Verschiffung nach Australien


Reisebericht Australien



Einreise & Motorradimport:

Detaillierte Infos zu Einreisebestimmungen sowie zum temporären Fahrzeugimport findest du in unseren Länderinfos & Reisetipps Australien

 

Route:
Dili (East Timor) - Darwin (Australien) (mit Flugzeug)

 

Die Route auf der Google Karte dient der Übersicht und zeigt im Großen und Ganzen unsere gefahrene Strecke, im Detail kann es aber zu Abweichungen kommen.


Gefahrene Kilometer von Burghausen: 

33.380 Km

Spritpreis: 

1,15 € (E10/ 91 Oktan)
         
Währung: 

Australischer Dollar

Probleme mit den Motorrädern:
- Schalter für Zusatzscheinwerfer gelötet (Alperer)
- Kofferträger verstärkt und umgebaut (beide Motorräder)
- Seitenständer verlängert (Alperer)
- Behälter von Kettenöler abgedichtet
 
Stürze/ Umfaller: -

Gesundheit/ Verletzungen:
- Probleme mit den Ohren (Bea)


 

 

Nach nur 1 Stunde und 15 Minuten sehen wir die ersten Ausläufer des Northern Territory unter uns auftauchen und werden so langsam nervös. Wir haben die letzten 7 Monate in Südost Asien verbracht, wo Verkehrschaos, Menschenmassen, asiatische Gelassenheit und leckeres günstiges Essen unseren Tagesalltag bestimmt hatten. Nun befinden wir uns aber im Landeanflug auf ein Erste-Welt-Land, das vor allem durch seine unglaublich menschenleeren Weiten und beeindruckende Natur besticht. Wir sind schon soooo gespannt!

 

 

 

 

Bevor wir aber unseren Fuß auf Australischen Boden setzen dürfen, müssen wir erst mal Immigration und Zoll hinter uns bringen. Vor allem wegen der Zollkontrolle haben wir etwas Bauchschmerzen, haben wir doch unseren Benzinkocher und auch unser Zelt mit im Fluggepäck, da wir diese beiden Ausrüstungsgegenstände für unser Empfinden nicht sauber genug reinigen konnten und sie deshalb kurzerhand ins Fluggepäck gestopft haben, in der Hoffnung, dass wir nicht kontrolliert werden!


Bevor es zum Zoll geht, heißt es jedoch erst mal die Immigration passieren, was mit unseren gültigen Working Holiday Visa eigentlich kein Problem sein sollte. Möchte man zumindest meinen, denn kaum haben wir dem Beamten unsere Pässe vorgelegt, kommt auch schon eine Dame von der Sicherheit an, die uns in nicht wirklich freundlichem Ton mitteilt, dass wir ihr bitte folgen müssten, denn sie müssten unsere Visa noch einmal genauer überprüfen. Aha… Wir müssen vor einem Büro platznehmen, unsere Reisepässe werden uns abgenommen und dann heißt es erst einmal warten… nach ein paar Minuten kommt die Beamtin der Einwanderungsbehörde dann wieder aus ihrem Büro und ist diesmal sichtlich freundlicher zu uns. Sie entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten und die entstandene Wartezeit und erklärt uns, dass es äußerst ungewöhnlich ist, dass Deutsche Reisende mit einem Working Holiday Visa aus Timor-Leste nach Australien einreisen und unsere Daten deshalb besonders genau überprüft wurden. Naja, was sollen wir sagen, normal ist bei uns generell nicht viel!

 

 

 

 

Nachdem wir nun endlich die Immigration passieren können, kommt der für uns viel kritischere Teil der Kontrollen, jetzt müssen wir mit unserem Hand- und Fluggepäck nämlich noch durch den Zoll. Dieser ist wegen der hohen Quarantänevorschriften in Australien besonders streng. Nett lächelnd legen wir unsere Gepäckstücke auf ein Laufband und ein Beamter fragt uns, ob wir etwas zu verzollen hätten oder verbotene Gegenstände wie frische Nahrungsmittel, Muscheln oder ähnliches dabei haben. Wir lächeln noch immer, als könnten wir kein Wässerchen trüben und verneinen seine Fragen… und siehe da, der nette Mann wünscht uns einen schönen Aufenthalt in Australien und wir dürfen den Zoll passieren ohne unsere Gepäckstücke zu öffnen. Puh! Da fällt uns aber ein Stein vom Herzen. Wer weiß, ob der nette Mann immer noch so freundlich zu uns gewesen wäre, wenn er ein mehr oder weniger sauberes Zelt und einen Benzinkocher in unserem Fluggepäck gefunden hätte!

