkt am Ufer des Waikato Fluss, dem einzigen Abfluss des Lake Taupo, auf. Da das Wetter heute richtig warm ist und wir ganz schön schwitzen mussten, geht es für uns erst mal direkt in den Fluss, um uns etwas abzukühlen und frisch zu machen. Da der Fluss allerdings direkt aus dem riesigen Wasserreservoir des Sees gespeist wird, ist das Wasser dementsprechend kalt und es kostet uns ganz schön an Überwindung, uns in die kalten Fluten zu stürzen.
Auch der heutige Morgen begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und so machen wir uns bestens gelaunt auf, den Lake Taupo in Richtung Süden zu umrunden. Immer wieder erhaschen wir tolle Aussichten auf den in strahlendem Türkis leuchtenden See, bevor es dann hinauf in die Berge geht, die den See einrahmen und Überbleibsel des zusammengestürzten Vulkankraters sind. Der Ausblick vom Gipfel der Berge auf den Rund 700 m tiefer gelegenen See ist klasse, doch leider ziehen gegen Mittag dicke graue Wolken auf, die nichts Gutes verheißen. Desto weiter wir Richtung Westen fahren, desto ungemütlicher wird es. Die Temperaturen fallen auf rund 14 Grad, was sich dank böigem Wind und immer wiederkehrenden Regenschauern noch deutlich kühler anfühlt und so legen wir schließlich unsere Regenkombis an, die uns nicht nur vor den Schauern schützen sondern uns auch richtig warm halten.
Am Nachmittag erreichen wir dann Taumarunui, das den Ausgangspunkt zum „Forgotten World Highway“, einer ganz besondere Motorradstrecke, bildet. Wie der Name schon vermuten lässt, führt der „FWH“ auf gut 155 km durch die unberührte Natur der westlichen Nordinsel, bevor er schließlich in Stratford am Fuße von Mount Taranaki endet. Die kurvenreiche Straße führt uns in einem stetigen auf und nieder über unzählige Gebirgssättel und windet sich entlang der sanft geschwungenen, sattgrünen Hügel in Richtung Westen. Hin und wieder erspähen wir Schafe und Kühe, die auf den umliegenden Hängen weiden, ansonsten gibt es hier draußen jedoch nichts als unberührte Natur und jede Menge Fahrspaß für uns Motorradfahrer.
Ein Teilstück der Strecke, die durch eine schmale Schlucht entlang eines Flusses führt ist einspurig und nicht asphaltiert. Dank gutem Pistenzustand und unzähligen Kurven genießen wir die Fahrt durch den dichten Dschungel in vollen Zügen und kommen uns fast vor wie in einem Land vor unserer Zeit… wenn auf dieser Erde noch Dinosaurier leben, dann hier! Nur einige Kilometer weiter passieren wir den Moki Tunnel. Dieser 1936 erbaute, einspurige Tunnel ist 180 m lang und wenn man ihn durchquert ist es dank fehlender Beleuchtung fast stockfinster. Bezeichnenderweise für seine schmale Bauweise ist oberhalb des Tunneleingangs die Innschrift „Hobbits Hole“ zu lesen! An Kuriositäten mangelt es dem „Forgotten World Highway“ sicher nicht, denn schon wenige Kilometer nach dem „Hobbits Hole“ betreten wir die „Republik von Whanga“. Was das nun schon wieder ist? Na das fragt am besten die Einwohner des kleinen Städtchens mit dem für uns Deutsche fast unaussprechlichen Namen Whangamomona.
Im Jahr 1989 wurde die Gemeinde um den gleichnamigen Ort durch eine Verwaltungsreform in zwei unterschiedliche Verwaltungsregionen zugeordnet, doch da das den Einwohnern von Whangamomona überhaupt nicht in den Kram passte riefen sie kurzerhand die Unabhängigkeit aus und erklärten ihre Gemeinde zur Republik. Alle zwei Jahre wird die Unabhängigkeit nun mit einem großen Fest zelebriert zu dem außer den gut 300 Einwohnern der Gemeinde noch mehrere tausend Neuseeländer wie auch Touristen kommen.
Die vergessene Welt
Über den Tahora Saddle, von dem aus wir eine tolle, wenn auch leider durch die dichte Wolkendecke etwas getrübte, Aussicht haben, geht es weiter nach Whangamomona, der Hauptstadt der „Republik von Whanga“. Da es schon relativ spät ist und das Wetter auch nicht allzu einladend aussieht beschließen wir auf dem örtlichen Zeltplatz einzuchecken.
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Oggy (Dienstag, 18 Februar 2014)
Servus es zwoa!
Schee! Da bekomm ich glatt Lust ebenfals mal diese tolle "Insel" zu bereisen. Aber wie Klaudia schon schreibt bleibt es wohl bei der Reise im Kopf. :-P
Bleibt gesund und bringt die Transen gut vorran.
Gruss,
Oggy
Micha (Dienstag, 18 Februar 2014 07:47)
Schöner Bericht, macht Lust auf einen Abflug Richtung Down under!
Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht.
Euch Beiden weiterhin viel Glück!
Klaudia (Montag, 17 Februar 2014 10:29)
Tolle Gegend - wenn auch etwas einsam... Nachdem ich aber nie wirklich dort hinkommen werde, genieße ich, was ich dank eurer Reiseberichte mit Fotos "bekommen" kann. Schöne Zeit noch!