 

 


In Darwin zu landen ist wie in einer anderen Welt anzukommen


 

 

Mit etwas Verspätung kommen wir nun endlich in der Ankunftshalle des Flughafens an. Da der internationale Flughafen von Darwin wirklich klein ist, erspähen wir unseren „Abholservice“ auch sofort. Wir sind nämlich mit dem Australier Nick verabredet, den wir über das internationale Motorradforum „Adventure Rider“ kennen gelernt haben und der uns freundlicherweise angeboten hat, uns vom Flughafen abzuholen und für die ersten Nächte bei sich unterzubringen. Super! Wir wissen allerdings nur, dass Nick eine 990er KTM fährt. Davon wie er aussieht haben wir hingegen überhaupt keine Ahnung. Doch das ist alles kein Problem, erspähen wir doch sofort einen Typ, der ein selbstgebasteltes Schild mit der Aufschrift „Bea & Helle“ über den Kopf hält. Wie geil!


Nach einem sehr herzlichen „Hallo“ marschieren wir aus der Ankunftshalle hinaus und dann ist es endlich so weit, wir stehen auf Australischem Boden. Juhu!!! Wie geil ist das denn, wir haben es nach gut 10 Monaten und 32.539 zurückgelegten Kilometern endlich geschafft und sind in Down Under angekommen!


Und dann geht´s auch gleich los mit den „Wow´s“. Das erste „Wow“ ist Nicks riesigem SUV gewidmet, das zweite „Wow“ den breiten, super ausgebauten Straßen und das dritte „Wow“, als wir Nicks schickes Eigenheim samt obligatorischen Pool in einem netten Vorort von Darwin betreten. Ja, man merkt sofort, wir sind nun in einem gaaaanz anderen Land, das mit Südostasien mal abgesehen von der schwül-warmen Temperatur so gar nichts gemeinsam hat!

 

 

 

 

Außerdem stellt uns Nick seine beiden Hunde Coco und Molly vor. Schon etwas älter die beiden Damen, aber trotzdem zum knuddeln süß! Nach einer kurzen Stärkung bietet uns Nick, der heute zufällig frei hat, an, dass er für uns den Chauffeur spielt und uns gleich mal ein wenig die Stadt zeigt und wir schon mal einige wichtige erste Besorgungen machen können.

 

 

 

 

Unter anderem decken wir uns mit einer australischen SIM-Karte für unser Handy ein und legen uns einen USB-Internetstick mit Prepaid Karte zu. 180 AUD (= Australische Dollar) für 12 GB sind zwar ein stattlicher Preis, doch die Netzabdeckung mit Markführer Telstra soll sehr gut sein und da wir aufgrund unserer Homepage auf regelmäßigen Internetzugang angewiesen sind, wollen wir hier so unabhängig wie möglich sein.

 

Ach ja, wir hatten ja eigentlich angenommen, dass die Verständigung hier in Australien super klappen müsste, da wir nun das erste Mal auf unserer Reise in einem englischsprachigen Land sind. Aber weit gefehlt! Der berühmte australische Dialekt, vor dem uns schon mehrere andere Reisende „gewarnt“ hatten, hält tatsächlich, was er verspricht! Wir verstehen nämlich kaum ein Wort, denn die Australier nuscheln brutal und bringen beim Reden kaum ihren Mund auseinander, was es uns teilweise unmöglich macht zu verstehen, was unser Gegenüber da gerade von sich gibt! Wir hoffen ja wirklich, dass wir dieses australische Kauderwelsch nach einiger Eingewöhnungszeit etwas besser verstehen lernen, sonst könnten die nächsten Monate echt anstrengend werden! :-)

 

Außerdem kaufen wir uns bei einem Outdoor-Ausstatter zwei Kinder-Campingstühle, da wir das ständige am Boden sitzen bzw. Koffer abbauen, wenn wir irgendwo Campen, satt haben. Da die normalen Campingstühle alle riesig und demensprechend schwer sind, entscheiden wir uns für zwei Kinderstühle. Der Angestellte des Ladens schaut schon ganz böse als wir die Stühle Probe sitzen und als wir sie dann auch tatsächlich kaufen, erklärt er uns relativ motzig, dass das Kinderstühle sind und sie keine Garantie übernehmen, wenn wir Erwachsenen die Stühle benutzen. Ja, ja, denken wir uns, red du nur, ein bisschen was werden die Dinger ja wohl aushalten und sooo schwer sind wir ja nun auch wieder nicht! :-)

 

 

 

 

Außerdem kaufen wir uns noch einen Steckdosenadapter, damit wir unsere Elektrogeräte auch an australischen Steckdosen aufladen können. Nach einem so ereignisreichen Tag mit so vielen neuen und ungewohnten Eindrücken sind wir bis zum Abend total erledigt. Dank einem leckeren Glas eisgekühlten Weißwein und echtem Känguru-Steak geht´s uns allerdings gleich wieder viel besser und so verbringen wir einen sehr netten Abend mit Nick. Wir erzählen über unsere bisherige Reise und er gibt uns schon mal einige Tipps für unser bevorstehendes Australien-Abenteuer.

 

 

 

 

Da Nick und Penny heute beide arbeiten müssen, nutzen wir den ruhigen Vormittag um einige Internet-Aufgaben zu erledigen. Am späten Nachmittag ist Nick so nett, uns zum Honda-Dealer unseres Vertrauens zu fahren. In diesem Fall zu Cyclone Motorcycles, denn mit Mitarbeiter Tim, den wir ebenfalls über das ADV-Forum kennengelernt haben, sind wir schon seit einiger Zeit in Email-Kontakt. Er hatte sich auch freundlicherweise bereit erklärt, ein Päckchen mit unseren neuen Carnets sowie einigen Ersatzteilen aus Deutschland entgegen zu nehmen.


Nachdem das Päckchen ja laut dem Tracking der Deutschen Post teilweise als „verschollen“ galt, ist es nun Gott sei Dank doch noch aufgetaucht und wir sind heil froh es endlich in den Händen zu halten. Statt der von der Deutsche Post angegebenen Standartlaufzeit von 11 Werktagen war unser Packet über 6 Wochen unterwegs und wir waren uns zeitweise nicht sicher, ob das Teil überhaupt nochmal in Australien ankommt! Dass es jetzt endlich da ist, macht uns vor allem wegen unserer Carnets froh, denn wenn die irgendwo abhanden gekommen wären, nicht auszudenken! Ohne neue, gültige Carnets hätten wir nämlich nicht mal unsere Motorräder nach Australien einführen können!

 

Am Abend heißt es dann „Frohe Ostern“! Moment, frohe Ostern Ende April? Da sind wir irgendwie gut zwei Wochen zu spät dran… aber wenn wir den Inhalt unseres Pakets so anschauen, dann möchte man meinen, dass es zu 90 % nur aus Schoko-Ostereiern, Schoko-Osterhasen und anderem Süßkram besteht, den uns unsere Eltern geschickt haben! :-) Dass sich in dem Paket unter anderem auch Ölfilter, neue Bayern-Flaggen und zwei Paar neue DANE Handschuhe sowie unsere neuen Carnets de Passage befinden, fällt bei so viel Süßkram schon fast nicht mehr auf!

 

 

 

 

Auf diesem Wege möchten wir uns im Übrigen noch einmal bei der Firma Motoport bedanken, die uns mit je einem Paar DANE SUNDBY GORE-TEX Handschuhen unterstützt hat, nachdem unsere alten Handschuhe nach 10 Monaten täglichem Dauereinsatz, etlichen Stürzen und Dauerberieselung durch den asiatischen Monsunregen so langsam ihren Geist aufgeben.


Ach ja, was sich Bea´s Eltern bei der Auswahl des Paketkartons gedacht haben, ist uns auch nicht ganz klar. Selbst bei Cyclone Motorcycles wussten alle Mitarbeiter, dass ein „lustiges“ Paket mit halbnackten Manschgerln drauf aus Deutschland angekommen ist!

 

 


Die australische Biker Community ist unglaublich hilfsbereit


 

 

Da Nick und Penny Morgen Besuch von Verwandten bekommen, müssen wir unser Gästezimmer räumen. Wie es der Zufall so will haben wir aber schon eine neue Bleibe gefunden und wie könnte es anders sein, auch diesmal war uns ein Motorradforum wieder eine große Hilfe dabei.


So bringt uns Nick am Nachmittag zu Dave, der gut 20 km außerhalb von Darwin auf einem 5 Acre großen Grundstück direkt am Waldrand wohnt. Wow, wir sind mal wieder sprachlos über die Australischen Größendimensionen, oder welcher Normalsterbliche Mensch hat in Deutschland schon ein über 20.000 m² großes Grundstück und findet das ganz normal? Zur Begrüßung bekommen Nick und wir erst mal eine Runde eisgekühltes Bier in die Hand gedrückt. Ja, dieser Mann ist uns eindeutig sympathisch! Wir bedanken uns recht herzlich bei Nick für seine Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft und vereinbaren, ihn auf jeden Fall noch einmal besuchen zu kommen, wenn wir unsere Motorräder endlich wieder haben.

 

 

 

 

Da wir uns bei unserem Gastgeber auch etwas nützlich machen wollen und bei Dave und Sophie sowieso gerade der „Frühjahrsputz“ ansteht, verbringen wir den heutigen Tag genau so, wie man auch in Deutschland einen Putztag verbringen würde. Bea säubert die Fenster und wischt und saugt den Boden und Helle hilft Dave dabei, seinen leckenden Wassertank zu reparieren. Ach ja, und er muss die Deckenventilatoren vom Staub befreien, da sich Bea dank Höhenangst nicht auf die Leiter traut. Was für ein Mädchen sie doch manchmal ist. Außerdem funktioniert der Rasenmäherbulldog von Dave nicht mehr richtig und so versuchen die beiden Männer mehr oder weniger erfolgreich das Gefährt wieder in Gang zu bringen. Nach getaner Arbeit haben wir uns am Abend eine eisgekühlte Feierabendhalbe redlich verdient und so verbringen wir einen weiteren sehr netten Abend zusammen mit Dave und Sophie.

 

 

 

 

Heute ist es endlich soweit, wir haben von der Reederei die ersehnte Nachricht bekommen, dass das Frachtschiff mit unseren Motorrädern endlich in Darwin eingetroffen ist und wir nun alle Behördengänge in Angriff nehmen können. So leihen wir uns Sophies Yamaha XT aus und düsen ins Zentrum von Darwin um alle nötigen offiziellen Stellen abzuklappern.


Zu allererst geht es zum Zollbüro (GPS Koordinaten: S 12 27.478 E 130 50.411), wo wir unsere Carnets de Passage stempeln lassen wollen. Erfreulicherweise weiß man dort schon Bescheid, dass einige ausländische Motorräder angekommen sind und so bekommen wir binnen weniger Minuten unsere beiden Carnets de Passage gestempelt, ohne dass wir die Motorräder vorführen müssen. Super, hoffentlich geht das so problemlos weiter! :-)  

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Als nächstes geht es zum Büro der AQIS (GPS Koordinaten: S 12 24.285 E 130 52.695), der australischen Quarantänebehörde. Dieses liegt in der Nähe des Flughafens und so müssen wir leider wieder quer durch die Stadt düsen, aber naja, es hilft ja nicht. Dort angekommen, müssen wir gleich eine ganze Reihe von Unterlagen abgeben. Die vom Zoll gestempelten Carnets, die Fahrzeugscheine, Bill of Lading von unserer Reederei und auch unsere Pässe werden verlangt. Die Unterlagen werden nun von einem Mitarbeiter der AQIS kopiert und wir können einen Termin für die Quarantäneinspektion unserer Motorräder für den übernächsten Tag vereinbaren.

 

Nun noch bei Perkins, unserer Reederei, angerufen und den Tag sowie Uhrzeit der Quarantänekontrolle mitgeteilt und schon sind wir fertig. Naja fast, denn wir wollen noch einigen Versicherungsbüros einen Besuch abstatten und uns nach einer Kfz-Haftpflichtversicherung für unsere Motorräder erkundigen, die hier in Australien Pflicht ist. Leider gestaltet sich die Suche nach einem Versicherer relativ schwierig, denn die drei von uns aufgesuchten Büros erklären uns einstimmig, dass sie keine in Übersee registrierten Fahrzeuge versichern können. Na super, und nun!?


Naja, uns wird schon noch eine Lösung einfallen. Für heute haben wir allerdings erst mal die Nase gestrichen voll von weiteren Behördengängen und dem erledigen von organisatorischem Kram und so düsen wir zurück zum Haus unserer Gastgeber und genehmigen uns erst mal ein eisgekühltes Stress-Abbau-Bier!

 

 

 

 

Heute ist unser großer Tag, wir können – hoffentlich – die Motorräder endlich aus dem Hafen holen! Bereits früh am Morgen nimmt uns Sophie auf dem Weg in die Arbeit mit nach Darwin. Da wir erst am späten Vormittag den Termin mit unserem Frächter Perkins haben, nutzen wir die Wartezeit und das freie WiFi in der Fußgängerzone in Darwin um unsere Emails zu checken.

 

Dann geht es auf ins Hafenviertel, wo wir den Termin mit Perkins (GPS Koordinaten: S 12 27.657 E 130 50.876) und der Quarantäneinspektion haben. Wir haben noch gut eine halbe Stunde, bevor der oder die Beamtin der Quarantänekontrolle aufschlägt und so wollen wir zusammen mit dem Engländer Paul, der sich mit uns einen 20 Fuß Container geteilt hat, noch schnell das Finanzielle mit Perkins regeln. Leider ist „schnell“ definitiv nicht im Wortschatz der Perkins-Mitarbeiterinnen enthalten. Außerdem haben sie uns eine falsche Rechnung geschrieben. Wir sollen plötzlich LCL (Less Container Load) anstatt des von uns gebuchten FCL (Full Container Load) zahlen und auch die Posten unserer Rechnung, auf die zusätzlich noch eine australische Steuer erhoben wird, sind plötzlich viel mehr als in dem Angebot, das wir vor Wochen von Perkins bekommen hatten.

 

Eigentlich war ja mit den Mitarbeiterinnen ausgemacht, dass wir schon vor Tagen unsere finale Rechnung bekommen, damit eventuelle Ungereimtheiten bis zum Zahltermin geklärt werden können. Trotz mehrmaliger Erinnerungsemail und Telefonaten unsererseits haben wir die Rechnung natürlich nicht vorab bekommen und nun haben wir den befürchteten Salat. Die Rechnung stimmt hinten und vorne nicht, keiner kennt sich aus, keiner fühlt sich zuständig und die Kollegen in Dili, die angeblich falsche Infos geliefert haben, gehen nicht ans Telefon. Na super! Bea, die für die organisatorischen Dinge in unserem Team verantwortlich ist, ist normalerweise bei solchen Problemen mittlerweile wirklich relativ ruhig und entspannt und versucht, sich mit freundlichem Lächeln und Diplomatie durchzukämpfen. Heute allerdings reißt ihr der Geduldfaden, denn sie ist von der Unfähigkeit des gesamten Perkins Büros, die sich ja jetzt schon seit über 2 Wochen dahin zieht, so genervt, dass das jetzt irgendjemand büßen muss.

 

Angefangen von immer wieder verschobenen Terminen, Unwissenheit der Mitarbeiter, mangelnder Kommunikation zwischen den Mitarbeitern und, und, und… das ist für eine Unternehmen in einem Erste-Welt-Land unserer Meinung nach nicht tragbar. Na egal, nun schreit sie also los. Schreit die mittlerweile drei versammelten Mitarbeiterinnen zusammen, verteilt wütend Befehle und motzt so lange vor sich hin, bis wir im dritten Anlauf – ja, die Damen mussten die Rechnung insgesamt dreimal neu schreiben, weil immer wieder Fehler drin waren – endlich die unserer Meinung nach korrekte Rechnung in Händen halten. Der Unterschied zwischen Rechnung Nummer eins und vier? Circa eine dreiviertel Stunde Wutanfall bei Bea, drei total angenervte Perkins-Mitarbeiterinnen und ein umgerechnet über 300 Euro geringerer Endbetrag für Paul und uns. Na bitte, geht doch! :-) Das wir nach so viel Theater nicht mehr nach einem gemeinsamen Foto gefragt haben, dürfte auch klar sein.

 

 


Für die Quarantäne Inspektion müssen unsere Motorräder super sauber sein


 

 

Nach so viel „Bea außer Rand und Band“ sind die drei Damen sichtlich froh, als endlich die Mitarbeiterin der Quarantäne kommt und mit uns zu den Motorrädern nehmen will. Wir hatten bereits von anderen Reisenden gehört, dass die „Chinesen-Lady“ die schlimmste und penibelste aller Inspektoren sein muss und dreimal dürft ihr raten, welcher Quarantäne-Inspektor zur Türe herein gewatschelt kommt… na die „Chinesen-Lady“ natürlich! Oh nein! Da Paul und Helle schon vor geraumer Zeit aus dem Büro geflüchtet waren, da sie sich in Bea´s „Business“ nicht einmischen wollten, heißte es nun die beiden aufklauben, bevor wir in den abgesperrten und von Sicherheitspersonal bewachten Hafenbereich gehen. Doch die beiden sind weit und breit nicht zu finden. Nicht auf der Herrentoilette, nicht in der angrenzenden Kantine, nicht auf dem Außengelände vor dem Perkins-Büro… Bea, deren Nerven sowieso schon blank liegen, kriegt die totale Kriese und die „Chinesen-Lady“ wird auch schon ungeduldig, da wir jede angefangene halbe Stunde ihrer Zeit bezahlen müssen und sie keine Zeit verschwenden will. *ahahaha*


Na egal, irgendwann meint die Inspektorin, sie könne nicht mehr länger warten, packt Bea in ihr Auto und die beiden fahren gemeinsam durch den Hafenbereich bis zu dem Lagerhaus, in dem der Container mit unseren Motorrädern auf  die Überprüfung wartet. Als sie dort ankommen, traut Bea allerdings ihren Augen nicht, sind Paul und Helle doch schon dabei die Motorräder zu entladen. Hä!? Wie die hier rein gekommen sind und warum ihr mal wieder keiner Bescheid gesagt hat!? Man weiß es nicht, ist jetzt aber auch egal, denn es geht sofort los mit der Quarantänekontrolle. Und was sollen wir sagen, die „Chinesen-Lady“ ist wirklich extrem penibel. Der Tank muss runter, der Luftfilter raus, in jeden noch so kleinen Winkel am Motorrad wird mit der Taschenlampe geleuchtet oder mit dem Finger drüber gewischt, um möglichen Dreck zu finden. Sogar das Kühlwasser wird auf ausreichenden Kühlmittelanteil untersucht, könnte doch in reinem Wasser irgendetwas eingeschleppt werden. Aber: 7 Tage Putz-Marathon und der Einsatz einer Zahnbürste haben sich gelohnt, die Motorräder sind blitzeblank und die Dame findet nichts. Yeah!

 

Als nächstes kommt unser Gepäck dran. Wir müssen unsere Koffer und Softbags komplett ausräumen. Schlafsäcke und Isomatten müssen aus den Kompressionshüllen raus und sogar unser Erste-Hilfe-Bag wird bis ins kleinste Detail durchsucht. Beinahe wäre uns das sogar zum Verhängnis geworden, denn Bea hat einige Röhrchen mit homöopathischen Globuli dabei, unter anderem auch „Arsenicum album“ dass bei Lebensmittelvergiftung, Durchfall und Erbrechen eingesetzt werden kann. Interessiert hat die Frau Inspektorin allerdings nur das Wort „Arsenicum“, also Arsen.

 

Und dann ging´s auch schon los, für was wir so was brauchen, dass das giftig und verboten sei…. Bea hatte echt Mühe, der Dame klar zu machen, dass in dem Fläschchen kein Arsen enthalten ist, also zumindest nicht in einer Dosierung, die einen Hops gehen lassen würde. Mann, war das eine schwere Geburt, bis sie Bea geglaubt hat, dass in dem Fläschchen nichts Gefährliches drin ist! Weiter geht es mit Helles Mini-Kompressor. Diesen konnte Bea nicht hundertprozentig sauber bekommen, da das Gehäuse aus verpresstem Plastik besteht. Und siehe da, auch das fällt der Dame sofort auf. Auch hier wieder ein längeres hin und her, doch am Ende bekommen wir auch unseren Kompressor zurück. Geholfen hat dabei wohl auch, dass der sonstige Gesamteindruck unserer beiden Motorräder sowie unseres Gepäcks tip top war und die so gefürchtete „Chinesen-Lady“ vor lauter Begeisterung über die Sauberkeit unserer Fahrzeuge sogar mal kurz gelächelt hat!

 

 

 

 

Nicht so gut ergeht es dann hingegen Paul. Er hatte in Dili nur knapp 2 Tage mit dem Reinigen seines Motorrad verbracht und das, obwohl wir ihn darauf hingewiesen hatten, dass da schon noch ordentlich Schmiere und Dreck auf seinem Bike sind.


Nun rächt sich das nicht genug Putzen allerdings, denn die „Chinesen-Lady“ ist plötzlich gar nicht mehr so freundlich und schickt den armen Paul dann sogar zweimal zur Nachreinigung! Oh jeh! :-/ Da es mittlerweile schon später Nachmittag ist, vereinbaren wir mit Paul, dass wir schon mal zur einige Kilometer entfernten MVR (= Motor Vehicle Registration, also so eine Art Zulassungsstelle) voraus fahren und dort den Papierkram für unsere und auch sein Bike wenn möglich schon mal erledigen, so dass er es dann nur noch kurz beim „Technical Check“, einer Art TÜV, vorfahren muss.

 

Gesagt, getan und so düsen wir also zur MVR (GPS Koordinaten: S 12 26.217 E 130 50.378/ MVR Darwin, 18 Goyder Road, Parap www.transport.nt.gov.au/mvr/mvr-contacts) wo wir, genau wie in der deutschen Zulassungsstelle auch, erst mal eine Nummer ziehen und dann warten müssen. Und warten. Und warten. Als wir endlich an der Reihe sind, ist es bereits halb 4 Uhr. Ganz wie die Behörden Zuhause in Deutschland werden auch hier um Punkt 4 Uhr die Schotten dicht gemacht und so pressiert es nun langsam. Da der Mitarbeiter, bei dem Bea vorspricht, sich natürlich nicht mit in Übersee registrierten Fahrzeugen auskennt, muss erst mal eine Kollegin geholt werden. Diese ist aber wiedererwartend super kompetent und freundlich und Bea bekommt im Nu die Richtigen Formulare, die wir ausfüllen müssen. Während Bea also den Papierkram erledigt, kümmert sich Helle um den „Technical Check“, der gleich ein Häuschen weiter durchgeführt wird und um die 30 AUD pro Motorrad kostet.

 

 

 

 

Zum Glück testen die Mitarbeiter nicht wirklich viel und so bekommen wir nach nur einer halben Stunde die Prüfberichte für unsere Bikes. Zusammen mit den Berichten und den ausgefüllten Unterlagen heißt es nun – es ist im Übrigen mittlerweile kurz vor 4 Uhr! – wieder rein zum Schalter und unsere ausgefüllten Unterlagen, den Prüfbericht vom „Technical Check“ sowie unsere Carnets, Fahrzeugpapiere und Pässe abgeben. Gott sei Dank haben die Mitarbeiter Erbarmen mit uns und stellen uns unsere temporäre Fahrerlaubnis gleich noch aus. Zu unserer Freude gibt´s die im Übrigen sogar kostenlos! Außerdem kaufen wir für stolze 70 AUD eine für einen Monat gültige Kfz-Haftpflichtversicherung.

 

Da wir von anderen Reisenden wissen, dass die Kfz-Haftpflichtversicherung in anderen Bundesstaaten Australiens wesentlich günstiger sein soll, entscheiden wir uns dafür, dass wir, wenn wir nach Queensland kommen, uns dort einfach erneut nach einer Kfz-Haftpflichtversicherung umschauen werden. Als wir endlich fertig sind, sehen wir draußen auf dem Parkplatz vor der MVR einen Jeep mit Schweizer Kennzeichen stehen. Da müssen wir natürlich sofort hin und das ganze näher erkunden und so lernen wir Paul & Brigitte kennen. Die beiden sind schon seit Ende 2006 auf Weltreise mit ihrem Jeep und haben schon eine ganze Menge Kilometer hinter sich. (www.circumnavigation.ch)

 

 

 

 

Ach ja, vor lauter Aufregung und Zeitdruck der letzten halben Stunde bemerken wir erst jetzt, dass Paul noch immer die neongelbe Sicherheitsweste, die wir beim Betreten des Hafenbereichs haben anziehen müssen, an hat. Selbst ihm ist es nicht aufgefallen, denn er war, als sein Motorrad endlich fertig war mit der Nachreinigen, einfach aufgestiegen und losgedüst und hatte vor lauter Zeitdruck komplett vergessen, die Sicherheitsweste beim Verlassen des Hafengeländes wieder zurück zu geben! Wie geil!

 

Da wir nun endlich unsere Motorräder zurück haben kann sich Helle nun daran machen, einige Servicearbeiten durchzuführen, die er in Dili nicht hat machen können. Da bei Helles Bike in Indonesien dank der schlechten Schlaglochpisten erneut der Kofferträger gebrochen war und es außerdem bei beiden Motorrädern den Kettenschutz abvibriert hatte, muss er als erstes einige Schweißarbeiten durchführen.

 

Obwohl Dave eine gut ausgestattete Werkstatt in seinem „Shed“ (eine Art Gartenhütte/Werkstatt) hat, besitzt er kein Schweißgerät und so zieht Helle heute los um sich ein Wig-Schweißgerät auszuleihen. Dank Internetrecherche findet er auch schnell eine Firma, bei der er sich das Schweißgerät, eine Gasflasche und einen Schweißschirm ausleihen kann und typisch Helle packt er das komplette Gerät einfach mal auf seinen „Alperer“. Bloß gut, dass ihn auf dem weiteren Weg keine Polizeistreife aufgehalten hat, denn diese Art der Beladung ist mehr als gemeingefährlich!

 

 

 

 

Da Helle außer dem Schweißgerät auch noch einige Stückchen Edelstahl braucht um die Kofferträger an beiden Motorrädern noch einmal zu verstärken, klappert er noch einige stahlverarbeitenden Betriebe ab. Außerdem haben wir uns entschieden, uns wenn möglich ein Topcase zuzulegen und so will Helle auch gleich die entsprechenden Aufnahmen an den Trägern vorbereiten. Erfreulicherweise wird er schnell fündig und nachdem er den Mitarbeitern des Betriebs erzählt hat wo er herkommt und warum er die Metallteile braucht, darf er sich sogar im Container mit den Metallresten kostenlos bedienen. Klasse!


Der Mitarbeiter ist sogar so interessiert, dass er gerne einen Blick auf Helles „Alperer“ werfen möchte. Als er das Motorrad erspäht, schaut er jedoch ganz verdutzt und fragt Helle in vollem Ernst ob Deutsche denn wohl immer mit einem Schweißgerät im Gepäck auf Weltreise gehen würden? *ahahahaha* Nachdem Helle nun erfolgreich alle benötigten Teile für die Service- und Umbauarbeiten an unseren Bikes besorgt hat, heißt es die nächsten Tage fleißig schrauben und werkeln, damit wir möglichst bald losstarten und Down Under unsicher machen können! Mensch, da freuen wir uns schon so richtig drauf!

 

 

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